Erstmals regiert ein queeres Stadt­prinzenpaar Osnabrück

Diskriminierung hätten sie bislang nicht festgestellt

Osnabrück: Yut I. (Punnuruk) und Thomas I. (Wolf) sind das erste queere und gleichzeitig binationale Stadtprinzenpaar (Foto: Friso Gentsch/dpa)
Osnabrück: Yut I. (Punnuruk) und Thomas I. (Wolf) sind das erste queere und gleichzeitig binationale Stadtprinzenpaar (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Die Tage des Strassenkarnevals stehen vor der Tür: An diesem Wochenende ziehen in Damme mehrere Tausend Närr*innen durch die Stadt. In Osnabrück regiert das erste queere Stadtprinzenpaar.

Niedersachsens Närr*innen stehen für den Strassenkarneval in den Startlöchern. Im Jahr eins nach Ende aller Corona-Auflagen richten sich die Organisatoren in den Hochburgen wieder auf regen Zuspruch von karnevalsbegeisterten Besuchern in den Innenstädten ein. In Braunschweig wird beim Traditionsumzug «Schoduvel» mit 300’000 Narren gerechnet – das Motto lautet: «Er, sie, es, divers und frei – Brunswieks Narren sind dabei». In Osnabrück begrüsst das erste queere Stadtprinzenpaar Yut I. und Thomas I. Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen beim traditionellen «Ossensamstag».

Osnabrück: Thomas I. (Wolf) und Yut I. (Punnuruk) (Foto: Friso Gentsch/dpa)
Osnabrück: Thomas I. (Wolf) und Yut I. (Punnuruk) (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Yut Punnuruk (67) und Thomas Wolf (54) sind schon seit vielen Jahren nicht nur im Osnabrücker Karneval aktiv, sondern auch im Schützenverein. «Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass auch queere Menschen sich nicht nur in ihrer Community aufhalten, sondern auch mit anderen Menschen ganz normal feiern», sagt Wolf. Diskriminierung als Stadtprinzenpaar hätten sie bislang nicht festgestellt. «Es sollte ganz selbstverständlich sein, dass queere Menschen auch Stadtprinzenpaar werden können».

(Foto: Friso Gentsch/dpa)
(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Auch mit der Tatsache, dass mit dem in Thailand geborenen Yut Punnuruk zum ersten Mal ein Ausländer Stadtprinz geworden ist, sei eine Botschaft verbunden, sagen die beiden: «Damit wollen wir ein Zeichen setzen, dass Deutschland bunt ist und bunt bleiben soll.»

In Osnabrück werden am Umzug «Ossensamstag» 66 Gruppen teilnehmen, davon 18 Tanzgruppen, sagte der Präsident des Bürgerausschusses Osnabrücker Karneval, René Herring. Damit sei seitens der Teilnehmerzahl wieder der Vor-Corona-Stand erreicht. Er rechne mit einem Potenzial von 25’000 bis 30’000 Menschen in der Innenstadt, die sich den Umzug am 10. Februar anschauen wollen. Drei Spielmannszüge aus der Schweiz, aus den Niederlanden und aus der Nähe von Hamburg nehmen an dem Umzug teil. Das Motto lautet: «Kreuz und queer, kunterbunt, das sind wir!».

In Braunschweig wird der Umzug einen Tag später, am 11. Februar, stattfinden. Hier hoffen die Organisatoren erneut auf 300’000 Besucher*innen am Strassenrand. Der «Schoduvel» gilt als grösster Karnevalsumzug Norddeutschlands. An dem gut fünf Kilometer langen «Narrenlindwurm» werden rund 4500 Aktive teilnehmen. Die Motivwagen werden von 126 Treckern gezogen, 24 Musikzüge mit knapp 800 Spielleuten auch aus anderen Bundesländern sowie Frankreich und Luxemburg sollen dabei sein.

In der Stadt Damme im Landkreis Vechta wird traditionellerweise der Strassenkarneval immer eine Woche vor den üblichen Terminen gefeiert. Damit gehen die Narren dort bereits an diesem Sonntag und dem kommenden Montag auf die Strassen. 200 Gruppen haben sich nach Angaben von Moritz Enneking, Präsident der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614, zu dem rund fünf Kilometer langen Umzug angemeldet. 9000 aktive Teilnehmer*innen laufen mit. In der Kleinstadt mit rund 17’000 Einwohner*innen könnten bis zu 25’000 Menschen am Sonntag auf den Strassen sein.

Im Jahr 2022 half ein queerer Karnevalsverein aus NRW, 200 Waisenkinder aus der Ukraine zu retten (MANNSCHAFT berichtete).

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