Queeres Café «Et Claire» schliesst und sucht neues Zuhause
Mit der Schliessung des Kulturzentrums INTRA muss auch das queere Café Et Claire seine Türe schliessen. Die Betreiber*innen suchen nun eine neue Bleibe.
Für eine kurze Zeit hatte Bern ein queeres Café. Et Claire war während drei Monaten zu bestimmten Tagen und Zeiten geöffnet und befand sich im Kulturzentrum INTRA («In Transformation Space») in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kapitel im Bollwerk. Das Projekt sei «ein voller Erfolg» gewesen, schreiben die Betreiber*innen in einer Medienmitteilung. Der Testlauf habe die Erwartungen übertroffen.
«Bei der Eröffnung gab es für mehrere Stunden eine lange Schlange an der Bar», so die Betreiber*innen. Was als einmonatiges Pilotprojekt begann, entwickelte sich rasch zu einem regelmässigen Treffpunkt für die queere Community und ihre Allys. Im Juni und Juli war das Et Claire jeweils mittwochs und freitags geöffnet und wurde von einem vielfältigen Publikum begeistert angenommen.
«Dass es in Bern einen solchen Space braucht, hatten wir beide im Gefühl. Doch was Et Claire den Besuchenden bedeutet hat, und welchen Andrang wir erlebt haben, war für mich überwältigend schön», sagt Betreiber*in Pöili.
Ob bei ruhigem Kaffeegenuss, einem Buch in der Sonne, einem Karaokeabend oder beim gemeinsamen Public Viewing der Frauen-EM – das Café wurde rasch zu einem lebendigen, inklusiven Ort. «Am Public Viewing der Frauen-EM kannst du mitfiebern. Die Regeln nicht kennen und sie nicht ungefragt erklärt bekommen, unter Queers sein, deine Kinder in der Kinderecke spielen lassen, Hot Dogs essen, leckere Getränke geniessen – egal ob mit oder ohne Alkohol – und in einem Safer Space mit deinen Freund*innen in die Welt des Frauenfussballs eintauchen!», so die Betreiber*innen.
Zahlreiche Gruppen nutzten das Et Claire für Treffen, Buchclubs oder Spielabende. Schon bei der Eröffnung seien die Besucher*innen mit Tränen in den Augen im Raum gestanden, schreiben die Betreiber*innen – gerührt, dass es endlich einen solchen Ort gebe. «Für viele ist es mehr als nur ein Café: ein Safe Space, ein Ort der Sichtbarkeit, des Ankommens und des Austauschs», so das Fazit. Eins der zahlreichen Rückmeldungen in der Feedback lautet: «Super Sache. Safe Space durch und durch. Freue mich, wenn ihr einen festen Standort habt.»
Diese Ärä sei nun leider zu Ende, so die Betreiber*innen weiter. Man sei nun auf der Suche nach einer passenden Liegenschaft, um das Et Claire als permanentes Angebot zu etablieren. Denn eins sei klar: Bern braucht diesen Ort. Ronja: «In Zukunft möchten wir ein konstantes Angebot haben, um der queeren Community einen Raum bieten zu können, der in Bern fehlt.»
Mehr: Chappell Roan will mit Erlös aus Konzerten trans Jugendliche unterstützen (MANNSCHAFT berichtete)
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