Warum der CSD München so viele junge Menschen angezogen hat

Sie träumen von einer besseren Welt, erklärt ein Psychologe

Symbolbild: Sven Hoppe/dpa
Symbolbild: Sven Hoppe/dpa

Bei der München Pride demonstrierten LGBTIQ wieder sichtbar auf der Strasse. Der CSD München zog auffallend viele junge Leute an. Und das hat Gründe, sagt ein Psychologe vom Sub.

Auf der Theresienwiese bespielten die Veranstalter*innen zum ersten Mal eine Kulturbühne (MANNSCHAFT berichtete). Ausserdem gab es eine Rad-Demo – alles unter strengen Corona-Auflagen. Wie das Team vom CSD München mitteilte, mischten sich vor allem junge Menschen am Samstag unter die 64 Demo-Spots der Dezentralen Demo-Aktion, die die queeren Vereine, Organisationen und Gruppen über die ganze Innenstadt verteilt von 12 bis 15 Uhr besetzt hatten.

Die Teilnahme vieler junger Menschen sei kein Zufall, erklärt der Psychologe Christopher Knoll gegenüber der SZ. Man sehe den Wunsch der Jugend in einer Welt zu leben, die nach fairen Regeln funktioniert. Und das teile sie mit der LGBTIQ-Community. «Diese Generation hat verstanden, dass wir nur alle gemeinsam die Probleme der Welt lösen können, den Klimawandel genauso wie die Homo- und Transphobie», so Knoll, der seit knapp 30 Jahren als Berater bei der Münchner AIDS-Hilfe und beim Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum Sub arbeitet.

Die jungen Leute seien mutig und politisierter, ausserdem träumten sie von einer anderen Welt. Davon wollten sie sich auch nicht mehr abbringen lassen.

Jungen Leute spürten, dass es einen Änderungsbedarf gebe. Sie wollten laut Knoll nicht in eine Welt hineinwachsen, die sie bei der Generation ihrer Eltern oder Grosseltern sehen: mit klaren Rollenmustern, mit Hass und Abgrenzungsbemühungen.

Man kann nur hoffen, dass an den Mauern der Uefa die Jugend auch noch rütteln wird.

«Homophobie korreliert mit Religiosität, traditionellen Männlichkeitsnormen und der Häufigkeit von Kontakten. Je mehr die Jugend die traditionellen Geschlechterrollen überwindet und in Kontakt mit anderen und weniger religiös gebunden ist, desto weniger wahrscheinlich wird eine homophobe Haltung», so der Diplom-Psychologe.

Angesprochen auf die Regenbogen-Debatte zur Fussball-EM (MANNSCHAFT berichtete) und anderen grossen Sportevents, die von Sponsorengeldern leben, sagte Knoll: «Man kann nur hoffen, dass an den Mauern des IOC und der Uefa die Jugend auch noch rütteln wird.»

Das könnte dich auch interessieren