Wirbel um Jobcenter Düsseldorf: CSD-Verbot für Fussgruppe?
Eine Mitteilung der Gleichstellungsbeauftragten wirft Fragen auf
Die Bundestagsverwaltung hat die Teilnahme ihrer queeren Mitarbeitendengruppe am CSD Berlin zurückgezogen (MANNSCHAFT berichete). Dasselbe wiederholt sich nun offenbar in Düsseldorf mit der Fussgruppe des Jobcenters. Doch die Geschäftsführung weist die Vorwürfe zurück.
Am kommenden Samstag (21. Juni) zieht die CSD-Parade unter dem Motto «Nie wieder still!» durch die Stadt Düsseldorf. Doch wer beim Jobcenter arbeitet, hat ganz offiziell eine Ansage bekommen, die für Verwunderung und Verärgerung sorgt.
Laut einer Mail aus der Vorwoche, verfasst von der Gleichstellungsbeauftragten, werde es Mitarbeiter*innen des Jobcenters untersagt, am diesjährigen CSD für das Jobcenter zu laufen, nachdem dies zunächst noch erlaubt worden war. Im Vorjahr durften die Mitarbeiter*innen noch ganz offiziell mitlaufen.
Die Geschäftsführung des Jobcenters Düsseldorf (zur Webseite) wiederum erklärt gegenüber MANNSCHAFT, man habe zu keinem Zeitpunkt, die Teilnahme am CSD als «Jobcenter Düsseldorf»-Fussgruppe untersagt. Die Geschäftsführung des Jobcenters Düsseldorf habe auch nicht untersagt, dass die Gruppe T-Shirts, Buttons etc. wie in den Vorjahren zur Kenntlichmachung der Gruppe als «Jobcenter Düsseldorf» verwendet.
Vielmehr sei es so: «Die Geschäftsführung des Jobcenters Düsseldorf hat lediglich das Organisationsteam gebeten, die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit intern und extern zur CSD-Teilnahme mit der Pressestelle des Jobcenters Düsseldorf abzustimmen.»
Die Entscheidung, nunmehr als «Bürofreunde Düsseldorf» teilzunehmen, sei eine Entscheidung des Organisationsteams, die diese autonom getroffen habe. Man stehe als Jobcenter für die in der Charta der Vielfalt und trete entschieden jedweder Art von Diskriminierung entgegen.
Dem widerspricht am Mittwoch nun ein Mitarbeiter des Jobcenters, der anonym bleiben will. Lediglich Buttons habe die Geschäftsführung in diesem Jahr erlauben wollen. Für Banner und T-Shirt sei es untersagt worden, einen offiziellen Bezug zum Jobcenter herzustellen. Darum sei von den Mitarbeitenden entschieden worden, als «Bürofreunde Düsseldorf» beim CSD mitzulaufen.
In der Mail der Gleichstellungsbeauftragten, die MANNSCHAFT vorliegt, heisst es ebenfalls, dass «ein Sichtbarmachen einer Verbindung der Teilnehmenden zum Jobcenter auf dem CSD untersagt» sei.
Die Gleichstellungsbeauftragte, die die Nachricht in einer längeren Mail versendet hat, spricht von «Ratlosigkeit» und «Kopfschütteln», was die Gründe für das Verbot betrifft. Sie sei vorab nicht mal von der Entscheidung der Geschäftsführer informiert worden, schreibt sie.
Die Teilnahme an der Gruppe «Bürofreunde Düsseldorf» sei «keine zufriedenstellende Lösung», wie eine weitere im Jobcenter beschäftigte Person gegenüber MANNSCHAFT mitteilt, die ebenfalls anonym bleiben möchte.
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Wegen «abstrakter Bedrohungslage»: Einschränkung für den Regensburger CSD. «Es kann keine dauerhafte Lösung sein, dass wir einknicken», mahnen die Organisator*innen (MANNSCHAFT berichtete).
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