Kommentar

«Die Idee und die Marke Schwuz ist nicht am Ende»

Berlins schwuler Finanzsenator sagte, es lohne sich zu schauen, was das Land an eigenen Flächen habe

Party im «SchwuZ»
Im Schwuz wird nicht mehr gefeiert (Bild: schwuz.de)

Das Schwuz hat geschlossen. Nach einer fast 50-jährigen Geschichte wurde am 1. November die letzte Party gefeiert. Berlins Finanzsenator hat aber Hoffnung.

Im Sommer hatte das Schwuz Insolvenz angemeldet. Damals erklärten die Betreiber*innen, man habe die Reissleine ziehen müssen, bevor die Zahlungsunfähigkeit eintrete. Trotz Sparmassnahmen und struktureller Veränderungen sei die wirtschaftliche Lage ernster als erwartet gewesen. Nun hat der queere Tradidionsclub geschlossen: Am 1. November wurde die letzte Party gefeiert.

Berlins offen schwuler Finanzsenator Stefan Evers hat sich in der Veranstaltung «Schattenkabinett» mit Dragqueen Margot Schlönzke im BKA Theater zum Ende des Clubs geäussert. Das Schwuz sei Teil seines Ankommens in Berlin gewesen, so der gebürtige Nordrhein-Westfale. Es sei allerdings schon länger her, dass er das letzte Mal dort gewesen sei, berichtet der Tagesspiegel. Der CDU-Mann erklärte, er glaube: «Die Idee und die Marke Schwuz ist nicht am Ende. Vielleicht ist es an der Zeit, zu überlegen, wie sich dieser Lebensort neu erfinden kann.»

Evers erzählte in der BKA-Veranstaltung zudem, er habe dem einstigen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nach dessen Rücktrittsankündigung 2014 einen persönlichen Brief geschrieben und ihm für seinen Satz «Ich bin schwul und das ist gut so» gedankt. «Er hat über Parteigrenzen hinweg einen enormen Fortschritt bedeutet und das ist jede Anerkennung wert», so Evers über Wowereit.

Er selbst, so der CDU-Mann, habe «nie Politik gemacht, um für meine Identität oder queere Interessen zu streiten». Angela Merkel, die über Jahre die Eheöffnung in Deutschland blockierte, nannte er «immer noch mein politisches Vorbild».

Es lohne sich zu schauen, «was das Land Berlin an eigenen Flächen hat» – selbst wenn diese Miete kosten würden. Ein Fan von «Staatswirtschaft, Staatsclubs und queerer Staatsszene» sei er aber nicht.

Der SPD-Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl im kommenden Jahr, Steffen Krach, forderte eine «Spielstättenförderung» für Clubs. Er sei aber nicht der Meinung, «dass der Senat Clubs betreiben sollte». Was für die Menschen funktioniere, das wüssten die Clubbetreiber schon selbst am besten, so Krach.

Nach monatelangen Gesprächen mit potenziellen Investor*innen hatte sich in Berlin keine Partei gefunden, die das Schwuz im jetzigen Zustand habe übernehmen wollen oder die nötigen Mittel habe aufbringen können. Der Ort sei mehr als nur ein Club gewesen, hiess es beim Schwuz. «Es war ein Zuhause, ein Zufluchtsort, ein Symbol queerer Geschichte.»

Das traditionsreiche «Schwulen-Zentrum», einst in Schöneberg gegründet und zuletzt in Neukölln beheimatet (wo es immer wieder zu queerfeindlichen Straftaten kommt – MANNSCHAFT berichtete), war seit 1977 ein zentraler Ort der queeren Szene.

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