Mahnmal für schwul-lesbische Opfer des Nationalsozialismus verschandelt
Der Vorfall von Köln spreche «Minderheiten und vermeintlichen Randgruppen» den Respekt ab
Wie das Queere Netzwerk NRW am Freitag mitteilte, wurde das Kölner Mahnmal für die schwulen und lesbischen Opfer des Nationalsozialismus mit Parolen und Symbolen beschmiert. Erst einen Tag zuvor war in Mainz die Stele gegen Queerfeindlichkeit mit Hakenkreuzen entstellt worden (MANNSCHAFT berichtete).
Das Kölner Mahnmal in Form eines Rosa Winkels gibt es seit 1995, es befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Hohenzollernbrücke und erinnert an die Mitglieder der queeren Communities, die in der Zeit des Nationalsozialismus kriminalisiert, verfolgt und getötet wurden.
Gleichzeitig steht das Mahnmal «in seiner Wiederaneignung des Symbols für Stärke und Überlebenskraft der Communities», wie es in der Pressemitteilung des Queeren Netzwerks NRW heisst. Demnach sei wegen der Schmierereien am Mahnmal bereits Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet worden. Die Stadtverwaltung sei über den Vandalismus ebenfalls informiert und habe die zeitnahe Reinigung des Gedenksteins zugesagt.
«Wir sind schockiert über die Schändung», so Thiemo Burghof-Parkin, erster Vorsitzender des schwulen Männerchores Zauberflöten. In ihrer Rolle als Paten sorgen die Mitglieder dieses Chors für Pflege und würdevollen Umgang mit dem Gedenkstein und dokumentierten die Beschädigung. (MANNSCHAFT berichtete darüber, wie Jugendliche in Österreich das Gedenken an queere Opfer des NS-Regimes aufrecht erhalten.)
Ort mit hoher emotionaler Bedeutung Einen Ort mit so hoher emotionaler Bedeutung zu verschandeln, sei mehr als blosse Sachbeschädigung, sagt Burghof-Parkin. «Das ist ein Zeichen von Queerfeindlichkeit. Es zeugt von einer menschenfeindlichen Haltung, in der Minderheiten und vermeintlichen Randgruppen der Respekt abgesprochen und ihre historische Verfolgung verharmlost wird.»
In einer Pressemitteilung äusserte sich auch NRWSPDqueer zum Vorfall und stellt sich gegen «eine geschichtsvergessene Verharmlosung queerfeindlicher Verfolgung und menschenfeindlicher Ideologie». Demnach liege hier keine blosse Sachbeschädigung vor, sondern «ein Angriff auf eine würdige Erinnerungskultur».
Holocaust-Gedenktag am 27. Januar Fabian Spies, Landesvorsitzender von NRWSPDqueer, sagt: «Ich verurteile diese Tat auf das Schärfste. Wer zum feigen Vandalismus greift, der greift unsere offene und vielfältige Gesellschaft an. Der Vorfall macht aber auch deutlich, dass eine würdige Erinnerungskultur und aktive Antidiskriminierungspolitik nach wie vor gebraucht werden.»
Im Andenken an die queeren Opfer des Nationalsozialismus findet am Kölner Mahnmal jährlich zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar eine Veranstaltung statt. Ob diese 2022 unter Pandemiebedingungen in Präsenz oder Online stattfinden wird, wollen die Veranstalter*innen erst kurz zuvor bekanntgeben. (In Berlin gestand kürzlich ein Rentner, dass er Farb-Anschläge auf das Mahnmal in der Hauptstadt verübt habe – weil er auf das Schicksal minderjähriger Flüchtlinge aufmerksam machen wollte.)
Das könnte dich auch interessieren
Politik
FKK-«Bildungsreise» von Mannheimer Stadtrat Ferrat sorgt für Wirbel
Die 44-jährige Mimi aus Rheinland-Pfalz reist mit in den FKK-Swinger-Urlaub des Mannheimer Stadtrats Julien Ferrat nach Frankreich. Was sie sich von der Reise erhofft.
Von Newsdesk/©DPA
Bi
Lust
Deutschland
Justiz
Kein sicheres Herkunftsland, wenn Homosexuelle verfolgt werden
Listen sicherer Herkunftsstaaten ermöglichen schnellere Asylverfahren. Italien nutzt sie bei seinem umstrittenen «Albanien-Modell». Nun macht das höchste EU-Gericht dafür Vorgaben.
Von Newsdesk/©DPA
News
International
Sport
«Nur biologisch weiblich»: World Athletics bittet Frauen zum Gentest
Der Leichtathletik-Weltverband verlangt zur WM verpflichtende Gentests von den Athletinnen. Das biologische Geschlecht soll damit überprüft werden. Der Präsident verteidigt die Massnahme.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
Geschlecht
Berlin
Schwuz meldet Insolvenz an: Kann die Community den Club retten?
Der Berliner Club Schwuz, seit fast fünf Jahrzehnten ein zentraler Ort queerer Kultur, hat Insolvenz angemeldet. Trotz finanzieller Schieflage soll der Betrieb vorerst weiterlaufen – mit Unterstützung der Community soll ein Neuanfang gelingen.
Von Newsdesk Staff
Deutschland