Queere Themen bei Wikipedia – was tut sich hinter den Kulissen?
Aktuell feiert das grösste Online-Lexikon der Welt 20-jähriges Bestehen. Aber wie steht‘s dort um LGBTIQ-Themen – und wer kommt an die Informationen ran?
Im Januar feierte die Online-Enzyklopädie ihr 20-jähriges Bestehen, am 16. März 2001 erblickte auch die deutsche Sprachversion das Licht der Welt. Aber wie queer ist Wikipedia eigentlich, und wie viele Beiträge zu LGBTIQ findet man? Und vor allem: Wer schreibt sie, und wer kann sie lesen?
MANNSCHAFT sprach mit einer ehrenamtlichen Wikipedia-Aktivistin aus Berlin, die den Benutzerinnennamen «Grizma» trägt. Vielen Wikipedianer*innen liegt ihre Anonymität besonders am Herzen, so dass sie uns ihren Klarnamen nicht verraten wollte. Das liegt daran, dass Diskussionen in der Wikipedia-Community auch schon einmal sehr zur Sache gehen können, aber auch daran, dass verhindert werden soll, dass Personen im Zusammenhang mit Zensurbestrebungen persönlich zur Rechenschaft gezogen werden können. Denkbar sind bei politisch kritischen Beiträgen z. B. Einreisesperren in von Zensur betroffene Länder, sofern Geheimdienste ihren kritischen Blick auch auf andere Wikipedia-Länderversionen richten. Zusammen mit «Frau von E.», die im Süden Deutschlands lebt, organisiert Grizma am 13. Februar 2021 – dem ursprünglichen Eröffnungswochenende der Berlinale – einen Edit-a-thon zum Thema «Queerfilme in der Wikipedia». Bei dem Event sollen gemeinsam Artikel zu Preisträger*innen und deren Filmen vergangener Teddy-Awards überarbeitet und neu geschrieben werden. Als Talkgäste hat sie den Berliner Dragperformer und LGBTIQ-Aktivisten Kay P. Rinha und den aus «Sunny – wer bist Du wirklich?» bekannten Schauspieler und Transaktivisten Brix Schaumburg eingeladen.
Ausserdem soll es einen Workshop für Neugierige aus der Queerszene geben, die Lust haben, sich in Wikipedia einzubringen, aber noch nicht so genau wissen wie.
Hallo Grizma! Für viele Menschen auf der Suche nach Informationen ist Wikipedia heute die erste Anlaufstelle. Findet man auch Infos zu LGBTIQ-Themen – und was hat sich diesbezüglich in den letzten Jahren verändert? Sicher, es finden sich ganz viele LGBTIQ-Themen und auch -Protagonist*innen in Wikipedia. Das lässt sich statistisch jedoch nur schwer beantworten. Die deutschsprachige Wikipedia enthält derzeit rund 2,5 Millionen Artikel. Diese Artikel lassen sich über ein Kategoriensystem filtern, also Schlagworte wie «Mann», «Frau», «Person nichtbinär» oder auch über die ausgeübten Berufe. Es gibt durchaus Kategorien wie LGBT-Aktivist, -Veranstaltung oder -Medium, aber Label wie «Schwuler» oder «Lesbe» wollen wir doch genauso tunlichst vermeiden wie «Person of Color», «Person mit Migrationshintergrund» oder «Person mit Behinderung». So eine Kategorie (Stichwort: Schubladen!) wäre ziemlich diskriminierend, und da würden sich die so bezeichneten Personen hoffentlich erfolgreich gegen wehren. Wir können also keinen statistischen Querschnitt ziehen, wie viele queere Themen genau in Wikipedia abgebildet sind. Wir können nur stichprobenartig schauen: was steht drin im Lexikon, was fehlt und was hat vielleicht dringenden Überarbeitungsbedarf.
Was hätte denn beispielsweise Überarbeitungsbedarf? Ich stosse gelegentlich immer mal wieder auf eine Seite, die mir veraltet oder wirr erscheint und dringend restrukturiert werden sollte. So etwa der Artikel zum Schlagwort «Queer». Der ist eigentlich ein Witz, darauf machte mich kürzlich ein Benutzer aufmerksam, der ihn zwischenzeitlich etwas restrukturiert hat. Superkurz, es fehlen Belege und auswertbare Quellen und es ging auch schon mal ziemlich durcheinander mit dem Schlagwort «Genderqueer». Der englische Artikel zu «Queer» ist fast viermal so lang wie der deutsche. Der deutsche Artikel zur «Queer-Theorie» scheint jedoch in recht gutem Zustand zu sein, da schauen vielleicht häufiger mal ein paar Wissenschaftler*innen drauf.
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Eine Veränderung im Verlauf der letzten 20 Jahre lässt sich wegen der mangelnden statistischen Auswertbarkeit schwer ablesen. Im Bereich der Personenbiografien kann ich allenfalls darauf verweisen, dass es in der deutschsprachigen Wikipedia knapp 671.000 biografische Artikel über Männer gibt (darunter sicher auch schwule), knapp 131.000 über Frauen (darunter sicher auch lesbische), 74 über Nichtbinäre und 98 über Personen unbekannten Geschlechts. (Die Statistik findet man hier.)
Gibt es LGBTIQ-Arbeitsgruppen, die diese Themen im Blick haben und Artikel entwickeln? International läuft da derzeit ein bisschen mehr als im deutschsprachigen Raum. In der englischsprachigen Wikipedia scheint es LGBTIQ-Projekte zu geben, die regelmässig miteinander kommunizieren und vernetzt sind.
Die Wikimedia Foundation ruft jährlich zur CSD-Saison zu Schreibwettbewerben unter dem Motto «Wiki loves Pride» auf – in der deutschsprachigen Wikipedia gab es da zuletzt 2019 ein Projekt, das sich beteiligt hat. Das war aber eher klein und fein, das hatte keinen sonderlich nachhaltigen Effekt. Jetzt im Januar, am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, gab es einen spannenden europaweiten Edit-a-thon über Lesbenbiografien im Holocaust.
Im Januar gab es einen europaweiten Edit-a-thon über Lesbenbiografien im Holocaust
Was ich feststelle ist, dass sich im Bereich des Wikipedia-Namensraumes in der deutschsprachigen Wikipedia zwei Projektseiten finden, das Portal:Homo- und Bisexualität (seit 2005) und das Portal:Transgender, Transsexualität und Geschlechtervielfalt (seit 2007). Da scheint es einen Höhepunkt an Aktivitäten gegeben zu haben, der mittlerweile allerdings rund zehn Jahre zurückliegt.
Aktuell bewegt sich wenig, soweit ich das beurteilen kann, so dass davon auszugehen ist, dass im Moment eher queere Einzelpersonen am Lexikon mitschreiben statt organisierte Gruppen, die voneinander wissen. Mir sind in verschiedenen Frauengruppen schon einige Lesben begegnet und über unser FemNetz-Netzwerk eine Transfrau, aber über schwule Wikipedianer weiss ich tatsächlich gar nichts. Die gibt’s bestimmt, aber nicht jeder schreibt dann auch automatisch über schwule Themen oder hat eine Regenbogenflagge auf der Benutzerseite.
Das finde ich persönlich ein bisschen schade, also diese mangelnde Sichtbarkeit und Vernetzung, und aus dem Grund habe ich zusammen mit Frau von E. die Projektseite Queerfilm ins Leben gerufen und den Edit-a-thon im Februar initiiert, um auch mal die queeren Szenen ein bisschen auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, dass sie sich stärker in Wikipedia einbringen können – und sollten! Ich glaube, dass da auch eine Möglichkeit zur Information und Aufklärung über queere Themen ungenutzt gelassen wird, die extrem viel Aufmerksamkeit erhält. Wikipedia ist in der Google-Suche eben immer ganz oben. Und da muss die queere Community unbedingt stärker präsent sein.
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Das Land Hessen hat kürzlich das Projekt WomenWritingWiki mit 50.000 Euro unterstützt, mit dem Frauen aus Hessen stärker in Wikipedia repräsentiert werden sollten. Sollte es mehr solcher Unterstützungen geben, z. B. auch bzgl. queerer Themen? Diese Geschichte ist leider ein bisschen ungünstig gelaufen. Ehrenamtlichen Wikipedianer*innen ist Transparenz und finanzielle Unabhängigkeit ein hohes Gut, denn über Geld von politischen Fördergremien besteht ja theoretisch die Möglichkeit politisch gefärbter Einflussnahme in ein Medium, das sich als unabhängig versteht. Daher sollten Artikel, die im Rahmen solcher bezahlten Schreibprojekte entstehen, immer ganz klar als sogenannte «paid edits» gekennzeichnet sein. Das haben die Autorinnen von WomenWritingWiki leider nicht durchgängig transparent gehalten, ich will gar nicht mal Böswilligkeit unterstellen, vielleicht eher Ahnungslosigkeit über das Regelwerk. Darüber hinaus haben sie sich keine erweiterte Expertise aus der Community geholt, bei Wikimedia Deutschland eine offzielle Kooperationsanfrage gestellt oder sich dort Rat eingeholt, wie eine transparente Vorgehensweise idealerweise aussieht.
Was passiert daraufhin? Im Ergebnis wurden leider recht viele Artikel – wegen dieser fehlenden Transparenz, aber auch wegen Zweifeln an der Relevanz der Artikelgegenstände – wieder gelöscht. Darunter auch Artikel zu Lesbenorten in Frankfurt, die vielleicht ohne die interne Untersuchung dieses schiefgelaufenen Projekts durch die Wiki-Community (die, milde ausgedrückt, ziemlich angepisst war) vielleicht heute noch in der Enzyklopädie stünden. Da ist also Geld durch den Schornstein gerauscht, ohne dass die Förderung in allen Aspekten nachhaltig Bestand hatte. Das muss keine Wiederholung finden.
Da ist Geld durch den Schornstein gerauscht, ohne dass die Förderung in allen Aspekten nachhaltig Bestand hatte
Also sollte niemand von ausserhalb eingreifen? Per se spricht nichts dagegen, Fördergelder für solche Projekte zur Verfügung zu stellen, das tut der Verein Wikimedia Deutschland ja auch. Aber der Weg wäre eher der, Räume, organisatorische Unterstützung, projektkoordinierende Personen, Materialien, Recherchemittel, Zugänge zu Onlinemedien zu finanzieren, als die Autor*innen selbst für ihre Arbeit zu bezahlen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass zum Beispiel unter der organisatorischen Leitung des Schwulen Museums in Berlin, das auch sein Archiv und seine Bibliothek zur Verfügung stellt, queere Schreibgruppen entstehen könnten, die sich regelmässig zur gemeinsamen Artikelarbeit treffen. Oder in einem feministischen Kulturzentrum oder in der Notenbibliothek der Staatsoper eine Opernfreund*innengruppe oder oder oder …
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Oder dass eine Fotogruppe Objekte aus der Sammlung systematisch erfasst und über die Commons-Bilddatenbank der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Das fände ich grossartig! Dafür gibt es auch die GLAM-Reihe zum digitalen kulturellen Erbe von Wikimedia Deutschland, die Museen und Kulturinstitutionen dafür zu begeistern sucht, ihre Bestände über Commons-Lizenzen zu öffnen. Zusätzlich zu einer Förderung, die finanziell dabei unterstützt, die Bestände zu digitalisieren, wäre das ein nachhaltiges Projekt für mehr Sichtbarkeit von Queers in Wikipedia.
Beim Queerfilm-Edit-a-thon willst du mit Kay P. Rinha und Brix Schaumburg über Sprachregelungen bei Transpersonen sprechen. Das Coming-out von Elliot Page ist der Aufhänger. Was ist denn das Problem mit den Sprachregelungen in Wikipedia? Neben der Problematik, dass das Gendersternchen, der Unterstrich, das Binnen-I und sonstige Schrifthervorhebungen in Wikipedia leider nicht erwünscht sind – es geht allenfalls die Beidnennung männlicher und weiblicher Formen –, was das Schreiben gerade über nichtbinäre Personen erschwert, gibt es einige Besonderheiten zu beachten. Wenn jemand Prominentes wie Elliot Page rauskommt, der ja schon zahlreiche Filme vor seinem Coming-out unter seinem Geburtsnamen gedreht hatte und dort auch so im Abspann steht, und seinen Namen offiziell ändert, ändern sich ja auch die Pronomen bei der Ansprache bzw. beim Sprechen über diese Person. Das war bei den Wachowski-Schwestern nicht anders, Page ist halt jetzt das aktuellste Beispiel. (MANNSCHAFT berichtete.)
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Es gab darüber hinaus schon unzählige Filmbeschreibungen mit seinem Geburtsnamen in Wikipedia, und es existierte auch die Personenbiografie, die von «sie» auf «er» umgeschrieben werden musste. Auf der Projektseite der Redaktion Film entbrannte eine sehr rege Diskussion über die Handhabung der Namensschreibweise in den bereits bestehenden Filmartikeln über Page, die unter dem Namen Ellen Page gedreht wurden. In dieser Diskussion taten sich so einige menschliche Abgründe auf, so dass wir das zum Anlass genommen haben, beim Edit-a-thon mit zwei Transaktivisten mal über das Thema zu plaudern. „Wie schreiben / wie sprechen über Transpersonen“.
In dieser Diskussion taten sich so einige menschliche Abgründe auf
Die für Page gefundene Lösung ist übrigens aus meiner Sicht ein gelungener Kompromiss. So steht im Artikel über Filme der X-Men-Reihe zum Beispiel jetzt in der Besetzungsliste «Elliot Page (als Ellen Page)».
Können bei dem Edit-a-thon alle mitmachen und sich einbringen? Ja, alle Geschlechter und Schreiberfahrungen sind willkommen! Das gilt übrigens auch für den sprichwörtlichen alten weissen Hetero-cis-Mann, der ja vielleicht auch gelegentlich offen genug ist, sich für andere Lebenswelten zu interessieren und bei diesem Termin was über Trans- und Nonbinary-Personen lernen möchte. Trolle schmeissen wir aber konsequent raus. Und es besteht auch keine Pflicht, das Kamerabild anzuschalten, wenn eine Person das nicht so gerne möchte. Willkommen sind ausserdem absolute Neueinsteiger*innen, die keine Ahnung haben, wie das überhaupt funktioniert mit Wikipedia. Dafür haben wir extra einen Newbie-Workshop angesetzt. Da der Edit-a-thon online über Zoom stattfindet, kann jede*r ortsunabhängig teilnehmen. Einfach auf die Projektseite gucken, eine E-Mail an die dort vermerkte Kontakt-Adresse senden, und dann erhalten alle Interessierten die Zugangsdaten zur Konferenz.
Haben eigentlich im Corona-Lockdown mehr Menschen als sonst angefangen, Artikel zu schreiben und zu ergänzen? Generell leiden wir eher unter einem Autor*innenschwund. Die Wikipedia braucht dringend neue Autor*innen, die sich regelmässig mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit einbringen. Anhand der Statistiken zu neu erstellten Artikeln und der Anzahl der Edits über den Zeitraum der letzten zwei Jahre, ist im Lockdown-Monat März 2020 nur eine leicht erhöhte Schreibaktivität festzustellen, im Dezember hingegen lag sie signifikant höher als im Vorjahr (ein Unterschied von über 200.000 Edits!). Auffällig ist auch das Sommerloch: vor allem im September 2020 wurden deutlich weniger Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia bearbeitet als im Vergleichszeitraum vom Vorjahr. Die Leute waren im Freien unterwegs, so lang sie konnten. Da schreibt es sich schlecht gleichzeitig an Artikeln…
Auffällig ist das Sommerloch: im September 2020 wurden deutlich weniger Artikel bearbeitet
An wen können sich Leute wenden, die Interesse haben, sich bei Wikipedia einzubringen? Gibt’s eine Hotline? Leider nicht! Das gesamte Projekt ruht tatsächlich auf den Schultern einzeln vor sich hinarbeitender Ehrenamtlicher! Das sind nicht nur die grottenolmartigen Nerds, die einsam vor dem Computer hocken und nie das Tageslicht sehen, da sind vor allem auch viele Personen im Rentenalter dabei, die mehr Zeit haben, sich um ehrenamtliche Projekte zu kümmern. Es gibt keine Zentrale, die sowas koordiniert oder vorhandene Fachgruppen. Wie gesagt, es müsste sich entweder eine queere Jugend- (oder auch Rentner*innen-) Gruppe finden, das Queerreferat einer Uni, ein Frauen- und Lesbenzentrum usw., die sich mit Wikipedia beschäftigen und da was regelmässiges aufziehen wollen. Die sollten erfahrene Wikipedianer*innen wie mich anfragen, ob wir sie beim Einstieg und bei auftauchenden Problemen unterstützen.
Oder Einzelpersonen schauen einfach mal in ihre Region, welche Gruppen sich dort regelmässig treffen und sprechen die an. Eine Übersicht über alle Wikipedia-Termine findet sich im Terminkalender für den deutschsprachigen Raum. Im Moment gibt es ja sehr viele Online-Treffen, da kann mensch sich einfach einklinken und zuhören oder gleich mitmachen. Personen, die sich als weiblich* verstehen, können sich gerne an die Frauen*gruppe WomenEdit wenden, die sich derzeit zweiwöchentlich digital trifft. Nonbinary- und Transpersonen, die sich im geschützten Rahmen von Frauengruppen wohlfühlen und glaubhaft versichern können, dass es den Frauengruppen mit ihnen genauso geht, können sich bei dem Projekt gerne auch melden, wir entscheiden dann im Einzelfall, ob es zur Gruppe passt oder nicht. Dort gibt es Unterstützung beim Neueinstieg und hilfreiche Tipps für Fortgeschrittene, aber auch kollaborative Schreibprojekte.
Dort gibt es Unterstützung beim Neueinstieg und hilfreiche Tipps für Fortgeschrittene
Ein Edit-a-thon ist auch ein guter Startpunkt, weil es meist Einstiegsworkshops gibt und es totalen Spass macht, auf andere Wikipedianer*innen zu treffen. Schaut mal auf die Projektseite, da ist eine Kontakt-Adresse beim Unterpunkt Teilnehmer*innen – ihr könnt uns darüber auch schreiben, wenn ihr am 13. Februar keine Zeit habt. Wir überlegen uns dann was, wie wir euch an die richtige lokale Gruppe weitervermitteln.
Weitere Informationen zum Queerfilm-Edit-a-thon 2021 finden sich hier.
China spricht Zensur von LGBT-Inhalten im Internet aus
MANNSCHAFT wollte auch wissen, wie es aktuell um Zensur bei Wikipedia bestellt ist und hat dazu bei Julia Gebert nachgefragt, PR Managerin Community von Wikimedia Deutschland e. V. mit Sitz in Berlin. Hier ihre Antwort: Das Thema Zensur und Sperre von Wikipedia ist ein Problem, das in einigen Ländern vorkommt. Beispiel China: In Festland-China war Wikipedia in der Vergangenheit wiederholt in unterschiedlichen Formen gesperrt. Mal wurde nur zh.wikipedia.org, mal wurden alle Sprachversionen, mal nur die Desktop- und nicht die Mobilvariante, mal nur einzelne Artikel nicht angezeigt. Zuletzt hat sich am 23. April 2019 der Status geändert: aktuell sind alle Sprachversionen auf allen Geräten in Festland-China gesperrt (Informationen durch chinesische Wikipedia-Freiwillige), es wurde zuletzt sogar eine Person für das illegale Aufrufen von Wikipedia bestraft. Diese Informationen führt die englischsprachige Wikipedia im Kapitel «China» des Artikels «Censorship of Wikipedia» detailliert auf. Zum Fall der Sperre von Wikipedia in der Türkei, ist ein ausführlicher Bericht hier zu finden. Weitere Zensurbestrebungen finden sich in dieser Übersicht.
Wie sieht es konkret bei LGBTIQ und Zensur aus? Das Ziel der Wikimedia Foundation ist es, in der Wikipedia in unterschiedlichen Sprachversionen das Wissen der Welt abzubilden, aber diese Mission wird immer wieder von politischen Akteuren untergraben. Das betrifft natürlich erst einmal alle Menschen, die keinen Zugriff mehr auf Wikipedia in ihrem Land erhalten. Aber die Lage ist für marginalisierte Gruppen wie LGBTIQ-Akteur*innen noch in besonderem Masse erschwert, denn der Zugriff auf Informationen über Vorbilder, aber auch in Bezug auf grundlegende Menschenrechte, ist für sie dadurch noch einer besonderen Hürde unterworfen, während wir in Europa uns durch wenige Mausklicks mal eben schlau machen können. Wir können nur hoffen, dass die Communities weiterhin dranbleiben, aber wir wissen auch, dass sie ihr Wikipedia-Engagement teilweise mit grossem persönlichem Risiko betreiben.
Wikipedia ruft regelmässig zum Spenden auf. Wer kriegt die bzw. wird damit etwas gemacht, wovon die LGBTIQ-Community auch profitieren kann? Mit den Spenden unterstützt der Verein die Ehrenamtlichen in den Wikimedia-Projekten strukturell. D. h. sie werden nicht dafür bezahlt, Texte und Fotos zu verfassen, sondern Wikimedia Deutschland sorgt z. B. dafür, dass Räume und Technik für Treffen zur Verfügung stehen. Ehrenamtlich Mitarbeitende in Wikipedia können Förderanträge für Veranstaltungen stellen, darüber hinaus werden sie von hauptamtlichen Angestellten bei Wikimedia Deutschland bei der Organisation unterstützt.
Und sonst? Daneben werden die Spenden für den Erhalt und die Weiterentwicklung der technischen und personellen Infrastruktur verwendet. Für welche Projekte und Ziele die Spenden genau verwendet werden, zeigt der Wirtschaftsplan 2021, das ehrenamtliche Präsidium von Wikimedia Deutschland hat diesen auf seiner letzten Sitzung verabschiedet. Ein Teil der Gelder geht ausserdem an die Wikimedia Foundation, die weltweit Wikipedia und damit verbundene Projekte betreibt, voranbringt und entwickelt (mehr dazu im Jahresplan 2020/2021 der Foundation). Etwas grafischer präsentiert Wikimedia Deutschland den Einsatz der Gelder hier.
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