Diskriminierung aufgrund von HIV-Infektion kann wie Trauma wirken

Im Gesundheitsbereich kommt es am häufigsten zu Ungleichbehandlungen

Halbwissen und Falschinformationen über HIV halten sich besonders hartnäckig (Bild: stock.adobe.com)
Halbwissen und Falschinformationen über HIV halten sich besonders hartnäckig (Bild: stock.adobe.com)

Zum Zero Discrimination Day am 1. März macht die Aids Hilfe Wien auf Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV aufmerksam. Auch im Jahr 2023 ist es damit nicht vorbei.

«Leider erfahren wir immer wieder von Ungleichbehandlungen von HIV-positiven Menschen, der Grossteil davon passiert im Gesundheitsbereich», hält die Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, Mag.a Andrea Brunner fest. «Wir möchten Betroffenen vermitteln: Du musst eine Schlechterbehandlung aufgrund deiner HIV-Infektion nicht akzeptieren, du hast das Recht auf Gleichbehandlung! Wir sind für dich da, wenn du darüber reden willst und fachliche Unterstützung brauchst».

Oft sei den Betroffenen gar nicht klar, dass sie aktiv diskriminiert wurden und rechtlich dagegen vorgehen könnten, so Brunner. Wie wichtig dabei das Wissen um die eigenen Rechte und der Zugang zu Information und Beratung ist, haben auch viele Klient*innen der Aids Hilfe Wien im Jahr 2022 erlebt: Verweigerte zahnärztliche Behandlungen, erniedrigende oder abwertende Kommentare und Beleidigungen bei Untersuchungen oder im Kolleg*innenkreis, Datenschutzverletzungen, etc. – das Spektrum von Ungleichbehandlung ist gross. Auch wie aktuell diskutiert wurde: der Zugang zu gewissen Berufen – wie beispielsweise die Polizeiarbeit – wird Menschen mit HIV erschwert oder ganz untersagt. Dabei sind Menschen mit HIV unter wirksamer Therapie arbeitsfähig und können ein annähernd normales Leben führen.

Der Grossteil der österreichweiten Meldungen, nämlich mehr als 65 %, erreichen uns aus dem Gesundheitsbereich – Informationsbedarf ist also nach wie vorgegeben. Rund 17 % der Benachteiligungen passieren im Privat- und Freizeitbereich, Schlechterbehandlungen aufgrund einer HIV-Infektion im Job machen mehr als 8 % der Diskriminierungsmeldungen aus.

Erst kürzlich haben die Aids Hilfe und queere Organisationen eine Kampagne gegen den Ausschluss von HIV-positiven Menschen bei der Polizei gestartet (MANNSCHAFT berichtete).

In den 10 Jahren seit dem Bestehen der, in der Aids Hilfe Wien angesiedelten, Monitoringstelle wurde klar, dass eine Schlechterbehandlung oft aufgrund von Nicht-Wissen oder irrationalen Ängsten vorkommt. In der Aids Hilfe Wien werden die österreichweiten Meldungen dazu anonym gesammelt. «Daher ist uns neben der Beratung von Betroffenen besonders die Aufklärung und Information über die Übertragungsweise von HIV wichtig. Wir schulen Jugendliche mittels sexualpädagogischer Workshops, aber auch genauso mögliche Multiplikator*innen, wie z.B. Personen aus dem Gesundheitsbereich oder aus der Arbeitswelt im Rahmen unserer Initiative #positivarbeiten», betont Andrea Brunner von der Aids Hilfe Wien. Oft sei es auch den Menschen, die benachteiligende Handlungen vornehmen, gar nicht bewusst, dass sie diskriminieren.

Rechtsanwalt Helmut Graupner, Mitglied im Kuratorium der Aids Hilfe Wien ist sich ebenfalls bewusst, dass eine Schlechterbehandlung für die Betroffenen Konsequenzen hat: «Aus meiner langjährigen Erfahrung/Praxis kann ich sagen, dass diskriminierende Vorfälle wie ein Trauma wirken können. Diskriminierende Verhaltensweisen vermindern die Lebensqualität von HIV-positiven Menschen meist mehr als die medizinischen Folgen der Infektion.» Umso wichtiger sei daher der einfache und niederschwellige Zugang zu Beratung, wie ihn die Aids Hilfe Wien anbietet, ist sich Graupner sicher: «Die Aids Hilfe stellt hier eine wichtige Anlaufstelle bei Fragen rund um eine mögliche Schlechterbehandlung dar. Das Recht eine Gleichbehandlung zu erwirken, sollte keine Einkommensabhängige Frage sein. Da gibt es viel zu tun.»

Die Aids Hilfe Wien bietet HIV-positive Menschen, die sich ungleich behandelt fühlen, die Möglichkeit an, den Vorfall anonym zu melden. Ebenso kann in einer Beratung gemeinsam eine geeignete Vorgangsweise erarbeitet und in schwierigen Situationen auch psychologisch begleitet werden. „Egal ob persönlich, telefonisch oder per Email – wir bieten eine bedarfsorientierte, kostenlose und vertrauliche Beratung an. Wir machen Lust auf gleiche Rechte!», so Andrea Brunner abschliessend.

Der Zero Discrimination Day am 1. März wurde von UNAIDS, dem gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen zur Bekämpfung von HIV und AIDS, ausgerufen.

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