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Hetze nach «Der Islam ist Scheisse»-Video – Prozess beginnt in Paris

Die lesbische Mila war beschimpft und bedroht worden

Gut ein Dutzend mutmassliche Verfasser*innen von Hassnachrichten stehen in Paris vor Gericht. Sie hatte auf ein umstrittenes Video einer homosexuellen Schülerin reagiert.

Den 13 Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren wird Belästigung und teils auch die Androhung von Mord zur Last gelegt, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus dem Gerichtssaal berichtete. Den Angeklagten drohen demnach je nach Anklagepunkt zwei beziehungsweise drei Jahre Haft und Geldstrafen von 30 000 beziehungsweise 45 000 Euro.

Die heute 18-jährige Schülerin Mila hatte sich Anfang vergangenen Jahres auf Instagram über ihre Homosexualität geäussert, eine anschliessende Diskussion eskalierte. Ein muslimischer Mann beschimpfte sie als «dreckige Lesbe».

Schliesslich veröffentlichte sie ein Video, in dem sie erklärte, alle Religionen zu hassen. «Der Islam ist eine Religion des Hasses, (…) der Islam ist Scheisse», zitierten französische Medien daraus. Das Video verbreitete sich, die Schülerin wurde bedroht und bekam Polizeischutz.


Der Fall hatte zu einer heftigen Debatte in Land geführt, über die u.a. die FAZ berichtet hatte. So hatte der Generaldelegierte des französischen Islamrates CFCM und Leiter der Landesbeobachtungsstelle für Islamophobie, Abdallah Zekri, die Drohungen gegen Mila gerechtfertigt. Zekri sagte, das Mädchen habe die Reaktionen provoziert und müsse jetzt selbst damit klarkommen.

«Wer Wind sät, muss mit dem Sturm rechnen», sagte Zekri im Radiosender Sud Radio. Das Mädchen wisse, was sie sagt. «Sie hat die Religion beleidigt, jetzt muss sie die Folgen ihrer Worte tragen», sagte er.

Im November 2020 veröffentlichte sie ein weiteres Video, in dem sie sich feindlich gegenüber dem Islam äusserte. In dem aktuellen Prozess geht es um Nachrichten, die das Mädchen nach dem Video vom November erreichten.


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