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Suizide bei LGBTIQ-Jugendlichen: Studie sucht nach Gründen

Ein Schweizer Hochschulprofessor will mit neuen Daten gegen Suizide bei LGBTIQ-Jugendlichen kämpfen.

Suizide bei LGBTIQ-Jugendlichen LGBTIQ-Jugendliche
(Symbolbild: Unsplash/dearferdo)

LGBTIQ-Jugendliche sind bis zu fünfmal mehr suizidgefährdet als ihre heterosexuellen Kolleg*innen. Die Zahlen sind zwar vorhanden, doch die genauen Ursachen dahinter noch kaum erforscht. Ein Professor der Hochschule Luzern will diese nun in einer vierjährigen Studie untersuchen und erhofft sich davon wichtige Daten für die Suizidprävention.

Die Zahlen sind eindeutig: Bei homo-, bi- und transsexuellen Jugendlichen besteht ein bis zu fünfmal höheres Suizidrisiko als bei deren heterosexuellen Kolleg*innen (MANNSCHAFT berichtete). Diese Daten allein lassen jedoch nicht auf die Gründe für die Suizide bei LGBTIQ-Jugendlichen schliessen.

Wichtige gesellschaftliche Fragen
Eine Schweizer Studie will nun die genauen Hintergründe der einzelnen Schicksale beleuchten und damit wichtige Erkenntnisse für die Suizidprävention gewinnen. Für Studienleiter Andreas Pfister ist es nicht nachvollziehbar, dass dies bisher versäumt wurde – schliesslich gehe es um wichtige gesellschaftliche Fragen.

«Es ist mir ein Anliegen, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Genderidentität ohne Belastung aufwachsen können», sagt der Dozent der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit gegenüber der Luzerner Zeitung.


Praxisorientierte Studie
Für ihn ist klar, dass das gesellschaftliche, soziale und persönliche Umfeld der Jugendlichen entscheidend sei. Gesellschaftliche Abwertungen während einer an sich schon schwierigen Lebensphase können verheerende Auswirkungen haben. Pfister will daher die Suizide unter LGBTIQ-Jugendlichen aus verschiedenen Perspektiven analysieren und Angehörige, Kolleg*innen und Lehrer*innen einbeziehen.

Um einfacher praktische Massnahmen für die Suizidprävention abzuleiten, hat der Hochschulprofessor ein praxisorientiertes Team zusammengestellt. So sollen Expert*innen aus der Suizidprävention, der LGBTIQ-Community, den Sozialwissenschaften und der Medizin an der vierjährigen Studie beteiligt sein.

Teilnehmer*innen gesucht
In einer Vorstudie hat Pfister bereits einige Erzählungen von Jugendlichen gehört. Er sei beeindruckt von ihrem Mut, ihre Geschichte so detailliert zu erzählen. Der Studienleiter sucht nun weitere LGBTIQ-Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren, die einen Suizidversuch hinter sich haben und bereit sind, darüber zu sprechen.


Pfister weiss, dass es nicht einfach ist, rund eine Stunde mit Fremden über das zu reden. Die Teilnehmer*innen können Ort und Zeit für das Gespräch frei wählen, wie der Hochschulprofessor am gestrigen Samstag gegenüber der Luzerner Zeitung sagte.

Als Vergleichsgrösse berücksichtigt die Studie auch Gespräche mit heterosexuellen Jugendlichen. Dazu kommen Interviews mit Personen aus dem Umfeld der Jugendlichen. Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung wird Ende März entscheiden, ob die Studie finanzielle Unterstützung erhält.

LGBTIQ-Jugendliche aus der Schweiz, die an Suizid denken, erhalten Hilfe und Beratung beim Sorgentelefon der Dargebotenen Hand oder auf der LGBT-Helpline.


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