Privatsphäre: Ncuti Gatwa über Spekulationen zu seiner Sexualität
Hat das Publikum ein Recht, intimste Dinge über eine*n Schauspieler*in zu erfahren?
In der Pride-Ausgabe der britischen Vogue spricht der «Sex Education»-Star Ncuti Gatwa über seinen «Kampf um Privatsphäre», besonders wenn es um Fragen zu seiner sexuellen Orientierung geht.
Der Schauspieler wurde als flamboyanter Fashionista Eric Effiong im Netflix-Hit «Sex Education» schlagartig global bekannt – auch bei der vierten Staffel wird er dabei sein. Ausserdem kann man ihn im Juli in dem neuen feministisch uminterpretierten «Barbie»-Film von Greta Gerwig an der Seite von Ryan Gosling und Margot Robbie sehen. Und dann ist da noch der britische BBC-SciFi-Klassiker «Doctor Who», wo Gatwa für Produzent Russell T Davies die Hauptrolle übernehmen wird (MANNSCHAFT berichtete).
So viel Publicity und öffentliche Sichtbarkeit hat jedoch auch Schattenseiten, und über diese sprach der 30-Jährige in der Juli-Ausgabe von Vogue, deren Cover er nackt ziert.
Viele «Sex Education»-Fans hätten demnach automatisch angenommen, der Schauspieler mit schottisch-ruandischen Wurzeln sei schwul – genau wie die Figur, die er in der Serie so überzeigend spielt. Dieses Thema hat Gatwa jedoch nie öffentlich angesprochen, ebenso wenig Gerüchte dazu, dass er es möglicherweise nicht ist. Nun erklärt Gatwa in Vogue, dass es ein echter Kampf sei, sein Privatleben tatsächlich privat zu halten.
Geistige Gesundheit «Es geht um Sicherheit und geistige Gesundheit», so Gatwa. «Nach ‹Sex Education› wurden wir alle öffentliche Personen, zumindest bis zu einem bestimmten Grad. Das führte dazu, dass jeder von uns danach für sein Recht auf Privatsphäre kämpfen musste, während wir gleichzeitg das Gefühl hatten, dem Publikum etwas zu schulden.»
Gatwa habe seine eigenen «Grenzen» gezogen, wie er sagt: «Ich wusste, dass ich mein Privatleben von meinem öffentlichen Leben trennen wollte, zudem wollte ich nie, dass mein persönliches Leben meine Arbeit überschattet.»
Gatwa erklärt in Vogue, dass es wichtig sei – auch wenn jede*r auf seiner*ihrer eigenen «Reise» sei -, öffentliche Personen nichtzu zwingen, ihre Sexualität zu «definieren», wie das kürzlich «Heartstopper»-Star Kit Connor passierte. Dem 19-Jährigen war in Social-Media-Foren sogenanntes «Queerbaiting» vorgeworfen worden, weil er sich als vermeintlicher Hetero permanent in homosexuellen Kontexten präsentierte und davon finanziell und karrieretechnisch profitierte. Connor erklärte daraufhin fast in ‹Notwehr›, dass er bisexuell sei (MANNSCHAFT berichtete).
«Es ist wichtig, dass niemand sich anderen gegenüber verpflichtet fühlt, was Dinge angeht, die in einem drin passieren», so Gatwa. «Darum geht es schliesslich auch in ‹Sex Education› – dass man Dinge nach seinen eigenen Regeln und im eigenen Tempo macht.»
Blondierte Alternativversion zu Ken Im Vogue-Gespräch erläutert Gatwa auch, was für ihn Pride bedeutet: «Das sollte kein Privileg sein. Wir sollten dafür nicht kämpfen müssen. Es sollte unser gottgegebenes Recht sein.»
Wie man hier das «wir» interpretieren soll, liess er offen.
Im Gespräch ging er auch auf die bevorstehende «Barbie»-Premiere ein – ein Film, den weltweit niemand vorab sehen darf, nicht einmal Filmjournalisten. «Es ist zum Schreien», sagt Gatwa. «Der Film ist bereits ein kulturelles Phänomen, dabei ist er noch nicht mal im Kino gestartet.»
Der Film kommt am 20. Juli ins Kino. Weil erwartet wird, dass er besonders bei LGBTIQ-Zuschauer*innen auf grosses Interesse stösst, hat u.a. die MonGay-Reihe im Berliner Kino International einen Zusatztermin am Mittwoch, dem 19. Juli, angesetzt und zeigt «Barbie» einen Tag vor allen anderen in einer Doppelvorstellung um 19 Uhr und um 21.45 Uhr.
Im «Barbie»-Film spielt Ncuti Gatwa laut Online-Gerüchten eine «Alternativversion» zum blonden Ken von Gosling, mit seinerseits blondierten Haaren.
Hetero-, homo-, pan- oder bisexuell – Jugendliche stehen, was ihre sexuelle Orientierung betrifft, oft unter enormem Druck von der Aussenwelt (MANNSCHAFT berichtete).
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