Homophobe Diskriminierungen in Wien: Mehr Rechtsschutz gefordert
Pride Biz Austria sieht akuten Handlungsbedarf
Nachdem Ende Dezember ein Fahrgast in Wien aus einem Taxi geworfen wurde, weil er seinen Partner geküsst hatte, sieht die Pride Biz Austria akuten Handlungsbedarf.
Ein Wiener Arzt wurde am 26. Dezember 2022 aus einem Taxi geworfen, nachdem er seinen Partner während der Fahrt geküsst hatte (MANNSCHAFT berichtete). Als ob das nicht gereicht hätte, kam danach das nächste Ärgernis hinzu: Der Mann hatte sich im Anschluss bei der Zentrale beschwert, wo ihm von einer Mitarbeitetrin entgegnet wurde, sie hasse ebenfalls Schwule.
In einem Post bei Facebook machte er den Diskriminierungsfall publik und löst damit ein breites mediales Echo aus. Konsequenzen blieben aber weitestgehend aus – dafür fehlt die Rechtsgrundlage.
«Dieser aktuelle Fall zeigt schmerzlich, dass Diskriminierung noch immer zum Alltag vieler Menschen aus der LGBTIQ-Community in Österreich zählt», sagte Astrid Weinwurm-Wilhelm, Präsidentin von Pride Biz Austria nun in einer Mitteilung und fügte hinzu: «Ein homophober Arbeitgeber ist gegenüber einer lesbischen Angestellten schadensersatzpflichtig und kann rechtlich belangt werden, wenn er diese aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert. Einem Fahrgast, der wie im vorliegenden Fall aus einem Taxi geworfen wird, sind jedoch rechtlich die Hände gebunden.»
Ein ähnlicher Fall trat Anfang Februar 2022 auf, als ein Beherbergungsbetrieb in der Wachau auf seiner Webseite unter dem Titel «Warum wir ein Anti-Homo-Haus sind» klar zu verstehen gab, dass homosexuelle Gäste unerwünscht sind (MANNSCHAFT berichtete).
«Leider ist bisher wenig passiert. LGBTIQ-Personen unterstehen in Österreich noch immer keinem umfassenden Diskriminierungsschutz. Es ist hoch an der Zeit, diesen Rechtsbereich auf alle Lebensbereiche auszuweiten», erklärte Weinwurm-Wilhelm weiter. Die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen, darunter Wohnraum, Versicherungs- und Bankdienstleistungen, der Gesundheitssektor oder die Gastronomie, sollen für alle sicher sein.
«Hier schützt das österreichische Recht nur vor Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts, der ethnischen Zugehörigkeit oder von Behinderung. Auch der Gesundheitsbereich ist zu öffnen. Damit meine ich, dass Leistungen der Kranken-, Pensions- und Unfallversicherungen, zum Beispiel das Krankengeld oder die Familienbeihilfe, LGBTIQ-Personen diskriminierungsfrei bereitgestellt werden sollen», sagte Weinwurm-Wilhelm.
Das könnte dich auch interessieren
Buch
Liebe, Lust und andere Katastrophen – unsere queeren Lesetipps
Éric Chacour verwebt queere Liebe mit familiären Zwängen in Kairo. Chloé Caldwell zerlegt das lesbische Begehren in schmerzhafter Klarheit. Und Eryx Vail stellt die Frage, ob queeres Leben in dystopischen Zukunftsvisionen überhaupt vorkommen darf.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Lesbisch
Gesellschaft
Kultur
Queer
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Kommentar
«Man tritt nicht nach Schwächeren, die schon fast am Boden liegen»
Jacques Schuster, Chefredakteur der Welt am Sonntag hat einen in vielerlei Hinsicht gestrigen Text gegen LGBTIQ verfasst. Unser Autor antwortet mit einem Gegenkommentar*.
Von Kriss Rudolph
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Feiern
Schwuz braucht Spenden: «Noch lange kein Ende mit dem queeren Gelände»
Alarmstufe Pink: Einer der ältesten queeren Clubs Deutschlands, das Berliner Schwuz, kämpft ums Überleben. Nach dem Insolvenzantrag soll nun eine Spendenkampagne helfen.
Von Newsdesk/©DPA
Queer
Schwul