++ Aufregung um Rolltreppe ++ Frau wird queerfeindlich beleidigt ++

Die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland

freiburg queer
Martin Horn

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.

Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 24. Februar 2025.

++ Aufregung um Rolltreppe ++

Die neue Rolltreppe an Gleis 1 am Freiburger Hauptbahnhof hat Stufen in den Farben des Regenbogens. An der Idee, die von Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos und mit einer Frau verheiratet) stammt, stören sich viele Menschen und hinterlassen im Netz Hass-Kommentare.

Die neuen Rolltreppen waren ohnehin nötig und haben einen Einklemmschutz, «den man – ohne Mehrkosten – in verschiedenen Farben bestellen kann. Hier hatte ich vorgeschlagen, einen Farbakzent zu setzen», erklärt Horn im Interview mit dem Freiburger Wochenbericht. Zudem passe es «gut zu unserer vielfältigen Stadt». Dass manche eine bunte Rolltreppe zum ideologischen Streitfall machen und «woke» Übergriffigkeit sehen, «ist bedauerlich aber nicht mein Problem», so der Politiker. «Vielleicht sollten sie einfach mal einen Schritt zurücktreten und tief durchatmen.»

++ Frau wird queerfeindlich beleidigt ++

Per Internetwache meldete Mittag eine Frau (29), dass sie in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch in Berlin-Lichtenberg queerfeindlich beleidigt worden sei. Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass sie sich gegen 22:40 Uhr vor einer Bar in der Frankfurter Allee aufgehalten hatte. Dort sei sie mehrfach aus einer fünfköpfigen Personengruppe heraus queerfeindlich beleidigt worden. Zudem habe man ihr Handy entwendet und zerstört. Das Handy wurde beschädigt vor der Bar liegend wieder aufgefunden. Der Polizeiliche Staatsschutz des LKA hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

++ Audi gendert nicht mehr ++

Der Leitfaden zu Sprachregeln galt rund vier Jahre lang, nun verschwindet er in der Versenkung. «Aufgrund unserer Erfahrungen in der schriftlichen Verwendung des Gender Gap in den vergangenen Jahren und der grossen Bandbreite unterschiedlicher Methoden, geschlechtersensible Sprache sichtbar zu machen, hat sich das Unternehmen entschieden, dieses Sonderzeichen nicht mehr zu verwenden», zitiert die Welt den Konzern.

Künftig sollen neutrale Begriffe verwendet werden. Ist die Rede von den Angestellten des Unternehmens, so soll von «Beschäftigten» oder vom «Team Audi» gesprochen werden.

++ Härter durchgreifen am FKK-Strand? ++

Rostock prüft eine Verschärfung der Regelungen für die eigenen FKK-Strände etwa in Warnemünde. In einer Beschlussvorlage für die Sitzung der Bürgerschaft am Mittwoch heisst es: «An FKK-Stränden ist der Aufenthalt ausschliesslich Freikörperkultur betreibenden Personen vorbehalten. Bekleidet zu baden und bekleidet ein Sonnenbad zu nehmen, ist nicht gestattet.» In der bisherigen Satzung ist lediglich die Rede davon, dass entsprechende Abschnitte den FKK-Gästen vorbehalten sind.

Moritz Naumann von der Tourismuszentrale Rostock und Warnemünde erklärte, dass eine Änderung ermöglichen würde, bei Konflikten Platzverweise zu erteilen. Die Bürgerschaft habe in einer früheren Entscheidung entsprechende Änderungen gefordert. Dem komme man mit der Beschlussvorlage nun nach. Hintergrund seien Berichte über Konflikte: FKK-Fans sollen sich von Menschen gestört gefühlt haben, die sich an den FKK-Abschnitten bekleidet aufhielten. Teils sollen sie die nackten Menschen sogar gefilmt oder fotografiert haben. Ausschliessliche FKK-Abschnitte gibt es laut Naumann in Warnemünde, aber auch in Markgrafenheide östlich der Warnowmündung.

++ Angriff auf trans Frau in Berlin ++

Wegen eines queerfeindlichen Angriffs, der sich bereits am Sonntagabend in Kreuzberg ereignet haben soll, hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts die Ermittlungen übernommen. Eine 25-jährige Frau und eine 26-jährige trans Frau haben Anzeige wegen Beleidigung und versuchter Körperverletzung erstattet.

Dabei gaben sie an, dass ihnen nach dem Besuch eines Fitnessstudios in der Skalitzer Strasse gegen 18 Uhr zwei Unbekannte gefolgt sein sollen. Einer soll versucht haben, gegen den Schuh der 26-Jährigen zu treten, auf dem eine Regenbogenflagge abgebildet ist. Die Unbekannten entfernten sich daraufhin zunächst. Die Frauen gaben an, den beiden kurze Zeit später am U-Bahnhof Kottbusser Tor wiederbegegnet zu sein. Die Männer seien ihnen auf den Bahnsteig gefolgt, auf dem einer die Frauen angespuckt habe. Im Anschluss hätten sich die Männer entfernt. Die weiteren Ermittlungen dauern an.

++ Wieder Angriff auf CSD Cottbus ++

Wie der Verein diese Woche auf Facebook mitteilte, ist es vom 23. zum 24. Februar erneut zu einem Vorfall am Regenbogenkombinat gekommen. Durch Unbekannte wurden drei Regenbogenbanner vom Treppengeländer abgerissen und beschädigt. Seit Mai letzten Jahres kommt es vermehrt zu derartigen Fällen in Cottbus. Immer wieder werden Regenbogenbanner beschädigt, zerstört oder mit verfassungsfeindlichen Parolen oder Zeichen versehen.

Dazu äussert sich nun VelsPol Berlin-Brandenburg e.V., das Mitarbeiter*innennetzwerk für LGBTIQ in Polizei und Justiz. In einer Pressemitteilung heisst es: «Queere Sichtbarkeit soll verhindert und queere Menschen verängstigt und eingeschüchtert werden», so Marco Klingberg, Landesvorsitzender von VelsPol. Dies sei nicht hinnehmbar. Erneut ruft er die Landesregierung auf, queere Sichtbarkeit im ländlichen zu stärken und queere Beratungsangebote und Strukturen zu unterstützen und zu fördern. Der Massnahmenkatalog des «Aktionsplans für Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, für Selbstbestimmung und gegen Homo- und Transphobie» iin Brandenburg müsse gesamtgesellschaftlich umgesetzt werden, heisst es.

++ Kuhle: Kein Interesse am FDP-Vorsitz ++

Der stellvertretende FDP-Fraktionschef will nicht neuer Bundesvorsitzender werden. «Ich stehe nicht für die Spitze der FDP zur Verfügung», sagte der offen schwule 36-Jährige dem Sender Phoenix. Er habe kein Mandat und werde jetzt erst einmal wieder ehrenamtlich Politik machen. Diejenigen, die hauptberuflich Politik machten, seien jetzt natürlich an vorderster Front gefragt. Im ARD-«Morgenmagazin» sagte Konstantin Kuhle, er werde jetzt in seinen erlernten Beruf als Rechtsanwalt zurückkehren.

Nach dem Desaster der FDP bei der Bundestagswahl mit dem Scheitern an der 5-Prozent-Hürde hatte Parteichef Christian Lindner seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Der Innenpolitiker Kuhle war in der vergangenen Wahlperiode einer der profiliertesten Abgeordneten in der FDP-Fraktion. Er wäre ein möglicher Nachfolger für den Parteivorsitz.

++ LSVD in Sorge ++

Deutschland hat einen neuen Bundestag gewählt, das vorläufige Ergebnis ist bekannt (MANNSCHAFT berichtete). Patrick Dörr aus dem Bundesvorstand des LSVD beglückwünscht CDU und CSU zur gewonnenen Wahl und erklärt: «Bei aller Sorge um das Erstarken der extremen Rechten: Die deutliche Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland hat wieder demokratische Parteien gewählt – und das ist gut so. Wichig, so Dörr: «Queerpolitik darf bei den Koalitionsverhandlungen nicht unter den Tisch fallen!»

Nicht nur die queere Community, auch die Mehrheit der Bevölkerung wünsche sich laut LSVD «endlich vollkommene Gleichstellung für LGBTIQ». Vor allem dürften Erfolge wie das Selbstbestimmungsgesetz, «die das Leben einiger weniger so viel leichter machen, ohne dabei auch nur irgendwem zu schaden, nun nicht geopfert werden. Auch Sprachverbote sind aus unserer Sicht der falsche Weg, mit gesellschaftlichem Wandel souverän umzugehen.»

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