«Fuck, Fight, Care»: Vier Jahrzehnte HIV in der Schweiz
Ein neuer Podcast über Liebe, Kampf und Fürsorge
Die Aids-Hilfe Schweiz blickt zu ihrem 40-jährigen Jubiläum im Podcast «Fuck, Fight, Care» auf vier Jahrzehnte HIV-Geschichte zurück.
In einer Pressemitteilung heisst es, zum Abschluss des Jubiläumsjahres habe man einen Podcast gelauncht, der in drei Episoden persönliche Erfahrungen und historische Geschichten aus vier Jahrzehnten HIV in der Schweiz erzähle.
Weiter heisst es: «In den 1980er-Jahren versetzte HIV die Welt in Angst und Schrecken. Die Aidskrise hat bis heute Millionen Tote gefordert. Erst 1996 kam das erste wirksame Medikament auf den Markt. Heute kann man gut mit HIV leben – sofern man unter Therapie ist.» (MANNSCHAFT berichtete über die Geschiche einer sexuelle Befreiung.)
Die drei Folgen tragen die Titel «Fuck», «Fight» und «Care». Das steht jeweils für:
- FUCK: Welche Auswirkungen hatte und hat HIV auf Liebe und Sexualität?
- FIGHT: Welche Kämpfe wurden während der Aidskrise ausgefochten – und werden auch heute noch ausgefochten?
- CARE: Wer kümmerte sich um alle Menschen, die wegen ihrer Krankheit ausgestossen wurden?
Man habe mit Menschen gesprochen, die den Ausbruch der Aids-Epidemie erlebten und selbst betroffen waren, heisst es. «Mit Menschen, die keine Berührungsängste hatten und gegen Virus und Stigmatisierung gekämpft haben. Und mit Menschen, die heute mit HIV leben.»
Jede Folge ist knapp 30 Minuten lang. In Folge 1 erinnert sich der Künstler und Saunaclub-Mitarbeiter Stefan daran, wie er 1991 in einem Nobelrestaurant in Montreux auf den todkranken Freddie Mercury traf. «Der einst so hotte Sänger ist nur noch ein Häufchen Elend. Zum ersten Mal in seinem Leben wird Stefan bewusst, was Aids anrichten kann. Ein Moment, der sich für immer in sein Gedächtnis brennt.»
In Folge zwei spricht Bea Aebersold, ehemalige Geschäftsleiterin der Aidshilfe Bern, vom Kampf gegen die Diskriminierung der Betroffenen und gegen die Angst in den Köpfen der Menschen; ausserdem erzählt Espérence, HIV-positive Pflegefachfrau aus Burundi, vom Unwissen und der Ignoranz in der Gesellschaft.
Folge 3 dreht sich um Care-Arbeit. Pflegefachfrau Schwester Margrit kümmert sich um Menschen, um die sich sonst niemand kümmern möchte; Claude Bonjour (ehemalige Mitarbeiterin Groupe Sida Neuchâtel – GSG) erzählt von «magischen Momenten der Liebe mitten in der Aidskrise». Und Julia davon, wie sie nach der HIV-Diagnose von ihrer besten Freundin aufgefangen wurde.
«Den Heiligabend 1998 wird Schwester Margrit Bösch nie mehr vergessen», heisst es. «Sie feierte ihn zusammen mit drei Männern, die an Aids erkrankt waren und kurz vor ihrem Tod standen. Einer der Männer hatte sich gewünscht, noch ein letztes Mal Fondue zu essen. Irgendwann zündete er einen Joint an. Auch Schwester Margrit kiffte mit – und ging danach wie auf Wolken nach Hause.»
Alle drei Podcast-Folgen finden sich hier.
Er schuf ein anderes Bild schwuler Männer: Neue Doku würdigt Jimmy Somerville: «Der Unruhestifter» ist eine Homage an Bronski Beat (MANNSCHAFT berichtete).