«Hidden History»: Berlin Dungeon mit Schau zu Magnus Hirschfeld
Unter dem Titel «Codeword Lili» wird Einblick in das Leben des schwulen Arztes und seiner trans Haushaltshilfe Dorchen gegeben
Mit dem neuen Konzept «Hidden History» beleuchtet das Berlin Dungeon verborgene Kapitel der Berliner Geschichte. Den Auftakt macht die Schau mit LGBTIQ Pionier Magnus Hirschfeld.
Historische Persönlichkeiten und Ereignisse, die oftmals im Schatten standen, sollen Berlin jetzt ins Rampenlicht gerückt werden und eine Stimme. Mit dem Titel «Codeword Lili» wird dabei dem Berliner LGBTIQ Pionier Magnus Hirschfeld mit seinen weltweit bedeutsamen Errungenschaften eine Bühne geboten.
Die Hauptfigur – Magnus Hirschfelds Haushaltshilfe «Dorchen» – wird in der immersiven Inszenierung von der Berliner Synchronregisseurin, Sprecherin und Schauspielerin Philippa Jarke gesprochen. Sie spricht unter anderem die Haltestellen-Ansagen in den Bussen und Bahnen der Hauptstadt und macht als trans Frau queeres Leben in Berlin sichtbarer.
Im Berlin Dungeon sorgt Jarke nun für Gänsehaut: Die Gäste des Berlin Dungeon finden sich in der neuen Show «Codeword Lili» im Jahr 1933 wieder. Die «Roaring 20’s» hallen noch durch Berlin und Magnus Hirschfeld lädt in sein Institut. Nur mit Kennwort gibt es Zutritt zu der Party – denn die NS-Diktatur grenzt queere Menschen rigoros ausgegrenzt, diskriminiert und demütigt.
Philippa Jarke schenkt dabei Dora „Dorchen“ Richter ihre Stimme. Sie war die erste namentlich genannte Person mit vollständiger, erfolgreicher geschlechtsangleichender Operation. Hirschfeld nahm seine Patientin als Haushaltshilfe auf, da trans Menschen nur sehr schwer Arbeit fanden. Als Studierende der Hochschule für Leibesübungen das Institut stürmen – sie haben es insbesondere auf die umfangreiche Bibliothek und wissenschaftlichen Sammlungen Hirschfelds abgesehen – wird auch Dorchen wird zum Opfer.
Arzt Magnus Hirschfeld gründete nicht nur das weltweit erste Institut für Sexualwissenschaft, sondern führte auch die weltweit erste geschlechtsangleichende Operation durch. Zudem war Hirschfeld der wichtigste Fürsprecher der Entkriminalisierung von Homosexualität und damit der Abschaffung von § 175 im 20. Jahrhundert (MANNSCHAFT berichtete).
«Es ist uns ein Anliegen, die Person Magnus Hirschfeld und seine Bedeutung für die queere Emanzipationsgeschichte und Sexualgeschichte einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Denn Wissen und Verständnis sind die Grundlagen für Akzeptanz und Gleichberechtigung», wird Daniel Zschoke, General Manager des Berlin Dungeon, in einer Mitteilung zitiert. «Mit unserer neuen Reihe ‚Hidden History‘ wollen wir genau solchen Menschen eine laute Stimme verleihen, die bisher zu wenig Beachtung erfahren haben! Die emotionale Interaktion mit dem Publikum und Special Effects erhöhen die Immersion und machen Geschichte hautnah erlebbar.»
Der Starttermin von «Codeword Lili» am 6. Juli wurde bewusst gewählt, da Magnus Hirschfeld sein Institut für Sexualwissenschaft exakt an diesem Tag vor 105 Jahren eröffnete. Zusätzlich zu der Show gibt es im Berlin Dungeon noch eine Ausstellung. Die Sondershow kann bis 9. September 2024 besucht werden und ist Teil der regulären Berlin Dungeon Tour.
Nach dem Angriff auf drei trans Frauen beim CSD Strassenfest 2023 in Köln fahndet die Polizei mit Bildern nach fünf tatverdächtigen Männern (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Godehard Giese mit Lola für «Sad Jokes» geehrt
Der Lola-Favorit hat sich durchgesetzt: «September 5» über das Olympia-Attentat 1972 in München räumt beim Deutschen Filmpreis ab. Zwei doppelt Nominierte gehen leer aus. Dafür hat der offen schwule Godehard Giese gewonnen.
Billy Idol hatte seine ersten Auftritte in Schwulenbars
Lange bevor Billy Idol auf den Bühnen dieser Welt den Hit «Rebell Yell» hinausbrüllte, war es die LGBTIQ-Community, die sein erstes Zuhause war.
Wer darf ich sein? Zwischen Dancefloor und Dienstgrad
Queer, wild und in Uniform: Wie sich ein Leben zwischen Dancefloor und Disziplin anfühlt – und warum der schwarze Nagellack mehr als nur ein Stilbruch ist. Ein Kommentar von Anastasia Biefang.
Nemo fordert den Ausschluss Israels vom ESC
Nemo sprach sich zum ersten Mal öffentlich gegen eine Teilnahme Israels beim ESC in Basel aus. Die israelischen Handlungen im Gaza-Streifen seien «ein Widerspruch» zu den Werten des Musikwettbewerb.