in , ,

Stolperstein für schwules NS-Opfer in Duisburg

Es ist der sechste Stein für einen nach §175 verurteilten Mann

Stolperstein
Wilhelm Kühlen wurde zweimal nach §175 verurteilt (Foto: Sammlung J. Wenke)

In Duisburg wird ein Stolperstein für Wilhelm Kühlen gelegt, der in der Nazi-Zeit mehrfach als Homosexueller verurteilt worden war.

Wilhelm «Willi» Kühlen wurde am 12. Juni 1912 in Mönchengladbach geboren und war als Verkäufer, Artist und Magazinverwalter im Baugeschäft tätig. Der evangelisch aufgezogene Mann wurde zweimal in wegen homosexueller Kontakte in Duisburg verurteilt. Zunächst im Mai 1938, woraufhin er eine sechswöchige Gefängnisstrafe hinnehmen musste. Der Mitangeklagte August Zgorzelski wurde derweil zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Zgorzelski wurde am 8. Januar 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Ein Stolperstein in Duisburg wurde bereits 2018 verlegt (MANNSCHAFT berichtete).

Der zweite Prozess Kühlens nach §175 erfolgte am 5. Oktober 1939. Er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, die er im Moorlager Neusustrum/Papenburg (Emsland-Lager) und im Zuchthaus Celle verbüsste. Am 5. Oktober 1941 wurde er entlassen. Obwohl er als «Wiederholungstäter» galt, entging er aus unbekanntem Grund einer Deportation in ein Konzentrationslager.

Der bis dahin ledige Kühlen kehrte nach Duisburg zurück und heiratete dort am 8. September 1942 die Kontoristin Elisabeth Susanna Mohr. Zum Zeitpunkt der Heirat war er «Soldat im Felde». Am 5. Juni 1944 wurde die Ehe geschieden.


Kühlen gilt als Wehrmachtsvermisster, sein genauer Todeszeitpunkt und Ort des Todes sind unbekannt. Seine letzte Nachricht stammt aus dem März 1945. Er wurde mit grosser Wahrscheinlichkeit nur 32 Jahren alt.


Mehr zum Thema: Gedenken an NS-Opfer – «Hass und Hetze nicht totschweigen!»


Im Zuge der Recherchen konnten mehrere Verwandte ausfindig gemacht werden, darunter eine Nichte und ein Neffe von Willi Kühlen, die Ihren Onkel aufgrund seines frühen Todes allerdings nicht kennengelernt haben. Durch ihre Hilfe konnten die Forschungen durch Fotos, Briefe, überlieferte Erinnerungen und ähnliches jedoch massgeblich bereichert werden.


Stolperstein
Für August Zgorzelski wurde 2018 ein Stolperstein verlegt (Foto: Sammlung J. Wenke)

Nach eine coronabedingten Verschiebung findet die Verlegung des Stolpersteins organisiert vom Jugendring Duisburg am Freitag, den 9. Dezember um 15.15 Uhr statt. Ort ist der Flachsmarkt 7 Ecke Poststrasse in Duisburg. Teilnehmer ist unter anderem der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link, der auch die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat.

Der Stolperstein für Wilhelm Kühlen ist der sechste Stein in Duisburg für einen Mann, der nach §175 verurteilt wurde. Zuvor wurde 2012 ein Stolperstein für Werner Bangert (ermordet am 17. Juli 1942 im KZ Sachsenhausen bei Berlin) gelegt, und 2018 vier Steine für August Zgorzelski (ermordet 1944 im KZ Buchenwald bei Weimar), Paul Friederich (ermordet 1945 im KZ Mauthausen bei Linz), Alfred Ledermann (ermordet 12. Juli 1942 im KZ Sachsenhausen) und Walter Braumann (überlebte die NS-Verfolgung, starb 1973 in Büttgen).


Regenbogen

Nach Regenbogen-Aktion: «Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert»

Regenbogen

USA nähern sich dem Schutz der Eheöffnung per Bundesgesetz