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++ Nordosten kaum «divers» ++ Flaggenhissung vor Hamburg Pride ++

Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer

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Bild: iStockphoto

Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 24. Juli 2023.

++ Nordosten kaum «divers» ++

In Mecklenburg-Vorpommern ist in den vergangenen Jahren nur in sehr wenigen Fällen im Personenstandsregister die dritte Geschlechtsoption «divers» eingetragen worden. In Rostock, der mit knapp 210’000 Einwohner*innen grössten Stadt im Nordosten, wurde nach Angaben der Stadtverwaltung seit Dezember 2018 sechs Mal die Möglichkeit genutzt, im Melderegister die Geschlechtsangabe von «männlich» oder «weiblich» zu «divers» zu ändern. Die Änderung erfolge grundsätzlich zunächst im Personenstandsregister, also in der Geburtsurkunde, danach im Melde- und Passregister, so eine Behördensprecherin.

In der Universitäts- und Hansestadt Greifswald ist seit Dezember 2018 keine Änderung des Geschlechtseintrages auf «divers» erfolgt. Auch nicht in Wismar. In der Hansestadt Stralsund ist die Zahl mit 23 zwar deutlich höher, aber in dem Kontext weniger aussagekräftig, denn sie umfasst auch Änderungen von «männlich» auf «weiblich» und umgekehrt sowie die alleinige Änderung des Vornamens nach dem Transsexuellengesetz. (dpa)

++ Flaggenhissung vor Hamburg Pride ++

Vor dem Start der Pride Week haben Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft an mehreren Orten Regenbogenflaggen gehisst. Am Hamburger Rathaus war dafür am Freitagvormittag unter anderem die Zweite Bürgermeisterin und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank zuständig. «Die Sichtbarkeit queerer Vielfalt ist fester Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft», so die Grünen-Politikerin. Hamburg stelle sich «an die Seite all derer, die dafür kämpfen, so zu sein, zu leben und zu lieben, wie sie sind.»


Hamburg zeigt Flagge für Toleranz & Vielfalt 🏳️‍🌈 Die Zweite Bürgermeisterin @fegebanks, die stellv. Präsidentin der @buergerschaftHH, Mareike Engels, und der Vorstand von @Hamburg_Pride haben heute anlässlich von #HamburgzeigtFlagge die Regenbogenflagge am Rathaus gehisst. pic.twitter.com/IeMSNuHsOd

— Hamburger Senat (@Senat_Hamburg) July 28, 2023

Zuvor hatten am Freitag bereits Mitarbeiter*innen der Handelskammer die Regenbogenflagge im Namen der Hamburger Wirtschaft gehisst, als «Zeichen für gesellschaftliche Verantwortung sowie Vielfalt und Chancengleichheit». Unter dem Motto «Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*Feindlichkeit» findet die Pride Week in diesem Jahr von Samstag an bis nächste Woche Sonntag statt.

++ Auch CSD Stuttgart rekordverdächtig ++

Es soll am Samstag die grösste CSD-Demo aller Zeiten werden: Aufgrund der hohen Zahl
an Anmeldungen soll die Demo in diesem Jahr bereits um 15 Uhr am Feuersee beginnen, eine Stunde früher als bisher. Die Polizei erwartet bis zu 500’000 Menschen am Pride-Wochenende in der Stadt.

Mit einem Rekord von 131 Formationen – ein Anstieg um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr – stelle die diesjährige Demo ein wichtiges Zeichen der Unterstützung und Anerkennung für die LGBTIQ-Community dar, heisst es in einer Pressemitteilung des CSD-Vereins. Dieses Jahr sei zum ersten Mal etwa der VfB Stuttgart unter dem Motto «Wir sind bunt und wild» dabei.


++ Bätzing spricht im Vatikan über Reformen ++

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat am Mittwoch mit Vertretern der römischen Kurie – der Zentralverwaltung der katholischen Kirche – über den deutschen Reformprozess gesprochen. Die Begegnung sei «in einer positiven und konstruktiven Atmosphäre» verlaufen, teilten die Bischofskonferenz und der Vatikan am Abend in einer gemeinsamen Erklärung mit. Weitere Treffen würden folgen. Von Seiten des Vatikans nahmen unter anderem Staatssekretär Parolin und der Präfekt der Glaubenskongregation, Ladaria, teil. Bätzing wurde unter anderem von dem Trierer Bischof Stephan Ackermann und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck begleitet.

Das Treffen kommt nach einer beispiellosen Eiszeit zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen. Im März hatten die deutschen Katholik*innen ihren dreieinhalbjährigen Reformprozess Synodaler Weg vorerst abgeschlossen. Sie sprachen sich dabei für eine stärkere Stellung von Frauen in der Kirche aus und eine liberalere Sexualmoral. Der Vatikan hat mehrfach klargemacht, dass er diese Beschlüsse sehr kritisch sieht (MANNSCHAFT berichtete).

++ 8. Dyke March in Hamburg ++

Das Lesbennetzwerk Hamburg lädt am 4. August zur Demo, ab 18.30 Uhr in der Bergstrasse Ecke/Mönckebergstrasse. Es ist der 8. Dyke March und findet am Vorabend des CSD statt – und zwar für lesbische und trans-inkludierende Sichtbarkeiten: «Der Protestmarsch bietet Lesben, Freund*innen und Allies aller Orientierungen, Altersgruppen, Nationalitäten eine Plattform sich und ihre Interessen sowie politischen Forderungen zu präsentieren.»

«Lesbophobie ist intersektionale Diskriminierung, die als Frau und als Lesbe stattfindet», heisst es in der Ankündigung. «In ihr mischen und verstärken sich Sexismus und Homophobie und bilden so eine Form von Benachteiligung die spezifisch für Lesben ist und sich in allen Lebensbereichen von Lesben widerspiegelt.» Denn lesbische Frauen erleben auch 2023 weiterhin aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung und Gewalt.

++ Queere Ampelpärchen für Berlin? ++

Die Bezirks-Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg Clara Herrmann (Grüne) will in ihrem Bezirk queere Ampelpärchen einführen. Nach einem Bericht der B.Z. hat sie den Senat bereits Mitte Juni deswegen angeschrieben: «Friedrichshain-Kreuzberg ist ein bunter Bezirk. Wir stehen für Offenheit, Toleranz und Vielfalt ein. Um die Sichtbarkeit der LGBTIQ-Community im Bezirk weiterhin zu verbessern, möchte ich mich für ein sichtbares Zeichen im öffentlichen Raum einsetzen.»

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) prüfe laut dem Artikel wohlwollend das Vorhaben zum nächsten Jahr. «Es ist eine charmante Idee, denn die Sichtbarkeit der LGBTIQ-Community gehört in Berlin dazu», so eine Sprecherin.

++ Regenbogentreppe übermalt ++

An einer Schule im sachsen-anhaltinischen Naumburg haben sich Unbekannte Zutritt verschafft und eine in Regenbogenfarben bemalte Treppe überstrichen. Wie das regionale Bündnis Partnerschaft für Demokratie mitteilte, wurden die Stufen der Albert-Schweitzer-Sekundarschule am Freitag rot, schwarz und weiss übermalt – die Farben der Reichsflagge, ein Symbol der rechten Szene. Ausserdem sollen die Täter*innen die Parole «Mann + Frau = Familie» angebracht haben.

Mite Juli hatten Mitglieder des Jugendparlaments die Treppe in den Farben der Regenbogenflagge bemalt, um ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Es wurden Ermittlungen aufgenommen und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet, so die Polizei. Bisher gebe es keine konkreten Hinweise auf die Täter*innen.

++ Totenruhe von trans Frau gestört ++

Zum wiederholten Mal ist in Berlin das Grab von trans Frau Ella Nik Bayan geschändet worden, die sich im September 2021 auf dem Alexanderplatz angezündet hatte und anschliessend verstarb (MANNSCHAFT berichtete). Am Sonntag, dem 23. Juli 2023, wurde gegen 8 Uhr auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der Gudrunstrasse festgestellt, dass durch Unbekannte das Grab mittels Feuerwehr-Absperrband umwickelt und ein Aufkleber mit einem Warnsymbol angebracht worden war.

Polizeikräfte entfernten die Gegenstände und stellten diese als Beweismittel sicher. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

++ Kaum «divers»-Eintragungen in Thüringen ++

Seit etwa vier Jahren gibt es in Deutschland die Möglichkeit, das Geschlecht bei amtlichen Eintragungen auch mit «divers» anzugeben (MANNSCHAFT berichtete). Bislang geschieht das in Thüringen aber nur selten. Eine Sprecherin der Stadtverwaltung Eisenach beispielsweise sagte, die Option, die Geschlechtsangabe von männlich oder weiblich zu divers zu ändern werde «kaum bis gar nicht» genutzt. In der Vergangenheit habe es einmal eine Anfrage per Telefon zu dem entsprechenden Verwaltungsvorgang gegeben.

Selbst in Thüringens grösster Stadt – der Landeshauptstadt Erfurt – kommt es nur ausgesprochen selten vor, dass Menschen ihren Geschlechtseintrag im Personenstandsregister von männlich oder weiblich zu «divers» ändern. Seit der Gesetzgeber diese Möglichkeit geschaffen habe, sei das in weniger als zehn Fällen geschehen, sagte ein Sprecher der dortigen Stadtverwaltung.


Rosa von Praunheim

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