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«Dirk Bach war so viel mehr als nur Dschungelcamp»

Erhält er einen Platz in Köln? Mitte April wird die Bezirksvertretung erstmals darüber beraten

dirk bach
Dirk Bach in der Sitcom «Lukas» (Foto: ZDF)

Anlässlich des bevorstehenden 10. Todestages des viel zu früh verstorbenen Dirk Bach (1961 – 2012) hat die AIDS-Hilfe Köln gemeinsam mit dem Centrum Schwule Geschichte den Vorschlag gemacht, in Köln einen Platz nach dem Schauspieler und Moderator zu benennen (MANNSCHAFT berichtete). Ein Plan, der auf viel Kritik gestossen ist. Dazu ein Gastkommentar* von Erik Sauer von der AIDS-Hilfe Köln e.V.

Ich habe Dirk nie persönlich kennengelernt, ich kannte nur die öffentliche Person. Und da muss ich sagen, ich mochte ihn. Auch zehn Jahre später weiss ich noch genau, wie ich erfahren habe, dass Dirk Bach im Alter von 51 Jahren gestorben ist. Mittlerweile arbeite ich für die Aidshilfe, habe zahlreiche Wegbegleiter*innen kennengelernt und einige Geschichten gehört. So kann ich sagen, dass mir auch der private Dirk Bach gefallen hätte. Vermutlich hätte ich mich sehr gut mit ihm verstanden.

Vor dem 10. Todestag ist richtig Bewegung in die Sache gekommen
Die Idee, sich für eine Platz- oder eine Strassenbenennung einzusetzen, gibt es bei der Aidshilfe sowie dem Centrum für Schwule Geschichte schon länger. Zum ersten Mal haben wir intern vor fünf Jahren darüber gesprochen und in Erfahrung gebracht, wie das Prozedere wäre, wenn wir das Thema konkret in Angriff nehmen würden. Vor dem 10. Todestag ist richtig Bewegung in die Sache gekommen. Es würde zu lange dauern, bis die Realisierung eines ursprünglich angedachten Areals in greifbare Nähe rücken würde. Daher haben wir von diesem ersten Plan Abstand genommen. Die neue Idee, den kleinen Platz vor dem Schauspielhaus nach Dirk zu benennen, würde vor dem Hintergrund seiner künstlerischen Biographie ideal passen. Zahlreiche Gespräche mit unterschiedlichen Personenkreisen haben uns in der Zuversicht bestärkt, dass ein Antrag bei der Bezirksvertretung, die über solche Anträge entscheidet, gute Erfolgsaussichten hätte.

Dass dies natürlich nicht überall auf Begeisterung stossen würde, war zu erwarten. Die ersten kritischen Stimmen zu diesem Vorschlag liessen nach Bekanntwerden nicht lange auf sich warten. Teilweise war ich doch allerdings von der Respektlosigkeit einiger Kommentare nicht nur in den sozialen Medien überrascht. Aber wahrscheinlich ist es in der heutigen Zeit nicht mehr möglich, sachlich über Ideen zu reden. Da wurde der Mensch Dirk Bach teilweise auf die Moderation des Dschungelcamps sowie seine sexuelle Orientierung reduziert. Vor diesem Hintergrund sei er unwürdig, in seiner Heimatstadt eine solche Ehre zu erhalten, war zu lesen.


Wer sich mehr mit der Person Dirk Bach beschäftigt, wird schnell erkennen, dass er viel mehr war als nur das Gesicht des Dschungelcamps. Dirk galt als Autodidakt, da er keine Schauspielschule besuchte und dennoch mit 17 Jahren vor Beendigung seiner Schulausbildung vom Kölner Intendanten Hansgünther Heyme in Heiner Müllers «Prometheus» seine erste Theaterrolle am Schauspielhaus ergatterte.

Mitte der 1980er Jahre trat er in Walter Bockmayers Theaterstück «Geierwally» auf. 1988 erhielt er ein Engagement am Improvisationstheater Springmaus, bevor er dann 1992 festes Mitglied im Ensemble des Kölner Schauspielhauses wurde. Auch wenn ihn die meisten Menschen als Ulknudel wahrgenommen haben, ein Begriff, den Dirk nie mochte, war er sehr wohl ebenso im ernsten Theaterfach zu Hause. So wirkte er unter anderem in «Die Räuber» von Schiller, «Der Marquis schreibt einen unerhörten Brief» von Tomeo oder in Skakespeares «Was ihr wollt» im Schauspielhaus mit. An der Kölner Oper wurde er als Frosch in der «Fledermaus» von Strauss und als Puck in «A Midsummer Night‘s Dream» von Britten von den Kritiker*innen gefeiert.

Dirk Bach setzte sich früh für die Gleichberechtigung von Homosexuellen ein
Dirk lebte zwar für mehrere Wochen pro Jahr im Ausland, seiner Heimatstadt Köln blieb er aber stets treu und hatte hier seinen Hauptwohnsitz, auch wenn die Presse gern etwas anderes behauptete. In der Domstadt fühlte er sich zu Hause und engagierte sich sozialpolitisch. Als offen schwul lebender Mann in einer Zeit, in der das alles andere als selbstverständlich war, setzte sich Bach schon frühzeitig für die Gleichberechtigung von Homosexuellen und für den Abbau von Stigmatisierung und Diskriminierung HIV-positiver Menschen ein. So gehörte er zu den grössten Stiftern der Lebenshaus-Stiftung, sass im Beirat der Aidshilfe Köln und engagierte sich in zahlreichen Kampagnen der AIDS-Hilfe.


Durch seine Benefiz-Konzertreihe «Cover me» wurden in zehn Jahren rund 350.000 Euro für den guten Zweck eingespielt. Zudem spendete er immer wieder einen Teil seiner Gage für die Arbeit der Aidshilfe.

Dirk ist einfach einmalig gewesen, so wie er sich im Kampf gegen HIV und Aids eingesetzt hat. Sehr viel Unterstützung ist leider durch seinen Tod verloren gegangen. Denn auch aus heutiger Sicht war sein Einsatz als prominente Persönlichkeit nicht selbstverständlich. 2008 erhielt Bach den Reminders Day Award für sein Engagement. Neben seiner Unterstützung für die AIDS-Hilfe in Köln engagierte sich Dirk Bach ebenfalls für Amnesty International und die Organisation PETA. Von ihr wurde er 2001 mit dem Humanitarian Award ausgezeichnet.

Mit der Benennung eines Platzes wollen die AIDS-Hilfe Köln und das Centrum Schwule Geschichte die Erinnerung an einen verdienten Kölner Bürger aufrechterhalten, seiner gedenken und ihm danken. Denn Dirk ist ganz selbstverständlich mit seiner Homosexualität umgegangen, hat den Weg für viele Schwule geebnet, zu sich zu stehen, um so nicht ein Leben im Verborgenen führen zu müssen. Georg Uecker in der «Lindenstraße», Hella von Sinnen bei «Alles nichts oder?!» und Dirk Bach waren in der damaligen Zeit in den Medien die einzigen Vorbilder für die LGBTIQ-Community.

Die Pläne für eine Platz-Benennung wären Dirk sicherlich unangenehm, ganz heimlich aber würde er sich sehr darüber freuen. Mitte April wird die Bezirksvertretung in Köln zum ersten Mal darüber beraten, ob der kleine Platz vor dem Schauspielhaus eine offizielle Bezeichnung bekommt und jemanden auf seiner Wolke glücklich macht. Ich würde es ihm wünschen.

*Jeden Samstag veröffentlichen wir auf MANNSCHAFT.com einen Kommentar oder eine Glosse zu einem aktuellen LGBTIQ-Thema. Die Meinung der Autor*innen spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.


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