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Türkei: Wie man eine LGBTIQ-feindliche Regierung austrickst

Sechs NGOs schlagen Erdoğan ein Schnippchen

Erdogan
Die Plakate in einem Stadtteil von Istanbul. (Bild: Twitter/Greenpeace Türkiye)

Man nehme sechs NGOs und lässt sie zusammen gegen die LGBTIQ-feindliche Regierung von Präsident Erdoğan arbeiten. Heraus kommt ein Regenbogen, der eigentlich keiner sein darf.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht hinter dem Regenbogen kein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Hoffnung, sondern nur Propaganda für eine Gruppe «Terrorist*innen» – wie er all seine Gegner*innen nennt – die Kinder zu Homosexuellen «umpolen» wollen. Informationen zu queeren Themen für Kinder und Jugendliche sind nicht mehr erlaubt. Sogar alle Formen von Regenbögen sind sozusagen verboten.

Fast alle Formen. Es ist zwar nicht erlaubt, einen Regenbogen auf einer Plakatwand abzubilden, aber was ist mit sechs Plakatwänden von sechs verschiedenen Organisationen? Das haben sich auch die Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) Amnesty International, Greenpeace, Purple Roof Women’s Shelter Foundation, Association for Monitoring Equal Rights, Support to Life Association und Change.org gedacht.

Jede Organisation buchte Werbeflächen in verschiedenen Stadtteilen Istanbuls, gestaltete ein Plakat in einer anderen Farbe und einem passenden Slogan. Amnesty International schreibt beispielsweise: «Alle Menschen sind frei und mit gleichen Rechten geboren» und bei Greenpeace steht: «Alle zusammen für die Erde». Nun hängen die Werbebanner nebeneinander und bilden einen Regenbogen.


Über die sozialen Medien verbreiteten sie die Bilder der Plakate unter dem Hashtag #rainbowhack. Greenpeace Türkei schreibt dazu auf Twitter: «Wir fühlen uns geehrt, mit unseren verschiedenen Farben zusammen zu kommen. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, sind wir bunt wie ein Regenbogen, gleichberechtigt, frei und stärker.»

🌈 Farklı renklerimizle bir araya gelmekten onur duyuyoruz. Birbirimize destek olduğumuzda gökkuşağı gibi rengarenk, eşit, özgür ve daha güçlüyüz. #BirlikteRengarenk #RainbowHack #Pride #Pride2021 pic.twitter.com/ITi9PLJAaW

— Greenpeace Türkiye (@Greenpeace_Med) July 8, 2021

Die vermeintliche Regenbogen-Ideologie
In den vergangenen Jahren haben Regierungen mit autokratischen Tendenzen die Hetze gegen die LGBTIQ-Community als Teil ihrer Machtfestigung entdeckt. Vladimir Putin verbietet Informationen über queere Themen für Kinder und Jugendliche (MANNSCHAFT berichtete), Viktor Orbán lässt in die Verfassung eintragen, dass die Ehe nur zwischen Mann und Frau gültig ist und zieht dann mit Putin gleich (MANNSCHAFT berichtete). Andere rechtspopulistischen Anführer*innen haben diese Strategien ebenfalls für sich genutzt und hetzen über die sozialen Medien gegen Queers und ihre Verbündeten (MANNSCHAFT berichtete).

So auch der türkische Präsident Erdoğan. Vor einem Jahr machte er mit einem absurden Verbot auf sich aufmerksam. Er ermahnte Lehrpersonen, Kinder keine Regenbögen mehr malen zu lassen, da es sie zu Homosexuellen «umpolen» könnte. Das Naturphänomen ist jedoch nicht nur ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz, sondern auch für Hoffnung. Etwas, das während der Corona-Krise eigentlich die Gesellschaft zusammenhalten kann, hatten sich die Lehrer*innen damals wohl gedacht.


Im Winter eskalierten dann die Proteste von Student*innen an der Universität in Istanbul. Erst ging es um den von Erdoğan eingesetzten, ihm treu ergebenen Direktor, den sie ablehnten. Als die Studierenden im Rahmen eines Kunstprojekts ein Bild der Kaaba mit Regenbogen- und Transpridefahnen dekorierten, wurden die vier Verantwortlichen festgenommen und stehen nun wegen «Verunglimpfung des Islams» und «Aufstacheln zum Hass» vor Gericht, begleitet von heftigen Protesten (MANNSCHAFT berichtete).

Zuletzt ging die Polizei mit voller Härte gegen die Istanbul Pride vor. Mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Pfefferspray drangsalierten Polizist*innen die Demonstrierenden und nahmen mehrere von ihnen fest (MANNSCHAFT berichtete).


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