Mehr Vertrauen? Neue Abstimmungsregeln für den ESC

Eine Reaktion auf Vorgänge rund um Israels diesjährige Teilnehmerin

EBU Eurovision Song Contest
Europäische Rundfunkunion (EBU) (Bild: Christiane Oelrich/dpa)

Beim ESC in Basel hatte Israel dank des Publikumsvotings den zweiten Platz belegt. Das schürte den Verdacht, dass Strategie dahintersteckt. Jetzt begrenzt die EBU den Einfluss des Publikums.

Die Abstimmungsregeln für den Eurovision Song Contest (ESC) werden geändert. Das teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) mit. Ziel sei es, Vertrauen und Transparenz beim grössten Musikwettbewerb der Welt zu stärken.

Für den Wettbewerb 2026 in Wien werde die maximale Anzahl der Stimmen des Publikums via Online, SMS und Telefonanruf von 20 auf 10 reduziert. Ausserdem werde die Jury bereits wieder im Halbfinale ihre Meinung abgeben. Obendrein würden bestehende Regeln verstärkt, die jeglichen Missbrauch des Wettbewerbs zum Beispiel durch Liedtexte oder Inszenierung verhindern sollen.

Reaktion auf Vorgänge rund um israelische Sängerin Damit reagiert die EBU auf das Ergebnis des ESC 2025 in Basel. Die israelische Sängerin Yuval Raphael hatte dank eines überwältigenden Publikumsvotings Platz zwei belegt. Es wurde vermutet, dass dem Voting eine strategische Mobilisierung der Zuschauer*innen zugunsten Israels zugrunde lag.

«Wir unternehmen klare und entschlossene Massnahmen, um sicherzustellen, dass der Wettbewerb eine Feier der Musik und Einheit bleibt», hiess es. Die Richtlinien sollten den Wettbewerb vor Versuchen schützen, die Abstimmung unfair zu beeinflussen.

Die wiederhergestellte Rolle der Jury im Halbfinale soll laut EBU das musikalische Gleichgewicht und die Vielfalt der Songs fördern, die sich für das Finale qualifizieren. Zudem solle es sicherstellen, dass hochwertige Beiträge mit breitem künstlerischem Wert neben denen mit grosser Beliebtheit anerkannt würden. Das Juryvoting im Halbfinale war 2023 abgeschafft worden, zuletzt entschieden nur die Zuschauer*innen über die Finalteilnehmer*innen.

Auch die technische Sicherheit des Abstimmungsverfahrens werde erhöht, um betrügerische oder koordinierte Aktivitäten zu erkennen. «Diese Massnahmen sind darauf ausgelegt, den Fokus dort zu halten, wo er hingehört – auf Musik, Kreativität und Verbindung», sagte ESC-Direktor Martin Green.

Mehrere Länder - darunter Spanien und Irland - hatten in den vergangenen Monaten mit Blick auf den Gazakrieg mit einem Boykott des ESC 2026 gedroht, sollte Israel teilnehmen. Die EBU will die Liste der Teilnehmer*innen vor Weihnachten bekanntgeben. Nach dem Sieg des österreichischen Countertenors JJ in Basel ist der ORF Gastgeber des 70. ESC (MANNSCHAFT berichtete). Das Finale steigt am 16. Mai 2026.

Mit Rumänien will ein Aussteiger-Land dieses Jahr wieder am Contest teilnehmen (MANNSCHAFT berichtete). Und vielleicht macht auch Kanada künftig mit (MANNSCHAFT berichtete).

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