Frau in Berlin homophob beleidigt und ins Gesicht geschlagen
Immer noch werden solche Straftaten zu selten angezeigt
Ein Mann hat in der Nacht zum Samstag eine Frau in Berlin zunächst homophob beleidigt und anschliessend geschlagen.
Bisherigen Erkenntnissen zufolge soll der Mann gegen 23.30 Uhr die 22-Jährige an einer Bushaltestelle in der Schlossstrasse Ecke Grenzburgstrasse zunächst beleidigt haben. Bei einem anschliessenden verbalen Streit soll der Mann ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen und sich dann in unbekannte Richtung entfernt haben.
Die 22-Jährige erlitt eine leichte Kopfverletzung, die zunächst nicht behandelt werden musste. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt führt die Ermittlungen wegen des Falls der Hasskriminalität.
Es gibt eine Scheu davor, solche Straftaten bei der Polizei anzuzeigen
Schöneberg war 2019 eine der Kriminalitätsschwerpunkte in Berlin, was Homo- und Transphobie betrifft. Nur ein kleinerer Teil dieser Taten im sogenannten Regenbogenkiez lande bei der Polizei, gaben Innensenator Andreas Geisel und Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (beide SPD) am Freitag bei einem Rundgang zu. «Es gibt eine Scheu davor, solche Straftaten bei der Polizei anzuzeigen», sagte Geisel. Bei dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt MANEO würden doppelt so viele Taten gemeldet wie bei der Polizei. (Im letzten Jahr blieb die Zahl der Übergriffe gegen LGBTIQ auf hohem Niveau – MANNSCHAFT berichtete).
Mit Präventionsprojekten namens «Nachtbürgermeister» und «Nachtlichter» versucht der Bezirk seit mehr als einem Jahr die Situation zu verbessern. Die Unterstützung solcher Projekte, auch in den anderen Bezirken, sei auch für die nächsten Jahre 2022 und 2023 im Haushaltsplan eingestellt, sagte Geisel. Alle Bezirke erhalten für diese Zwecke seit 2017 jährlich 150 000 Euro über die Landeskommission Berlin gegen Gewalt. Im kommenden Jahr will die Koalition aus SPD, Linken und Grünen zudem ein Landespräventionsgesetz beschliessen, um ähnliche Massnahmen auf Landes- und Bezirksebene dauerhaft zu festigen.
Das Team der «Nachtbürgermeister» sowie Kiezstreifen, die «Nachtlichter» genannt werden, arbeiteten vorbeugend, berichteten Vertreter. Ziel des «Nachbürgermeisters» ist es, u.a. die Bedeutung des Regenbogenkiezes als historischen Ort von LGBTIQ Geschichte für Menschen, die dort leben und ihn als Tourist*innen besuchen, sichtbar zu machen und zu fördern. Doch daneben ist vor allem der gewaltpräventive Ansatz wichtig: Das Team ist täglich an einem Infopunkt anzutreffen und im Kiez vorbeugend und vermittelnd tätig: bei Konflikten, bei Lärmbelästigung oder Belästigung durch Drogenkonsum.
Auf den weissen Jacken der «Nachtlichter» steht: Can I help you. In Zweierteams sind sie am Wochenende von 20.00 bis 2.00 Uhr auf der Strasse unterwegs, sollen vor allem Präsenz zeigen, sind aber auch über das Handy alarmierbar. Die Nummern würden überall verteilt, auch bei Kneipenwirten und Anwohner*innen, die vom Lärm der Kneipenbesucher*innen genervt sind.
Die Idee dahinter ist: hinsehen, wo andere weggucken
«Die Idee dahinter ist: hinsehen, wo andere weggucken», sagte Geisel. Werden Menschen auf der Strasse angepöbelt, sollen die Teams rechtzeitig eingreifen, reden, und aufkommende Aggressionen beruhigen. Das Projekt des Bezirks startete vor mehr als einem Jahr.
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