Queerfeindlicher Gewerkschaftsboss: Prominenter Austritt bei DPolG

gläßer
(Bild: Andreas Arnold/dpa)

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint, dass LGBTIQ anderen ihre Identität «aufdrängen» wollten und «aggressive Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» stellten. Nun gibt es einen ersten prominenten Austritt.

Die Vorstandsvorsitzende des queeren Mitarbeiternetzwerks für Polizei, Justiz und Zoll Velspol Diana Gläßer, zieht persönliche Konsequenzen: «Ich erkläre hiermit meinen Austritt aus der Deutschen Polizeigewerkschaft. Solange eine solche Haltung an der Spitze dieser Organisation unwidersprochen bleibt, kann und will ich kein Teil mehr dieser Gewerkschaft sein.»

«Als Bundesvorsitzende von VelsPol Deutschland verurteile ich diese Äußerungen auf das Schärfste», heisst es in einer Mitteilung. "Herr Wendt spricht nicht für die Vielfalt in der Polizei – und erst recht nicht für die vielen queeren Kolleg*innen, die tagtäglich ihren Dienst leisten, auch unter erschwerten Bedingungen», so Gläßer, die bisher Mitglied der DPolG Rheinland-Pfalz war.

Die Polizistin, seit Sommer 2021 VelsPol-Deutschland-Chefin, rief andere Mitglieder der Wendt-Gewerkschaft auf, ihr Engagement zu überdenken: «Ich fordere alle Kolleg*innen auf, über ihren Verbleib in der DPolG nachzudenken – insbesondere, wenn sie sich für Respekt und Vielfalt in unserer Polizei einsetzen», so Gläßer, die auch LGBTIQ-Ansprechperson für die Polizei des Landes Rheinland-Pfalz ist (MANNSCHAFT berichtete).

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und Sachbuchautor, hatte im rechtspopulistischen Onlineportal Tichys Einblick beklagt, dass LGBTIQ anderen Menschen ihre Identität «aufdrängen» wollten und mit «aggressiven Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» strebten (MANNSCHAFT berichtete).

In einer Rezension für ein Buch des umstrittenen Polizisten und CDU-Politikers Manuel Ostermann, der zwischenzeitlich der Werteunion angehörte, beklagt Wendt nun auf Tichys Portal, dass die Polizei und andere Behörden falsche Schwerpunkte setzten.

Sibylle Krause ist Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstands der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die über 200'000 Mitglieder hat und damit doppelt so viele wie Wendts DPolG. Krause, zuständig für den Themenbereich Diversität, erklärte gegenüber MANNSCHAFT: «Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verurteilt entschieden die Äusserungen von Rainer Wendt, die die berechtigten Anliegen aller queerer Menschen herabsetzen. Wendts Rhetorik widerspricht den fundamentalen Werten von Vielfalt, Gleichheit und Respekt.

In Zeiten eines alarmierenden Anstiegs queerfeindlicher Hasskriminalität ist es unsere Pflicht, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu wahren und die Grundrechte aller Menschen zu schützen, einschliesslich der queeren Gemeinschaft. Auch queere Polizeibedienstete verdienen Anerkennung und respektvolle Behandlung, um eine gerechte und inklusive Arbeitsumgebung zu gewährleisten.»

Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Dt. Polizeigewerkschaft (DPolG), kommt zum Empfang bei newstime ProSiebenSat.1.
Rainer Wendt (Bild: Annette Riedl/dpa)

Zu den Äusserungen des DPolG-Bundesvorsitzenden erklärt Oliver von Dobrowolski, Gründer und Sprecher der Vereinigung Better Police, einem Netzwerk für eine offene und kritische Auseinandersetzung mit der Polizei, gegenüber MANNSCHAFT: «Es spricht für sich, dass Rainer Wendt für seine abstossende Diffamierung der queeren Szene ausgerechnet ein rechtspopulistisches Medium wählt. Nahezu folgerichtig ist auch, dass er nach jahrelanger Hetze gegen migrantisierte Personen und Forderungen nach einer progressiven Öffnung der Polizei nun gegen weitere Communities austeilt.»

«Leuchtendes Beispiel» – Pride Award für Susanne Baer: Die Feministin war die erste offen lesbische Richterin am Bundesverfassungsgericht (MANNSCHAFT berichtete).

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare