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Raiffeisen Bank, Microsoft, Telekom: Blutspende ohne Diskriminierung!

Denn: Aktuelle Regelung untergräbt das Ziel, möglichst viele Blutspenden zu erzielen

Blutspende
v.l.n.r.: Andrea Brunner (AIDS Hilfe Wien), Ingrid Heschl (Microsoft Österreich), Barbara Redlein (PwC Österreich), Bettina Türk (Accenture Österreich), Johann Strobl (RBI) - Foto: RBI

Im Rahmen einer Pressekonferenz in der Raiffeisen Bank International AG (RBI) wurde am Freitag eine Petition präsentiert, die die Beseitigung der pauschalen Ausschlussregelungen für homo- und bisexuelle Männer und trans Personen fordert. Sie wird von sieben österreichischen Unternehmen unterstützt.

«Wir fordern eine moderne, sichere und diskriminierungsfreie Blutspendepraxis in Österreich. Sie soll sich am Risikoverhalten der Spenderin bzw. des Spenders orientieren, nicht aber an deren sexueller Orientierung», sagte RBI-CEO Johann Strobl. «Wir plädieren statt des pauschalen Ausschlusses für die gezielte Befragung aller Spender*innen nach ihrem individuellen Risikoverhalten. Damit wollen wir ein Zeichen gegen Diskriminierung und für mehr Inklusion und Chancengleichheit setzen.»

Die Unterstützung von Blutspenden im Arbeitsumfeld gehöre laut Strobl für die RBI wie für viele andere Unternehmen zur gesellschaftlichen Verantwortung, sie stellen Hilfsorganisationen wie dem Österreichischen Roten Kreuz regelmässig ihre Räumlichkeiten zur Verfügung und laden ihre Mitarbeiter*innen zur Blutspende ein.

Der vom Roten Kreuz verwendete standardisierte Anamnesebogen widerspreche allerdings im Umgang mit sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten dem Ziel, den Mitarbeiter*innen der jeweiligen Unternehmen ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld zu ermöglichen.


Mitarbeiter durfte nicht für seinen Lebensgefährten spenden
Die Initiative entstand in der RBI nach dem Tod des Lebensgefährten eines Mitarbeiters zu Beginn dieses Jahres. Beide waren trotz aller Vorsichtsmassnahmen an COVID erkrankt, der Lebensgefährte musste bald intensivmedizinisch behandelt werden und benötigte in einem letzten Therapieansatz Blutplasma-Infusionen mit COVID-Antikörpern, ein damals sehr knappes Gut. Der RBI-Mitarbeiter durfte aufgrund der bestehenden Richtlinien diese Spende nicht einmal direkt für seinen Lebensgefährten und nicht einmal in dieser verzweifelten Lage leisten. Mit Unterstützung von «Embrace», der LGBTIQ-Gruppe in der RBI, gründete er bereits kurz nach dem Tod seines Partners die in weiterer Folge firmenübergreifende Initiative zur Beseitigung der diskriminierenden Passagen der Blutspenderverordnung bzw. ihrer Anwendung.

Mit Stand 1. Oktober 2021 unterstützen A1 Telekom Austria, Accenture Österreich, Avanade Österreich, IKEA Austria, Microsoft Österreich, PwC Österreich sowie die RBI die Petition. Diese soll in den kommenden Tagen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein persönlich übergeben sowie dem parlamentarischen Gesundheitsausschuss und dem Österreichischen Roten Kreuz zugesendet werden.

Regelungen anderer Länder zeigen, dass Sicherheit auch ohne pauschale Rückstellung von dadurch diskriminierten Personengruppen erreicht werden kann.

«Es versteht sich von selbst, dass bei Blutprodukten keine Kompromisse bei der Sicherheit gemacht werden dürfen», so Andrea Brunner von der AIDS-Hilfe Wien. «Regelungen anderer Länder zeigen jedoch, dass Sicherheit auch ohne pauschale Rückstellung von dadurch diskriminierten Personengruppen erreicht werden kann.»


Neben jüngst Israel, Ungarn, Grossbritannien und Brasilien beurteilen auch Bulgarien, Italien, Lettland, Polen, Portugal oder Spanien die Eignung als Blutspender*in nicht nach dem Geschlecht der Sexualpartner*innen, sondern nach dem persönlichen Risikoverhalten (MANNSCHAFT berichtete).

«Wir haben als Unternehmen eine gesellschaftliche und soziale Verantwortung wahrzunehmen. Mit unserem Engagement bezüglich dieser Initiative und dem offenen Diskurs setzen wir ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Inklusion und wollen eine gleichberechtigte und offene Kultur in Österreich aktiv mitgestalten und vorleben», sagte Bettina Türk, Mitglied der Geschäftsführung und Diversity Lead bei der Unternehmens- und Strategieberatung Accenture Österreich.

Auch Befristung auf 12 Monate ist diskriminierend gegenüber homo- und bisexuellen sowie trans Mitarbeitenden.

«Auch wenn die 2019 eingeführte Befristung auf 12 Monate ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem bis dahin praktizierten lebenslangen Ausschluss vom Blutspenden ist und wir die kürzlich vom Gesundheitsministerium empfohlene Verkürzung der Ausschlusszeit auf vier Monate begrüssen, bleibt diese Regelung weiterhin diskriminierend gegenüber homo- und bisexuellen sowie trans Mitarbeitenden», meint Ingrid Heschl, Diversity & Inclusion-Beauftragte von Microsoft Österreich.

Die Unternehmen hinter der Petition fordern den Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zu einer klarstellenden Änderung der Blutspenderverordnung auf, um so bei ihrer Anwendung das Ziel der Sicherheit von Blutspenden mit dem Anspruch auf Diskriminierungsfreiheit zu verbinden

Auch in Deutschland haben sich Unternehmen wie Metro und Deutsche Bahn mit der Forderung nach Beseitigung der pauschalen Ausschlussregelungen zusammengetan (MANNSCHAFT berichtete).


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