Fast 200 christliche Führungspersonen wegen Missbrauchs beschuldigt

Eine Liste des Journalisten Evan Hurst dokumentiert Fälle in den USA – rechte Gruppen verbreiten weiter die «Groomer»-Rhetorik

Priester beim Gottesdienst
Symbolfoto (Bild: Michel Grolet/Unsplash)

Ein aktueller Bericht zeigt, dass seit Anfang 2025 fast 200 christliche konservative US-Führungspersönlichkeiten des Kindesmissbrauchs beschuldigt wurden. Die Zahl umfasst Pastoren, Jugendgruppenleiter, Priester und Lehrkräfte christlicher Schulen.

Evan Hurst, der eine Liste entsprechender Vorfälle ständig updated, berichtete letzte Woche von einer aktualisierten Übersicht: Bis Ende Oktober waren mindestens 188 separate Fälle gegen prominente konservative Persönlichkeiten erfasst. Allein beim letzten Update am 31. Oktober wurden 50 neue Anschuldigungen, Verurteilungen oder Festnahmen hinzugefügt.

«Am 31. Oktober hatte ich 138 Geschichten von 2025 gezählt, in denen christliche Pastoren, Jugendleiter, Priester oder Lehrkräfte beschuldigt, festgenommen oder verurteilt wurden, Kinder auf irgendeine Weise missbraucht zu haben», erklärte Hurst. «Nun sind es 188 Fälle.» Darüber berichtet nun das Portal Pink News.

Die Aktualisierung der Liste erfolgt vor dem Hintergrund, dass rechte Gruppen weiterhin behaupten, LGBTIQ-Personen seien eine Bedrohung für Kinder, ohne Belege vorzulegen. Besonders im Internet wird die sogenannte «Groomer»-Unterstellung und die dazugehörige Verschwörungstheorie verbreitet, die LGBTIQ-Personen generell und fälschlicherweise mit Pädophilie gleichsetzt.

Auch in Deutschland machen zuletzt ähnliche Vorwürfe Schlagzeilen. So berichteten unter anderem das rechte Hetzportal Nius im Zusammenhang mit dem Fall Jurassica Parka (MANNSCHAFT berichtete), dass LGBTIQ-Personen allgemein und Dragqueens im Besonderen eine Bedrohung für Kinder darstellen würden. Dies verdeutlicht, dass die sogenannte «Groomer»-Rhetorik keine rein amerikanische Problematik in Zeiten von Trump ist.

«Solche Geschichten passieren einfach kaum, trotz der Lügen, die gewisse christliche MAGA-Gruppen verbreiten», schreibt Hurst. Was passiert, ist definitiv nicht auf die queere Community beschränkt bzw. kein exklusives LGBTIQ-Problem. Ganz im Gegenteil.

Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der nun aktualisierten Liste wurde der kalifornische Jugendpastor Joshua David Kemper verhaftet. Kemper, 47, der zuvor anti-LGBTIQ-Inhalte auf Facebook geteilt hatte, wird beschuldigt, zwischen März und Juli ein 15-jähriges Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Während dieses Zeitraums veröffentlichte er auf Facebook zudem einen KI-generierten Beitrag, der LGBTIQ-Personen als Gefahr für Kinder darstellte.

Hurst kritisiert zudem die Bemühungen der Trump-Administration, sogenannte «Trans-Ideologie» als Form des Inlandsterrorismus zu brandmarken, insbesondere nach dem Tod von Charlie Kirk. Im September erklärte die damalige Pressesprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, es sei «wert, den falschen Behauptungen nachzugehen», dass die Gewalt durch sogenannte «trans Extremisten» zunehme.

Tage zuvor forderte die konservative Denkfabrik Heritage Foundation, die hinter der umstrittenen Initiative Project 2025 steht, das FBI auf, «Transgender-Ideologie-inspirierte Gewalt-Extremisten» in die Liste extremistischer Gruppen aufzunehmen.

Hurst schreibt dazu: «Alles, was ihnen nicht passt, erklären sie zum Terrorismus. Menschen, die gegen Autoritarismus, Faschismus und Nazis protestieren? Terrorismus. Menschen, die für Rechtsstaatlichkeit einstehen oder verlangen, dass Trump und seine Bande zur Rechenschaft gezogen werden? Terrorismus. Wer sich für unsere migrantischen Nachbar*innen einsetzt, um sie vor Trumps Gestapo zu schützen ... Sie verstehen, was ich meine.»

«Boots» verdoppelt Netflix-Views – und bringt das Pentagon gegen sich auf. Ein Sprecher nennt die Erfolgsserie «Woken Müll» (MANNSCHAFT berichtete).

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