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Sexualkundebuch in China thematisiert homosexuelle Paare

Mit einem neuen Buch für den Sexualkundeunterricht zeigt sich China erstaunlich progressiv. Illustrationen mit dazugehörigen Bildunterschriften klären Primarschülerinnen und -schüler über Sex und Gender auf.

In einem Kapitel thematisiert das Buch unangebrachte Berührungen sowohl durch männliche als auch durch weibliche Erwachsene. Dies soll die Kinder über Situationen von sexuellem Missbrauch informieren. Auch die Gleichstellung der Geschlechter kommt nicht zu kurz. An einer Stelle wird beschrieben, dass auch Männer Berufe wie Kindergärtner oder Krankpfleger ausüben können.

Schülerinnen und Schüler diskutieren die Bisexualität.

Erwähnung von Homosexualität
«Eine Minderheit fühlt sich zum gleichen Geschlecht angezogen», heisst es in einem weiteren Abschnitt und auch die Bisexualität wird thematisiert. «Habt ihr von der prominenten Person gehört, die sich als bisexuell geoutet hat?», fragt ein Mädchen. Ihre Freundin erwidert: «Unser Lehrer hat uns doch davon erzählt. Einige Menschen mögen es sowohl süss als auch sauer. Darüber muss man nicht schockiert sein.»


Ältere Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse werden des weiteren über Geschlechtskrankheiten wie HIV aufgeklärt, und dass diese sowohl in gleichgeschlechtlichen als auch in heterosexuellen Beziehungen übertragen werden können.

Ebenfalls thematisiert werden Geschlechtskrankheiten.

Das Buch geht auch der Frage nach, woher Babys kommen: «Mama und Papa lieben sich, Papas Penis dringt in Mamas Vagina ein. Sein Sperma sucht Mamas Ei.»

Viel Lob, aber auch viel Empörung
Auf dem sozialen Netzwerk Weibo hat das neue Buch für regen Diskussionsstoff gesorgt. «Lernen wir das jetzt in der zweiten Klasse?» schrieb eine brüskierte Mutter gemäss Mashable. «Wurde dieses Buch professionell zusammengestellt? Ich kann den letzten Teil nicht einmal lesen. Ist das Buch ein Fake der Schule?»


Andere User bemängelten die Vorgehensweise des Buchs. Man hätte die angesprochenen Themen feinfühliger behandeln sollen: «Kindern kann man beibringen, wie sie sich schützen sollen, aber doch nicht mit Nacktheit und grafischen Bildern! Das kurbelt doch nur die Fantasie an, gerade wenn sie noch in der Pubertät sind.»

Zu explizit für Kinder? Das neue Aufklärungsbuch spaltet die Meinungen. (Bild: Weibo)

Wiederum andere lobten das Buch. Es sei kein Vergleich zu den traditionellen und konservativen Ansätzen zu Sexualität und Gender: «Der Lehrplan ist unglaublich progressiv und besser als ähnliche Texte aus anderen Ländern».

Ein weiterer Weibo-User schrieb: «Ich sah den Abschnitt, der besagte, dass homosexuelle und heterosexuelle Menschen nicht diskriminiert werden dürfen. Mir sind fast die Tränen gekommen.»

Lange getestet
Die Beijing Normal University hat das Buch entwickelt und während neun Jahren in einer Primarschule getestet. Nun soll es an 18 Primarschulen in Peking zum Einsatz kommen. «Das Buch ist gründlich entworfen, getestet und überarbeitet worden», heisst es in einem Statement der Universität. «In China ist Sex ein Tabu, viele Eltern wollen solche Dinge immer noch nicht mit ihren Kindern diskutieren. Während Kinder je länger wie mehr fehlerhaften sexuellen Darstellungen in den Medien ausgesetzt sind, hoffen wir, dass sie ihre eigenen Werte aufgrund von wissenschaftlichen Informationen formen können.»


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