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Jugendliche hinsichtlich sexueller Orientierung «enorm unter Druck»

Wiener Beratungsstelle sieht Handlungsbedarf

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Symbolbild: Mercedes Mehling/Unsplash

Hetero-, homo-, pan- oder bisexuell – Jugendliche stehen, was ihre sexuelle Orientierung betrifft, oft unter enormen Druck der Aussenwelt. Eine Wiener Beratungsstelle sieht Handlungsbedarf.

«Viele Jugendliche haben das Gefühl, sie müssen unbedingt jetzt wissen, ob sie schwul, lesbisch, hetero, pan- oder bisexuell sind und sind der Meinung, dass sich das auch das ganze Leben nicht mehr ändern darf», sagt Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147, die zu dem Projekt «Rat auf Draht» gehört.

Das erzeuge bei den Anrufer*innen enormen Stress, der sich auch auf die psychische Verfassung und körperliche Gesundheit auswirken könne. Die Gründe für diesen Druck seien vielfältig: Zum einen kommt er von den Jugendlichen selbst, weil sie sich unsicher fühlen und die Einordnung in eine bestimmte Gruppe Sicherheit verhofft. Zum anderen wirken das private Umfeld sowie die Gesellschaft mit ihren veralteten Wertehaltungen auf sie ein (MANNSCHAFT berichtete).

«Viele fühlen sich durch die Erwartungshaltung der Eltern unter Druck gesetzt, da diese oft das klischeehafte Bild vertreten, dass ihre Kinder heiraten, eine Familie gründen und Kinder bekommen sollen, weil sie sich Enkelkinder wünschen. Das setzt den Jugendlichen natürlich zu», so Satke.


Die Expert*innen von «Rat auf Draht» versuchen den Jugendlichen in den Beratungsgesprächen diesen Druck zu nehmen. «Wir erklären ihnen, dass es auch möglich ist, seine sexuelle Orientierung im Laufe seines Lebens zu ändern. Wir empfehlen ihnen, nichts zu überstürzen und sich bei der Findung ihrer sexuellen Orientierung Zeit zu nehmen, bis sie sich sicher sind, was sie tatsächlich wollen», sagt Satke. «Ausserdem raten wir ihnen, sich nicht von den Eltern oder anderen Personen beeinflussen oder unter Druck setzen zu lassen.»


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Bis Ende Mai wurden nach Angabe Satkes bereits 125 Beratungsgespräche rein zum Thema sexuelle Orientierung geführt. Das entspricht 25 Gesprächen pro Monat und somit einer leichten Steigerung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (23 pro Monat). Die Jugendlichen holen sich ebenso Ratschläge für das Outing sowie zu diversen Ängsten, die damit verbunden sind. Auch rechtliche Auskünfte werden eingeholt.


Was die Akzeptanz von sexuellen Orientierungen betrifft, so zeige sich in den letzten Jahren in den Gesprächen mit den Jugendlichen keine merkbare Veränderung. «Der Druck auf Jugendlichen bei diesem Thema ist nach wie vor sehr hoch», sagt Satke. «Sie sehen sich oft mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert, haben massive Ängste und leiden unter psychischen Belastungen und Vulnerabilitäten.»

Deswegen sei es wichtig, niederschwellige Beratungs- und Informationsangebote auszubauen und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität zu verhindern und umfassend zu bekämpfen. «Es muss ein allgemeines Umdenken in der Gesellschaft stattfinden und ein Klima der Wertschätzung für Vielfalt geschaffen werden», sagt Satke.


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