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YouTube sperrt schwulenfeindliches russisches Hetz-Video

Der Clip wird seit Tagen als offen homophob kritisiert

YouTube sperrt
Foto: YouTube/Screenshot

Youtube sperrt ein russisches Propaganda-Video für die von Präsident Putin angestossene grösste Verfassungsänderung in der Geschichte des Landes. Es strotzt nur so vor dem Ekel vor Schwulen.

Der Film spielt in einem Waisenheim, das einen Jungen zur Adoption an ein homosexuelles Paar freigibt. Der Kleine macht ein sehr trauriges Gesicht, als sein neuer Vater seinen betont weiblichen Partner als «neue Mama» vorstellt. Zur Begrüssung bekommt der Junge dann noch ein rotes Kleid geschenkt.

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«Hier ist deine neue Mama, sei nicht traurig», sagt einer der beiden Männer des Paares dem frisch adoptierten Jungen. Eine Mitarbeiterin des Kinderheimes beobachtet die Szene und spuckt angewidert auf den Boden. «Bist du für ein solches Russland?», richtet sich eine Off-Stimme daraufhin an die Zuschauer. Seit Tagen steht der Film in Russland als offen schwulenfeindlich in der Kritik.

Die Macher appellieren mit ihrem Video an die Russ*innen, am 1. Juli für Putins Verfassungsänderung zu stimmen, damit Kinder weiter in Familien mit Mutter und Vater aufgezogen würden. Kremlchef Putin hatte in der neuen Verfassung festschreiben lassen, dass eine Ehe nur zwischen einem Mann und einer Frau möglich sei. Und er hatte betont, dass es in Russland niemals die Ehe für alle geben werde, solange er an der Macht ist.


YouTube sperrt wegen Hate Speech
YouTube teilte zu dem Clip mit: «Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die YouTube-Richtlinien zu Hassreden («Hate Speech») verstösst.» (Anfang des Jahres hatte die Plattform ein Video mit einem Warnhinweis versehen, das lange im Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen zu sehen war; der LSVD kritisierte das Vorgehen als Zensur – MANNSCHAFT berichtete). In diesem Tweet des russischen Aktivisten Pyotr Verzilov ist das Video noch zu sehen:

 

Der Schauspieler Alexander Filimonenko, der in dem Clip als «Mutter» zu sehen ist, entschuldigte sich am Donnerstag via Instagram.

«Liebe Freunde, ich möchte mit dem Video, in dem ich gedreht habe, mein Bedauern über die aktuelle Situation zum Ausdruck bringen. Es tut mir sehr leid, dass ich mich in der Politik engagiert habe. Auf keinen Fall wollte ich jemanden beleidigen. Vielen Dank an alle meine Verwandten und Freunde für die unterstützenden Worte.»


Russlands Führung steht seit langem international in der Kritik, mit ihrer Politik Hass gegen LGBTIQ zu schüren. Das von Putin unterzeichnete Gesetz gegen «Homo-Propaganda» verbietet unter Androhung von Strafen, in Gegenwart von Kindern gleichgeschlechtliche Liebe zu zeigen oder darüber zu sprechen.

Kremlchef Wladimir Putin hat erst im vergangenen Jahr Kritik an seiner homofeindlichen Politik in Russland zurückgewiesen. Man habe gegenüber LGBTIQ eine ausgeglichene Haltung (MANNSCHAFT berichtete).

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Der Politologe Abbas Galljanow nannte das Video laut dpa eine gezielte Aktion, um vom eigentlichen Thema der Verfassungsänderung abzulenken. Einziges Ziel sei es, Putin den Weg zu öffnen, um bis 2036 an der Macht zu bleiben. Aktuelle Umfragen machen widersprüchliche Aussagen dazu, ob es eine Mehrheit für die Verfassungsänderung gibt. Putin will sie nur im Fall einer Mehrheit in Kraft setzen.

Laut dem unabhängigen Lewada-Institut liegt nach einer am 2. Juni veröffentlichten Umfrage die Zustimmung bei 44 Prozent. Das staatliche Wziom-Institut hingegen ermittelte mit Stand Donnerstag eine Zustimmung von 61 Prozent. Unabhängige Experten und die Opposition in Russland befürchten eine massive Fälschung der Ergebnisse.

Ohne Verfassungsreform Putins aktuelle und letzte Amtszeit im Jahr 2024 enden. Vorangegangen war bereits 2010 die Verlängerung der Amtsperiode des Staatsoberhauptes von vier auf sechs Jahre.


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