Pussy-Riot-Aktivistin erschüttert mit Schilderungen von Straflager

Maria Aljochina hatte sich in Russland für LGBTIQ-Rechte eingesetzt

Maria Aljochina von Pussy Riot (Foto: Uwe Anspach/dpa)
Maria Aljochina von Pussy Riot (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Eine russische Freiheitskämpferin wühlt sogar den gestandenen TV-Moderator Lanz mit ihren Erzählungen sichtlich auf. Und erinnert ihn an ein denkwürdiges Treffen in Sankt Petersburg vor vielen Jahren.

Emotionale Schilderungen der Aktivistin Maria Aljochina über die Zustände in ihrer Heimat Russland haben Fernsehmoderator Markus Lanz sichtlich berührt. In seiner ZDF-Talkshow kämpfte er mit den Tränen, als die im Exil lebende Mitgründerin des Künstlerkollektivs Pussy Riot von den Repressionen in ihrer Heimat erzählte.

Sie selbst habe keine Angst vor Kremlchef Wladimir Putin, sagte die 37-Jährige. «Ich habe nie nach Sicherheit gesucht.» Sie habe zwei Jahre im Straflager verbracht und eineinhalb Jahre eine elektronische Fussfessel tragen müssen.

Nach längerer Pause sagte Lanz mit brüchiger Stimme, er sei tief berührt von Aljochinas Worten, weil er 2018 in Sankt Petersburg junge Frauen getroffen habe, die wie sie für Freiheit gekämpft hätten - und nicht wisse, was aus ihnen geworden sei. Seine damaligen Gesprächspartnerinnen hätten den Traum von einem besseren Russland gehabt.

«Ich frage mich oft, was ist aus den jungen Leuten, die wir damals interviewt haben, geworden? Die damals Kopf und Kragen riskiert haben, um mit uns zu reden», sagte Lanz. «Wenn man sich die Bilder von damals anschaut, dann kriegt man ein Gefühl dafür, wie unglaublich mutig diese russischen Oppositionellen – zu denen Sie auch gehören – sind.»

«Wir alle sind ausgereist, um die Wahrheit zu sprechen, die Wahrheit, die in Russland so drastisch bestraft wird.»

Maria Aljochina (Pussy Riot)

Aljochina sagte, es gebe viele solcher Künstler*innen und andere mutige Russen in Europa. Über eine Million seien es. «Das ist dieses Russland, das Sie vielleicht nicht kennen, aber so etwas gibt es trotzdem. Wir alle sind ausgereist, um die Wahrheit zu sprechen, die Wahrheit, die in Russland so drastisch bestraft wird.»

Aljochina war 2012 nach einer gegen Putin gerichteten Protestaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale zu zwei Jahren Haft im Straflager verurteilt worden. Im Mai 2022 gelang ihr trotz Hausarrests die Flucht von Moskau über Belarus nach Litauen. Erst kürzlich wurde sie in Russland in Abwesenheit zu einer 13-jährigen Haftstrafe verurteilt, weil sie in Deutschland Anti-Kriegs-Lieder gesungen hatte.

Aljochina war 2012 mit ihrer Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Sie hatte in einer Moskauer Kirche gegen Putin protestiert. Ende 2013 wurden sie begnadigt und kamen frei. Aljochina geriet aber immer wieder ins Visier der russischen Strafverfolgungsbehörden, etwa im Zusammenhang mit Demonstrationen für den eingesperrten Kremlgegner Alexej Nawalny.

U.a. hatte die Gruppe anlässlich des 68. Geburtstags von Kremlchef Putin Pride-Flaggen vor mehreren Verwaltungsgebäuden in Moskau aufgehängt. «Wir haben die Regenbogenflaggen als Geschenk für Putin gewählt als Symbol für fehlende Liebe und Freiheit», teilte die Gruppe damals via Facebook mit.

Trotz Überwachung durch die Polizei konnte Aljochina aus Russland entkommen. Mit Hilfe von Freunden sei sie über Belarus nach Litauen gelangt, wie sie u.a. der New York Times sagte. Um ihren Überwachern in Moskau zu entkommen, habe sie sich als Essens-Lieferantin verkleidet.

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