Bis 25 Minuten vor Start: Wollte Schweiz das ESC-Finale boy­kottieren?

Ein Zeitungsbericht aus Norwegen sorgt für Diskussionen

Nemo jubelt bei der Punktevergabe im Finale des ESC (Foto: Jens Büttner/dpa)
Nemo jubelt bei der Punktevergabe im Finale des ESC (Foto: Jens Büttner/dpa)

Die norwegische Zeitung VG schreibt, dass die Acts mehrerer Länder – inklusive Schweiz – bis 25 Minuten vorm ESC-Finale in Betracht gezogen hätten, nicht aufzutreten.

Es geht demnach neben der Schweiz um Griechenland, Grossbritannien, Portugal, Irland und Norwegen. Der norwegische Gitarrist Magnus Børmark, der mit seiner Band Gåte beim ESC dabei war, erklärt in VG, dass Boykottüberlegungen bezüglich Israels Teilnahme mit Sängerin Eden Golan eine entscheidende Rolle gespielt hätten (MANNSCHAFT berichtete).

Børmark wird von VG zitiert mit diesen Worten: «Wir haben bis zur letzten Sekunde überlegt, ob wir uns zurückziehen sollen. Viele von uns haben darauf reagiert, dass man Israel die Möglichkeit gibt, den ESC als politisches Instrument zu nutzen.»

«Emotional erschöpft» Der Gitarrist gibt an, dass er wegen einer Dringlichkeitssitzung mit der Europäischen Rundfunkunion (EBU), der Organisatorin des ESC, nicht an der Flaggenparade teilnehmen konnte. Auch Nemo war dieser Flaggenparade ferngeblieben. Ebenso die griechische Sängerin Marina Satti und der*die irische Vertreter*in Bambie Thug. Die offizielle Begründung im Falle Nemos lautete allerdings, Nemo sei «emotional erschöpft» und habe deshalb nicht teilnehmen können.

Eden Golan (Bild: Ronen Fedida)
Eden Golan (Bild: Ronen Fedida)

Der Blick konfrontierte SRF jetzt mit der Frage: «Stand Nemos ESC-Triumph auf der Kippe?» Delegationsleiter Yves Schifferle bestätigt, dass «einige Acts das Gespräch mit der EBU bezüglich gewisser Umgangsformen im Backstage-Bereich gesucht haben». Laut der norwegischen Zeitung habe auch die Schweiz dazugehört.

Ebenso heisst es im Bericht, dass die besagten Nationen erst 25 Minuten vor Beginn des Finales eingewilligt hätten, an diesem teilzunehmen. Schifferle entgegnet: «Es stand nicht zur Debatte, dass sich die Schweizer Delegation vom ESC zurückziehen wollte.»

«Ich glaube, das bringt zurzeit nichts» Das Management von Nemo nahm auf eine Anfrage des Blicks keine Stellung zum Thema. Nemo selbst hält sich zurzeit bedeckt. Gegenüber dem deutschen Spiegel erklärte Nemo, sich nicht zum Thema äussern zu wollen: «Ich glaube, das bringt zurzeit nichts.»

Obwohl momentan weder Datum noch Austragungsort des ESC 2025 in der Schweiz bekannt sind (MANNSCHAFT berichtete), ist eines schon klar: So ein Chaos wie in Malmö will man hierzulande nicht sehen. «Wir bedauern, dass einige Delegationen beim ESC in Malmö den Geist der Regeln und des Wettbewerbs sowohl vor Ort als auch während ihrer Übertragungen nicht respektiert haben», teilte die EBU mit. Bakel Walden, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums des ESC und SRG-Vorstandsmitglied, kündigte «ein detailliertes Debriefing» an.

Politik und Polemik: «Anti­zionis­mus und Identitäts­politik». Mehrere Autor*innen analysieren die Positionen von queeren, linken Aktivist*innen im Kontext des Gaza-Krieges (MANNSCHAFT berichtete).

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