Queerfeindlicher Gewerkschaftsboss: Prominenter Austritt bei DPolG
Diana Gläßer zieht persönliche Konsequenzen
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint, dass LGBTIQ anderen ihre Identität «aufdrängen» wollten und «aggressive Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» stellten. Nun gibt es einen ersten prominenten Austritt.
Die Vorstandsvorsitzende des queeren Mitarbeiternetzwerks für Polizei, Justiz und Zoll Velspol Diana Gläßer, zieht persönliche Konsequenzen: «Ich erkläre hiermit meinen Austritt aus der Deutschen Polizeigewerkschaft. Solange eine solche Haltung an der Spitze dieser Organisation unwidersprochen bleibt, kann und will ich kein Teil mehr dieser Gewerkschaft sein.»
«Als Bundesvorsitzende von VelsPol Deutschland verurteile ich diese Äußerungen auf das Schärfste», heisst es in einer Mitteilung. "Herr Wendt spricht nicht für die Vielfalt in der Polizei – und erst recht nicht für die vielen queeren Kolleg*innen, die tagtäglich ihren Dienst leisten, auch unter erschwerten Bedingungen», so Gläßer, die bisher Mitglied der DPolG Rheinland-Pfalz war.
Die Polizistin, seit Sommer 2021 VelsPol-Deutschland-Chefin, rief andere Mitglieder der Wendt-Gewerkschaft auf, ihr Engagement zu überdenken: «Ich fordere alle Kolleg*innen auf, über ihren Verbleib in der DPolG nachzudenken – insbesondere, wenn sie sich für Respekt und Vielfalt in unserer Polizei einsetzen», so Gläßer, die auch LGBTIQ-Ansprechperson für die Polizei des Landes Rheinland-Pfalz ist (MANNSCHAFT berichtete).
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und Sachbuchautor, hatte im rechtspopulistischen Onlineportal Tichys Einblick beklagt, dass LGBTIQ anderen Menschen ihre Identität «aufdrängen» wollten und mit «aggressiven Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» strebten (MANNSCHAFT berichtete).
In einer Rezension für ein Buch des umstrittenen Polizisten und CDU-Politikers Manuel Ostermann, der zwischenzeitlich der Werteunion angehörte, beklagt Wendt nun auf Tichys Portal, dass die Polizei und andere Behörden falsche Schwerpunkte setzten.
Sibylle Krause ist Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstands der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die über 200'000 Mitglieder hat und damit doppelt so viele wie Wendts DPolG. Krause, zuständig für den Themenbereich Diversität, erklärte gegenüber MANNSCHAFT: «Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verurteilt entschieden die Äusserungen von Rainer Wendt, die die berechtigten Anliegen aller queerer Menschen herabsetzen. Wendts Rhetorik widerspricht den fundamentalen Werten von Vielfalt, Gleichheit und Respekt.
In Zeiten eines alarmierenden Anstiegs queerfeindlicher Hasskriminalität ist es unsere Pflicht, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu wahren und die Grundrechte aller Menschen zu schützen, einschliesslich der queeren Gemeinschaft. Auch queere Polizeibedienstete verdienen Anerkennung und respektvolle Behandlung, um eine gerechte und inklusive Arbeitsumgebung zu gewährleisten.»
Zu den Äusserungen des DPolG-Bundesvorsitzenden erklärt Oliver von Dobrowolski, Gründer und Sprecher der Vereinigung Better Police, einem Netzwerk für eine offene und kritische Auseinandersetzung mit der Polizei, gegenüber MANNSCHAFT: «Es spricht für sich, dass Rainer Wendt für seine abstossende Diffamierung der queeren Szene ausgerechnet ein rechtspopulistisches Medium wählt. Nahezu folgerichtig ist auch, dass er nach jahrelanger Hetze gegen migrantisierte Personen und Forderungen nach einer progressiven Öffnung der Polizei nun gegen weitere Communities austeilt.»
«Leuchtendes Beispiel» – Pride Award für Susanne Baer: Die Feministin war die erste offen lesbische Richterin am Bundesverfassungsgericht (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
People
Sorge um Lil Nas X – Zuviel Druck, sagt der Vater
Ein bizarrer Vorfall im nächtlichen Los Angeles bringt Lil Nas X in die Schlagzeilen. Nun hat sich der Vater des schwulen Musikers zu den Hintergründen geäussert.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Polizei
Community
Rechtsextreme stören CSD in Suhl – Pöbelei in Zwickau
Zum ersten Mal findet im südthüringischen Suhl ein Christopher Street Day statt. Und prompt gibt es Störversuche. Nach dem CSD in Zwickau ermittelt die Polizei wegen Volksverhetzung.
Von Newsdesk/©DPA
News
Pride
Deutschland
Bremen
Schwuler Mann vor Supermarkt angegriffen: Wer hat etwas gesehen?
Ein Mann (27) ist mit seinem Partner unterwegs und wird aus einer Gruppe heraus angegriffen. Die Täter fliehen, die Polizei sucht Zeug*innen.
Von Newsdesk/©DPA
Polizei
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Schwul
News
Sachsen-Anhalt
Haft nicht angetreten – ist Neonazi Liebich in Russland?
Die Rechtsextremistin Marla Svenja Liebich hat ihre Gefängnisstrafe in der JVA Chemnitz nicht angetreten. Wo ist sie jetzt? Die Fahndung läuft – und es gibt Kritik am Vorgehen der Behörden.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
News
TIN
Justiz