«Schikane» bei Grenzkontrolle – Erst ein intimes Foto half
Nachdem ein deutscher Beamter Nacktfotos sehen durfte, liess er den Mann ziehen, der seinen Freund besuchen wollte
Als Kushtrim (Name geändert) über die Grenze wollte, um seinen Freund in Deutschland besuchen, liess man erst ihn passieren, nachdem er ein intimes Bild von sich und seinem Partner vorzeigte. Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, zeigt sich in einem Bericht von 20 Minuten «schockiert».
Kushtrim K., wie er in der Zeitung genannt wird, wurde am Samstagnachmittag bei der Grenzkontrolle am Übergang Kreuzlingen – Konstanz von einem deutschen Beamten «regelrecht schikaniert», berichtet er. Er wollte seinen Freund in Konstanz besuchen. Bisher habe das auch immer ohne Probleme geklappt.
Doch für die Einreise von unverheirateten Partner*innen nach Deutschland gelten aufgrund der Corona-Situation momentan besondere Vorschriften. Für einen Grenzübertritt und den Besuch braucht es einen Nachweis der Partnerschaft. Und im Kampf gegen die Pandemie will die deutsche Bundesregierung nationale Grenzkontrollen nicht ausschliessen. Für die Bund-Länder-Gespräche an diesem Dienstag lägen alle denkbaren Optionen auf dem Tisch, erklärte vorab ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin. Zuvor hatte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine einheitliche europäische Corona-Strategie angemahnt. «Sollte dies weiter nicht gelingen, wären Grenzkontrollen sinnvoll.»
Bisher habe eine schriftliche Erklärung an Grenze genügt, um passieren zu können, erzählt K. weiter. Nicht am vergangenen Samstag: Da habe der deutsche Beamte darauf bestanden, auch Fotos des Paares zu sehen. K. wollte wissen, ob das nötig und korrekt sei, da soll der Zollbeamte laut geworden sein. «Er schrie mich an, dass ich in die Schweiz zurückfahren kann, wenn es mir nicht passt.» Er stehe noch immer unter Schock und könne nicht fassen, was ihm passiert sei.
Ein Magazin über Reisen, Fotografie und … Männer
Der Mann mit albanischen Wurzeln sei aus Angst vor Repressalien und Ausgrenzung nicht geoutet. Wegen seiner Eltern, strenggläubige Muslime, müsse er vorsichtig sein. Schliesslich zeigte er dem Zöllner aber ein Bild von sich und seinem Partner in Paris, auch das habe dem Beamten nicht gereicht. Er verlangte mehr Fotos, so K. Doch nichtmal ein Bild des Partners in Unterwäsche habe genügt.
Schliesslich zeigte er dem Mann ein Bild, auf dem K.s Gesicht und der Penis seines Freundes zu erkennen ist. Jetzt erst habe ihn der Zöllner durchgewinkt. «Ich fühle mich so dreckig und blossgestellt – als wäre ich ein Mensch zweiter Klasse.» Er frage sich, ob das einem Hetero-Paar auch passiert wäre, und habe beim zuständigen Hauptzollamt in Singen in Deutschland Beschwerde eingereicht, schreibt 20 Minuten.
Der Vorfall schockiere ihn sehr, erklärt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross gegenüber dem Portal. «Es darf nicht sein, dass jemand zu so etwas gedrängt wird.» Er erwarte von den deutschen Behörden, dass der Fall aufgeklärt und intern seriös aufarbeitet werde.
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Schon letzten Frühjahr gab es ähnliche Probleme: Weil die Grenzen zwischen Deutschland und der Schweiz über Wochen geschlossen waren, konnten sich binationale Paare wie Stephan Zeller und Martin Vogl lange nicht sehen (MANNSCHAFT berichtete).
Im Juli hatten Abgeordnete von LINKE, GRÜNE und FDP gemeinsam Innenminister Seehofer aufgerufen, die Grenze für Lebenspartner*innen aus Nicht-EU-Staaten zu öffnen, die einen negativen Corona-Test haben (MANNSCHAFT berichtete).
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