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«Religionen trugen viel dazu bei, dass LGBTIQ angefeindet werden»

Der katholische Seelsorger Meinrad Furrer über den diesjährigen «Spirit Day»

Trevor Project
Foto: Delia Giandeini/Unsplash

Der Spirit Day wird immer am dritten Donnerstag im Oktober begangen, um auf die schwierige Situation von queeren Jugendlichen aufmerksam zu machen und um an jene zu erinnern, die sich wegen LGBTIQ-feindlichkeit das Leben genommen haben.

Der katholische Seelsorger Meinrad Furrer hatte den Spirit Day vergangene Woche in Zürich in der Wasserkirche organisiert. Mit einem universellen Gebet wurde der Betroffenen gedacht; ausserdem wurde für das tabuisierte Thema sensibilisiert und allen jungen Queers Mut gemacht, ihre Identität zu leben.

Wie Meinrad Furrer, Beauftragter für Spiritualität von Katholisch Stadt Zürich und selber offen schwul, gegenüber kath.ch sagte: «Religionen haben viel dazu beigetragen, dass andersliebende Menschen angefeindet werden.» Aber gleichzeitig hätten sie auch grossartige spirituelle Traditionen, die etwas zur seelischen Gesundheit dieser Menschen beitragen können, so Furrer.

Es nahmen am Spirit Day Vertreter*innen des Krishna Tempel Zürich ebenso teil wie der Jüdischen Liberalen Gemeinde, der Offenen Moschee Schweiz, der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau und Furrer von Katholisch Stadt Zürich. Die Reformierten jedoch fehlten.


Es gibt viele Studien, die belegen, dass die gesundheitliche Situation und die Lebenserwartung von LGBTIQ prekärer sind.

In Sachen LGBTIQ sei die Schweiz zwar relativ tolerant geworden, so Furrer, der jedes Jahr zur Pride auch einen Gottesdienst gestaltet. Doch die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache. «Noch immer ist die Häufigkeit von Suiziden bei queeren Jugendlichen signifikant höher als bei heterosexuellen. Es gibt viele Studien, die belegen, dass die gesundheitliche Situation und die Lebenserwartung von schwulen, lesbischen, bi-, trans und inter Menschen prekärer sind.»

Ein Schweizer Hochschulprofessor will mit einer lang angelegten Studie und neuen Daten gegen die Suizide bei LGBTIQ-Jugendlichen kämpfen (MANNSCHAFT berichtete). Im Juni hatte sich ein junger Mann aus Polen das Leben genommen, weil er den Homohass in seiner Heimat nicht mehr ertrug (MANNSCHAFT berichtete).

Gerade trans und nicht-binäre Personen seien immer noch mit vielschichtigen Problemen konfrontiert. Deshalb wurde auch die Kollekte bei der Feier für das Transgender Network Switzerland gesammelt. Wie MANNSCHAFT am Montag von Furrer erfuhr, kamen hier 461.00 CHF zusammen.


Der Spirit Day wurde vor zehn Jahren von der kanadischen Schülerin Brittany McMillan als Reaktion auf zahlreiche Selbstmorde junger LGBTIQ ins Leben gerufen.


Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreib an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.


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