Queerfeindlichkeit damals und heute: Ausstellung im ehemaligen KZ
Die Gedenkstätte Bergen-Belsen zeigt Sonderausstellung «Rosa Winkel»
Vom 25. Januar bis zum 21. April 2024 ist in der Gedenkstätte Bergen-Belsen die Wanderausstellung «Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora» zu sehen.
In einer Pressemitteilung heiss es diese Woche: «Etwa 700 Männer wurden im Nationalsozialismus als Homosexuelle in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora verschleppt. Dort mussten sie zur Kennzeichnung einen rosa Winkel auf ihrer gestreiften Häftlingskleidung tragen.»
Und weiter: «Das Konzentrationslager Bergen-Belsen war seit Frühjahr 1944 ebenfalls Zielort für Transporte mit homosexuellen Häftlingen, darunter auch aus den KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora. Unter welchen Bedingungen sie im KZ litten und welche Erfahrungen sie auch nach der Befreiung machten, erzählt diese Ausstellung.»
«Folgen für die Gegenwart» Die Direktorin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Elke Grygelewski, sagt: «Wir sehen es als unsere Aufgabe, alle Facetten von Unrecht und Verfolgung sowie ihre Folgen für die Gegenwart aufzuzeigen. Dies ist auch gegenüber den ehemals verfolgten Gruppen ein wichtiges Zeichen von Respekt und Anerkennung» (MANNSCHAFT berichtete).
Die Ausstellung war in der Vergangenheit bereits in der Gedenkstätte Buchenwald zu sehen, aber auch an der Uni Jena und im Erfurter Landtag. Weitere Stationen sind noch nicht offiziell bestätigt, erfuhr MANNSCHAFT auch Nachfrage.
«Im Unterschied zu anderen Verfolgtengruppen wurde den als homosexuell Verfolgten nach 1945 jahrzehntelang de Anerkennung als NS-Opfer verweigert», heisst es in der Pressemitteilung. «Ursache dafür waren Kontinuitäten der Verfolgung über den Strafrechtsparagrafen 175 (MANNSCHAFT berichtete). Dieser Paragraf, der sexuelle Handlungen unter Männern als ‹widernatürliche Unzucht› bestrafte, wurde im Kaiserreich 1871 eingeführt und von den Nationalsozialisten verschärft. In der Bundesrepublik wurde der Paragraf 175 erst 1968 abgeschwächt und 1994 endgültig abgeschafft.»
«Zweite Schuld von Staat und Gesellschaft» Damit endet jedoch nicht die Ausgrenzung: «Rechtlich sind queere Menschen in Deutschland heute weitgehend gleichgestellt. Doch auch heute noch sind Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegen sie nicht überwunden», so die Ausstellungsmacher*innen.
Deshalb heisst es weiter: «Die Ausstellung soll zum Nachdenken nicht nur darüber anregen, was als homosexuell Verfolgte im Nationalsozialismus erleiden mussten, sondern auch darüber, warum sie nach 1945 lange nicht als Opfer wahrgenommen wurden.»
Angesichts solcher Kontinuitäten der Verfolgung seien sie «Opfer einer zweiten Schuld von Staat und Gesellschaft» geworden, was in der Ausstellung ebenso thematisiert werde wie die «heutige Hetze gegen queere Menschen». Was gerade angesichts des derzeitigen allgemeinen Rechtsrucks und von zunehmender Queerfeindlichkeit als «historisch-politische Intervention im öffentlichen Raum» verstanden werde, sagt Kurator Jens-Christian Wagner. Er ist Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter 100-seitiger Begleitband erschienen.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden sich hier.
Das könnte dich auch interessieren
Europa
Queere Solidarität: Grosse Prides helfen kleineren Prides
Am Wochenende fand in Barcelona die jährliche Konferenz der Europäischen Pride Organisationen statt. Ein Vertreter aus Magdeburg berichtet von solidarischen Vorhaben.
Von Michael Freckmann
Pride
Queerfeindlichkeit
Berlin
Schwulenfeindliches Mobbing in Berlin: Schulaufsicht in der Kritik
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Neukölln berichtet über monatelanges Mobbing gegen ihn. Nun steht der Leiter der Schulaufsicht in der Kritik. In einem Artikel des Tagesspiegel wird er «König von Mitte» genannt.
Von Newsdesk Staff
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
Geständnis vor Gericht: Nach dem Sex über 70-mal zugestochen
Weil er geglaubt haben soll, sein Sexpartner könne seine Gedanken lesen, soll ein 50-Jähriger im Wahn zum Messer gegriffen haben. Nun hat er vor Gericht seine Tat gestanden.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Schwul
News
Deutschland
Mann soll anderen aus Fenster gestossen und vergewaltigt haben
Vor dem Landgericht Tübingen hat der Prozess gegen einen 30-Jährigen begonnen, der einen Mann aus dem Fenster gestossen und anschliessend vergewaltigt haben soll.
Von Newsdesk Staff
News
Justiz