AG Schwule Lehrer kritisiert Umgang mit Mobbing-Opfer

Eine öffentliche Entschuldigung gegenüber dem Kollegen wird verlangt

PRODUKTION - 26.05.2025, Berlin: Oziel Inácio-Stech, mutmaßliches Mobbing-Opfer, spricht während eines Interviews. Der Lehrer berichtet öffentlich über Mobbing durch Schüler und eine Kollegin. (zu dpa: «AG Schwule Lehrer kritisiert Umgang mit Inácio-Stech») Foto: Hannes P Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der schwule Pädagoge Oziel Inácio-Stech beklagt Mobbing (Bild: (c) Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

Der Pädagoge Oziel Inácio-Stech ist nach eigenen Angaben monatelang wegen seiner Homosexualität gemobbt worden. Die AG Schwule Lehrer macht Schulleitung und Bildungsverwaltung Vorwürfe: «Der Sachverhalt wird heruntergespielt.»

Die Arbeitsgemeinschaft Schwule Lehrer in der GEW Berlin hat den Umgang mit dem schwulen Pädagogen Oziel Inácio-Stech kritisiert. Zur Fürsorgepflicht der Vorgesetzten gehöre, sich in solch einem Fall schützend, unterstützend und entschieden vor den betroffenen Kollegen zu stellen, teilte die AG mit. «Dies ist in keiner Phase des Vorgangs erfolgt.»

Inácio-Stech ist als pädagogische Unterrichtshilfe an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit beschäftigt und wurde nach eigenen Angaben wegen seiner Homosexualität monatelang von Schüler*innen gemobbt, beschimpft und beleidigt. U.a. wurde er eine «Schande für den Islam» genannt (MANNSCHAFT berichtete). Er beklagt ausserdem Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin sowie mangelnde Unterstützung durch Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung (MANNSCHAFT berichtete). Inácio-Stech ist seit mehreren Monaten krankgeschrieben.

Schwule Lehrer kritisieren fehlende Entschlossenheit «Alle zuständigen Stellen haben sich nicht diskriminierungssensibel verhalten. Dem Anliegen wurde bis heute nicht mit der notwendigen Entschlossenheit begegnet», kritisierte die AG der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft.

 Eingang zur 8. Grundschule beziehungsweise Carl-Bolle-Grundschule in Moabit
Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit (Bild: Soeren Stache/dpa)

«Der Sachverhalt wird bis heute heruntergespielt», heisst es in einer Stellungnahme der AG zu dem Vorgang. «Der Eindruck besteht, dass der betroffene Kollege unglaubwürdig gemacht werden sollte, indem man den Sachverhalt ,kompliziert' nennt und nicht belegbare und bereits entkräftete Vorwürfe wiederholt gegen ihn hervorbringt.»

Die AG fordert daher die sofortige vollständige Aufklärung, eine öffentliche Entschuldigung gegenüber dem Kollegen und seine vollständige Rehabilitierung. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hatte mehrfach betont, der Fall sei komplex. Sie hatte sich im Landesparlament für falsche Angaben entschuldigt, wann sie ein Schreiben von Inácio-Stechs Anwalt bekommen hatte – allerdings nicht bei dem Pädagogen selbst (MANNSCHAFT berichtete).

Wie bereits die Grünen-Fraktion und der Queerbeauftrage des Senats, Alfonso Pantisano, fordert die Arbeitsgemeinschaft die Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle für das pädagogische Personal. Sie müsse eine zentrale, weisungsfreie und fachlich qualifizierte Einrichtung sein, die dem Personal Schutz, Gehör und Unterstützung bietet – unabhängig von Schulaufsicht, Verwaltung oder Schulleitungen.

Die Grünen-Fraktion hatte nach den falschen Angaben der Bildungssenatorin einen Missbilligungsantrag im Abgeordnetenhaus gegen sie gestellt, dafür aber bei der Sitzung keine Mehrheit bekommen (MANNSCHAFT berichtete).

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