«Bevor es zu spät ist» – LGBTIQ-Schutz ins Grundgesetz?
Ein Appell von SPDqueer dürfte ins Leere laufen
Nach dem Platzen der Ampel-Koalition soll am 23. Februar ein neuer Bundestag gewählt werden. Nach tagelangem Ringen einigten sich SPD und Union darauf, diesen Termin anzustreben. Er ist auch mit den Grünen abgestimmt.
Kann es vor den Neuwahlen (MANNSCHAFT berichtete) noch gelingen, grosse queerpolitische Vorhaben umzusetzen?
In der SPD hat man daran offenbar Zweifel. Via Social Media erklärte die SPDqueer am Montag: «Nicht zuletzt die Wahlen in den USA zeigen, wie verletzlich unsere Rechte sind, wie fragil und angreifbar. Deshalb appellieren wir heute eindringlich an die demokratischen Fraktionen im Deutschen Bundestag: Schützen Sie unsere Rechte, solange das noch möglich ist!»
Die Stimmenanteile für populistische und menschenverachtende Parteien würden mit den kommenden Wahlen voraussichtlich nicht kleiner. Eine Sperrminorität von einem Drittel der Sitze sei nicht ausgeschlossen und werde in Zukunft wohl wahrscheinlicher. Der Appell von SPDqueer: «Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist. Stellen Sie uns queere Menschen unter den Schutz des Artikel 3 Grundgesetz, bevor es zu spät ist!»
Verlinkt werden in dem Post neben den queeren Parteiorganisationen von Union, Grünen und Linken auch die der FPD. Dort räumt man dem Vorhaben aber wenig Erfolgsschancen ein.
«Die Union hat deutlich gemacht, dass sie keinerlei Verfassungsänderungen mehr mittragen wird. Für unsere Community ist das sehr bedauerlich.»
Jürgen Lenders, Sprecher für LGBTIQ der FDP-Fraktion im Bundestag, erklärte gegenüber MANNSCHAFT: «Bereits seit einigen Monaten bin ich davon ausgegangen, dass es im Bundestag keine Mehrheit für eine Ergänzung des Art. 3 GG geben wird, da hierfür eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erforderlich wäre. Nach der Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes hat die Union jedoch deutlich gemacht, dass sie keinerlei Verfassungsänderungen mehr mittragen wird. Für unsere Community ist das sehr bedauerlich.»
Die Freien Demokraten würden den queerpolitischen Aufbruch aber in den bevorstehenden Wahlkampf einbringen – «damit der queerpolitische Aufbruch auch in der kommenden Legislaturperiode weitergehen wird».
Katrin Helling-Plahr, die rechtspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag, sieht das ähnlich: «Die Verankerung des Merkmals der sexuellen Identität in Art. 3 Abs.3 S.1 GG wurde bereits in der Vergangenheit stets von der Union blockiert. Das Erreichen der notwendigen Zweidrittelmehrheit im Deutschen Bundestag wäre damit ohnehin unrealistisch.»
Das könnte dich auch interessieren
Berlin
Nach Mobbing gegen schwulen Lehrer: Schule offen für queere Projekte
Seit einer Woche ist eine Schule in den Negativschlagzeilen, weil dort ein Lehrer monatelang wegen seiner Homosexualität gemobbt worden sein soll. Nun kommt etwas Bewegung in den Fall.
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Religion
Schwul
Deutschland
SPD-Frau aus Sachsen: Sophie Koch ist die neue Queerbeauftragte
Ihr Vorgänger hat sich für seine Initiativen Respekt erworben. Nun will sich eine Frau aus Sachsen um die Rechte und das Ansehen queerer Menschen kümmern.
Von Newsdesk/©DPA
News
Politik
Ungarn
Pride-Verbot: 20 EU-Länder erhöhen den Druck auf Ungarn
20 EU-Staaten stellen sich klar gegen Ungarns Pride-Verbot. Auch Deutschland verschärft den Ton Richtung Budapest – und bringt einen möglichen Entzug der Stimmrechte ins Spiel.
Von Newsdesk/©DPA
News
Österreich
Pride
Deutschland
Theater
«Ooops …»: Wo sind die queeren Figuren im deutschsprachigen Musical?
Obwohl es im englischsprachigen Musical seit den frühen 2000er-Jahren einen Tsunami an Stücken mit LGBTIQ-Themen gibt, kommt davon im deutschsprachigen Raum wenig an. Warum eigentlich?
Von Kevin Clarke
Kultur
Musik
TIN
Bühne
Österreich