Wieder ein «Tatort» mit lesbischer Sichtbarkeit
Diesmal kommt der Film aus Bremen
Der zweite Fall der Bremer «Tatort»-Kommissar*innen Moormann, Andersen und Selb ist mehrsprachig, manchmal witzig und gewürzt mit mehr oder weniger fundierten Lebensweisheiten. Spannend ist der Krimi auch.
Von: Helmut Reuter, dpa
Der vorletzte «Tatort» kam bei vielen LGBTIQ nicht gut an; das Lesbenbild, das der Krimi aus Dortmund zeichnete, erschien mehr als fragwürdig (MANNSCHAFT berichtete)
Nun kommt eine Folge aus Bremen. Die gute Nachricht zuerst. Kommissar Mads Andersen (Dar Salim) ist zurück im Kripo-Team, denn der Bürojob in Dänemark war nichts für ihn. «Was ist Kopenhagen gegen Bremen?», begründet er seine Wahl und überlässt dem Zuschauer die Antwort. Seine beiden freudig-verdutzten Kolleginnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) begrüssen ihn gleich mit einem Witz auf seine Kosten. «Schlechte Witze – das habe ich vermisst», kontert Andersen. Und zu dritt widmen sie sich dem neuen Fall, der zwischen Unterschichtenmilieu und grossbürgerlicher Kaufmannsvilla pendelt. Der Fall «Und immer gewinnt die Nacht» ist am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
Das Verbrechen: Ein sozial engagierter Arzt wird im Hafen mit Vorsatz überfahren und ermordet. An vordergründig Verdächtigen fehlt es nicht. Ins Visier geraten unter anderem Seeleute eines Schiffes und eine vom Arzt zurückgewiesene verliebte Praxishelferin. Zuschauer, die selbst Hinweise auf den Täter oder die Täterin finden wollen, müssen von Anfang an ganz genau aufpassen.
Eine weitere Spur führt zu einem ungleichen lesbischen Paar: Die cellospielende Tochter aus gutem Hause verliebt sich in eine lebenswütende Underdog-Frau aus dem Milieu, die schon einen Menschen tötete, ihre Strafe aber im Gefängnis absass. Beide rebellieren gegen das Establishment, sichern Lebensmittel aus Supermarkt-Containern, um sie in heruntergekommenen Hochhäusern an Mieter zu verschenken. Eine der beiden Frauen hat einen behinderten Bruder, der von der Praxis des ermordeten Arztes abgewiesen wurde. Ein mögliches Tatmotiv.
Bei der Suche nach dem Mörder arbeitet das Ermittler-Trio mal zu zweit, mal zu dritt. Die vergeistigt-schräge Kommissarin Selb lädt sowohl ihre Kollegin Moormann als auch Andersen zum Essen in ihr spartanisches Tiny House – ein winziges Wohnhaus – ein. Mehr braucht sie nicht: «Wenn es mir reicht, bin ich weg.» Daran denkt Moormann nicht, denn sie kommt aus Bremerhaven. Ihre soziale Herkunft soll man ihr anmerken. Die schnell kombinierende Kommissarin tritt burschikos bis zur Schnoddrigkeit auf. Sie duzt fast jeden und wetteifert mit ihrer Kollegin Selb um die schnellsten kriminalistischen Schlüsse.
Andersen muss sich indes wortwörtlich mit Seemännern rumschlagen, die ihn nach einer deftigen Prügelei auf dem Frachtschiff «Always Lucky» kurzerhand über Bord werfen – ein spektakulärer Sturz ins tiefe Hafenbecken. Der Kommissar ist ohnedies für Undercover-Einsätze zuständig. Die Nachwirkungen eines solchen Einsatzes aus der Vergangenheit in Dänemark holen ihn sogar in Bremen ein.
In der Folge «Und immer gewinnt die Nacht» spricht Andersen dänisch, englisch, vier Worte Spanisch und natürlich Deutsch mit dänischem Akzent. Auch an sozialkritischen Einsprengseln mangelt es nicht. So erklärt Moormann ihrer Kollegin Selb en passant im Treppenhaus Hartz-IV-Sätze, Kindergeld und Wohngeld und dass dabei nicht mal zwei Euro für Bildung bleiben.
Selb glänzt dagegen mit Lebensweisheiten wie «Wenn es nicht ab und an richtig weh tut, ist es auch kein Leben» oder «Ich habe noch von keinem Verbrechen gehört, das ich nicht selbst hätte begehen können.» Auch Goethe, Pablo Neruda und Fidel Castro kommen zu ihrem Recht.
Da mag selbst Andersen nicht zurückstehen und gibt zum Schluss als Fazit des Falls zu sanften Celloklängen seine «Glückskeks-Weisheit» weiter. Nämlich, dass man in der Schule lernen sollte, zu wissen, was man will: «Dass einem das zusteht, der zu werden, der man ist, oder die, die man ist, oder die, der man ist, oder der, die man ist. Oder, naja egal.»
Die Öffentlich-Rechtlichen und die Privaten in Deutschland übten kürzlich Selbstkritik: Ihr Programm ist nicht divers genug (MANNSCHAFT berichtete).
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