«Dunkle Seite der Gesellschaft»: China zensiert lesbische «Friends»-Storyline
Seit dem 11. Februar ist die erste Staffel der US-Serie über chinesische Streaming-Dienste verfügbar
Laut Medienberichten sollen chinesische Streaming-Plattformen die lesbische Storyline in der 1990er-Jahre Fernsehserie «Friends» zensiert haben.
Die US-Serie habe in China seit «Friends: The Reunion» 2021 eine Renaissance erlebt, meint der TV-Sender CNN. Zuvor war die Serie schon von 2012 bis 2013 bereits auf den chinesischen Streaming-Plattformen Sohu und iQiyi verfügbar. Damals noch in einer unzensierten Fassung.
Allerdings hat die chinesische Regierung 2016 neue «Richtlinien» für TV-Programme erlassen, denen zufolge keine Geschichten gezeigt werden sollen, die «die dunkle Seite der Gesellschaft übertreiben», wie es euphemistisch heisst. Zu dieser «dunklen Seite» gehöre unter anderem Homosexualität, schreibt das Nachrichtenportal LGBTQ Nation. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Grindr in China aus den App-Stores entfernt wurde.)
Seit dem 11. Februar 2022 sei «Friends» über fünf grosse Plattformen als Stream abrufbar, bereichtet LGBTQ Nation. Und weist darauf hin: «Diesmal ist allerdings das Gespräch über Carol, die Ex-Ehefrau von Ross, rausgeschnitten worden, in dem es darum geht, dass sie ihn für eine andere Frau verlassen hat.»
Trending: Hashtag #FriendsCensored Fans seien entsetzt und aufgebracht. Der Hashtag #FriendsCensored habe sich auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo binnen weniger Tage zum Trend entwickelt und sei 54 Millionen Mal gesehen worden, bevor er von der Seite entfernt wurde. (MANNSCHAFT berichtete über ein chinesisches Lehrbuch, in dem Homosexualität als «psychologische Störung» beschrieben wird.)
LGBTQ Nation zitiert einen Social-Media-Kommentar: «Sie wollen nicht, dass die Frauen in ihrem eigenen Land erweckt werden. Sie wollen nicht, dass Frauen wissen, dass sie andere Frauen lieben können. Denn wer würde dann den Männern helfen, ihren Stammbaum fortzusetzen?»
Neben Homosexualität sollen auch weitere eindeutige sexuelle Themen entfernt worden sein, beispielsweise ein Satz, in dem es um die Fähigkeit von Frauen geht, multiple Orgasmen zu haben. Der Satz kommt zwar im englischen Originaldialog noch vor, aber die chinesischen Untertitel wurden angepasst. Daraufhin habe ein*e Social-Media-Nutzer*in geschrieben: «Das ist eine Beleidigung unserer englischen Sprachkenntnisse.»
Weitere Zensurmassnahmen Laut LGBTQ Nation wurden auch Verweise auf Stripclubs herausgenommen, ebenso Gespräche darüber, was die Charaktere sexuell erregt und welche sexuellen Abenteuer sie erlebt haben. (MANNSCHAFT berichtete über Familien in China, die LGBTIQ zu Konversionstherapien zwingen.)
Aktuell sei in China nur die erste Staffel von insgesamt zehn verfügbar. «Friends»-Fans fragen sich demnach, welche Storylines in den folgenden Staffeln zensiert werden könnten, falls diese irgendwann veröffentlich werden sollten. (Die Figur des Chandler in «Friends» sollte ursprünglich schwul sein; MANNSCHAFT berichtete.)
Immerhin tritt Carol, als Ex-Frau von Ross, mit ihrer Partnerin Susan regelmässig in späteren Staffeln auf. «Man darf sich auf weitere Schnitte gefasst machen», meint LGBTQ Nation.
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