Inklusiv und ordentlich voll: CSD in Oldenburg
Grosse Wirtschaftsunternehmen glänzten durch Abwesenheit
Annähernd 15'000 Menschen zogen am Samstag beim Pride-March durch Oldenburg. Eine freikirchliche Organisation konnte nur eine Handvoll Menschen zum Protest mobilisieren.
Es war gerappelt voll in Oldenburg: Beinahe 15'000 Menschen zogen nach Veranstalterangaben durch die Innenstadt, um beim 31. CSD Oldenburg am Demonstrationszug teilzunehmen. Für eine 176'000 Einwohner*innen zählende Stadt wie Oldenburg ein bemerkenswertes Ergebnis! Unter dem Motto «Wir sind überall! Nie wieder still!», zog ein nicht enden wollender Strom an Queers & Allies vom Oldenburger Schlossplatz auf einem Rundkurs durch die Innenstadt. Angeführt unter anderem von Oldenburgs Oberbürgermeister, Jürgen Krogmann (SPD).
Bei bestem CSD-Wetter wurde der Zug seinem Anspruch, eine politische Demonstration zu verkörpern, absolut gerecht. Die zahllosen Demonstrant*innen hatten vielfach Banner, Flaggen oder selbstgefertigte Schilder mit Forderungen und Statements dabei. Auffällig war, dass in diesem Jahr ganz besonders häufig die Unterstützung und Akzeptanz von trans Personen thematisiert wurde. Insgesamt war der CSD Oldenburg sehr inklusiv. Hier durften sich alle Teilnehmenden wirklich erwünscht fühlen.
Auch hinsichtlich der politischen Forderungen zum CSD Oldenburg wurde der inklusive Gedanke sichtbar. Diese beträfen nicht nur die queere Community, sondern die gesamte Gesellschaft, weil es eben Menschenrechte seien, wie der Veranstalter es formulierte. Besonders die Ergänzung von Artikel 3 Absatz 3 des deutschen Grundgesetzes um die Merkmale «sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität» (MANNSCHAFT berichtete) führt der Oldenburger Forderungs-Katalog auf. Dazu weitere Punkte wie etwa die Akzeptanzförderung durch Bildung, die volle Anerkennung von Regenbogenfamilien im Abstammungsrecht, die Sicherstellung gesellschaftlicher Teilhabe HIV-positiver Menschen und die Stärkung der HIV-Prävention. Ebenso eine sichere Unterbringung für geflüchtete LGBTIQ oder auch die Berücksichtigung von LGBTIQ bei der Besetzung der Rundfunkräten.
Ebenfalls auffällig war in Oldenburg, dass besonders grosse Wirtschaftsunternehmen durch Abwesenheit glänzten, dafür waren einige Firmen, Verbände und Arbeitgeber aus dem direkten, regionalen Umfeld, als verlässliche Partner sichtbar und aktiv, so etwa ein grosser Energieversorger aus dem Nord-Westen. Und auch mehrere politische Parteien des eher progressiven Spektrums, unterstützten den Oldenburger CSD mit ihrer Teilnahme. Bis zum Ende des Demonstrationszuges verlief der March störungsfrei, die Gruppe einer freikirchlichen Organisation, die sich am Rande des Demonstrationszuges postiert hatte, konnte nur eine Handvoll Menschen mobilisieren und war kaum wahrnehmbar.
Hingegen waren mehrere christliche Gruppen auch mit Fussgruppen im Zug vertreten. In zahlreichen Gesprächen mit Teilnehmer*innen des Pride March wurde immer wieder deutlich, wie sehr, sich die Community mittlerweile gegen zunehmende Bestrebungen eines gesellschaftspolitischen Roll-back zur Wehr setzen muss. Ebenfalls wurde immer wieder betont, wie gross die Bereitschaft ist, sich der Entwicklung entgegen zu stemmen. Am Start- und Zielpunkt des CSD, am Oldenburger Schloss, wartete auf die Teilnehmer*innen ein Kulturfest, bevor am Abend mit der «Night of the Pride», der grossen CSD Abschlussparty endet.
Auch in Zürich wurde am Samstag Pride gefeiert. MANNSCHAFT war dabei:
Trotz Anfeindungen zog der zweite CSD durch Eberswalde. Auch der Polizeipräsident war vor Ort. Auch in anderen Städten in Ostdeutschland wurde für LGBTIQ-Menschenrechte demonstriert (MANNSCHAFT berichtete).
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