«The Mattachine Family» feiert queere Eltern und ihre Kinder
Ein Feel Good Film über queere Formen des Zusammenlebens
Andy Vallentine hat einen Film über queere Familien gemacht, wie sie entstehen – und wie sie wachsen.
«The Mattachine Family» ist ein Sommerfilm für alle, die schon einmal einen Kinderwunsch hatten – oder einfach mal wieder einen Feel Good Film sehen wollen über Menschen, die nichts von Homophobie wissen. Das Timing könnte nicht besser sein.
Wenn Thomas, Mitte 30, in seinem Viertel in Los Angeles spazieren geht, kommt er oft an den Mattachine Treppen vorbei. Diese Stufen sollen an die Mattachine Society erinnern, eine Gruppe von Schwulen, die in den frühen 1950er-Jahren der USA für ihre Rechte kämpften. «Es waren alles weisse Männer», sagt Thomas bei einem Spaziergang zu einer Freundin, «aber immerhin war ein Anfang gemacht.» Stonewall und Pride – all das kam später.
Diese Treppen sind die Grundlage für den Filmtitel «The Mattachine Family», aber viel wichtiger ist das letzte Wort: Familie. Der Film behandelt verschiedenen Möglichkeiten des Zusammenlebens von queeren Familien. Da ist Annie, die mit einem schwulen Mann ein Kind als Co-Eltern grosszieht, da sind die beiden Lesben Leah und Sonia, die versuchen über künstliche Befruchtung Mütter zu werden – und eben Thomas und Oscar, die Pflegeeltern eines Jungen waren, bis das Kind nach einem Jahr zurück zu seiner Mutter ging.
Diese Trennung vom Pflegekind steht am Anfang des Filmdebuts von Andy Vallentine, der das Drehbuch mit seinem Ehemann Danny geschrieben hat. Auch die beiden wollten eine Familie gründen und machten den Prozess dazu zu einem Film.
Thomas’ Ehemann Oscar stürzt sich in seine Karriere als Serienschauspieler und muss für einen Dreh nach Michigan; Thomas bleibt in LA zurück mit seinem Wunsch nach einer Familiengründung. Er feiert mit seinen Freunden Thanksgiving und Weihnachten – und weiss nicht wohin mit seinen Vatergefühlen.
Im Grunde bleibt das bis zum Ende so gut wie der einzige Konflikt des Films. Thomas schaut sich verschiedene Arten der queeren Familiengründung genau an – bleibt dabei aber meist allein. Dass es möglicherweise Menschen gibt, die gegen diese Familienform etwas haben, wird im Film ausgeblendet. Sämtliche Protagonisten leben in schönen Häusern unter kalifornischer Sonne, Konflikte um Hautfarben, Herkunft oder sexueller Orientierung existieren nicht.
Der Regisseurs Andy Vallentine ist sich bewusst, dass der Film auch die Joe-Biden-Jahre der USA widerspiegelt. «Natürlich leben wir auch jetzt noch immer in einer L.A.-Blase, aber wir bekommen inzwischen auch mit, dass der Hass auf Regenbogen-Familien zugenommen hat.» Unmittelbar in ihrem Umfeld sei das aber noch nicht spürbar. «Aber meine Freunde in Michigan erzählen schon ganz andere unangenehme Situationen, mit denen sie sich herumschlagen müssen.»
«Bitte, versuchen Sie, den Plastik-Becher treffen.»
Eine Frau im Samenspende-Center zu Thomas
Vallentine wollte einen möglichst persönlichen Film machen – und so sind alle handelnden Personen mehr oder weniger direkt vom Freundeskreis der beiden inspiriert: der Single-Beste-Freund, das Lesben-Paar, die Regenbogenfamilien. Am Ende der Reise durch die Welt der queeren Familien wird die Ehe der beiden Männer auf die Probe stellt – logisch, denn Thomas hat diese Entwicklung allein gemacht und alle Entscheidungen auf dem Weg allein getroffen.
Mittendrin wird das durch eine Szene gezeigt, in der Thomas allein in einem «Samenspende»-Raum sitzt. Eine Frau legt eine weisse saugfähige Unterlage auf eine Couch und bittet ihn sich darauf zu setzen: «Bitte, versuchen Sie, den Plastik-Becher treffen.» Doch die Geräusche hinter den Wänden und auf dem Flur vor dem Zimmer bringen ihn ständig aus dem Konzept. Schliesslich gibt Thomas genervt auf.
Die Komödie ist voller solcher kleinen absurden Momente und fast alle Themen aus der Regenbogenwelt kommen vor: Co-Parenting, künstliche Befruchtung und sogar eine Fehlgeburt wird thematisiert. Seltsam nur, dass die beiden Protagonisten im Film, Thomas und Leah, nicht auf die Idee kommen, miteinander eine Familie zu gründen. Schliesslich stehen die beiden immer wieder vor den Mattachine Treppen. Sind sie nicht bereits eine Wahlfamilie?
Es gibt zu wenig positive Filme über das Queersein.
Andy Vallentine
Als Vallentine bei der Salzgeber Queer Filmnacht in Berlin Fragen aus dem Publikum beantwortet, sagt er, dass er diese Konstellation im Film nicht gesehen habe. Aber dafür endet der Film mit einem märchenhaften Happy End. Auch im richtigen Leben, denn nur zwei Wochen nachdem der Dreh zu «Mattachine Family» beendet war, kam Andys erste Tochter unterwegs war. Und gerade jetzt, im Juni 2025, werden sein Mann und er zum zweiten Mal Eltern.
Sie haben sich für Leihmutterschaft entschieden, die in Europa weitgehend verboten ist. Thomas im Film entscheidet sich gegen diese Art der Familiengründung – unter anderem weil ihm der Gedanke, dass da eine Frau sein Kind gegen Geld austrägt nicht angenehm ist. «Aber der Film ist nicht immer realistisch», sagt Andy, «dafür aber habe ich einen positiven Film über Queersein gemacht, das gibt es meiner Meinung nach auch zu wenig.»
Die Queerfilmnacht von Salzgeber zeigt den Film im Juni in Deutschland und Österreich. Wann und wo erfahrt ihr hier.
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