«Gleiche Rechte für Ungleiche»: Das Lesbisch-schwule Stadtfest 2025
Sogar der Regierende Bürgermeister kam vorbei – und zeigte sich mit einem Anti-Merz-T-Shirt
Berlins queere Community fühlt sich seit langem im Kiez um den Nollendorfplatz in Schöneberg zu Hause. Eine Woche vorm Christopher Street Day wird dort Stadtfest gefeiert – es gibt sogar Geschenke.
Tausende von Besucher*innen sind bereits am ersten Tag zum «Lesbisch-schwulen Stadtfest» (so der offizielle und traditionsreiche Name) in den Regenbogenkiez um den Nollendorfplatz in Schöneberg gekommen. Das Motto dabei lautet diesmal «Gleiche Rechte für Ungleiche – weltweit!».
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kam für einen Rundgang vorbei. Am Stand vom Verband Lesben und Schwule in der Union (LSU) bekam er ein T-Shirt mit der Aufschrift «Dem Deutschen Zirkus» geschenkt, der Karl-Heinz Wagner vom kleinen Laden Wagner kürzlich entworfen hat – und der sich zum Verkaufsschlager entwickelt hat.
Sein Parteifreund Bundeskanzler Friedrich Merz hatte sich mit einer viel kritisierten Äusserung hinter den Kurs von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) zum Christopher Street Day in Berlin gestellt. Er sagte in einer Talksendung auf die Frage, wie er es finde, dass sie die Regenbogenfahne zum CSD nicht auf dem Bundestag hissen wolle: «Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt», auf dem man beliebig Fahnen hisse (MANNSCHAFT berichtete).
Nun ziert sein Kopf den Wagner-Entwurf, wo man ihn im Zirkuszelt mit roter Clownsnase sieht, darüber der zum Zirkuszelt umgeformte Bundestag mit den Deutschland- und EU-Flaggen sowie der Regenbogenfahne.
Veranstalter*innen rechnen mit 350*000 Gästen Der Regenbogenfonds der schwulen Wirte e. V. als Veranstalter rechnet für das gesamte Wochenende mit rund 350‘000 Gästen. «Man kommt noch sehr gut durch», sagte Dieter Schneider, einer der Organisatoren, am Samstagnachmittag. «Aber man merkt, es ist gutes Wetter.»
Die Veranstalter*innen betonten, es sei aktuell nötiger denn je, Offenheit, Diversität und Liberalität zu demonstrieren. Dass Anfeindungen der queeren Community und Angriffe auf queere Menschen zugenommen hätten, mache sich beim Stadtfest aber nicht bemerkbar, sagte Schneider.
«Ich mache die Veranstaltung seit über 25 Jahren. Hätte mir jemand vor drei oder vier Jahren gesagt, dass wir diesen Rückschritt erleben müssen, hätte ich ihm den Vogel gezeigt», erklärte Schneider.
«Da sieht man, wie man sich täuschen kann, aber der Stimmung hier tut es überhaupt keinen Abbruch.» Es werde vielen so gehen wie ihm: «Man ist sich dessen bewusst, aber man lässt sich deswegen die Laune nicht verderben.»
Stadtfest endet erst am späten Sonntagabend Auf sechs Bühnen treten beim Stadtfest queere Musiker auf - mit einem Programm von Rock und Pop bis Klassik, wie Schneider betonte. Neu in diesem Jahr ist eine Bühne, die sich dem Thema Fetisch widmet.
Bei der Polit-Talkshow «Das wilde Sofa» sind Diskussionen mit Teilnehmern wie der Frauenrechtlerin und Imamin Seyran Ate?, der Linke-Abgeordneten und Ex-Sozialsenatorin Elke Breitenbach und dem früheren Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geplant.
Auf den Strassen im Kiez präsentieren sich viele queere Projekte, Initiativen, Vereine, Läden und Organisationen. Enden soll das Stadtfest erst am späten Sonntagabend.
Die Stadt Köthen stellt sich quer: Nie wieder Zusammenarbeit mit diesen CSD-Machern! (MANNSCHAFT berichtete).
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