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«Deutschland als Vorbild» – SPÖ fordert kostenlose PrEP

Mario Lindner: Wir schliessen uns der Forderung wissenschaftlicher Expert*innen an

PrEP
Bild: iStockphoto

In Österreich ist der Zugang zur PrEP bis heute vor allem eine soziale Frage, kritisiert LGBTIQ-Sprecher Mario Lindner von der SPÖ.

Eine HIV-Infektion stellt noch immer eine lebenslange, bislang nicht heilbare und unbehandelt potenziell lebensbedrohliche Infektion dar. Jährlich werden zwischen 300 und 400 Menschen in Österreich neu mit dem HI-Virus diagnostiziert, so Mario Lindner in einer Pressemitteilung zum Welt-Aids-Tag. Auch wenn sich die Lebenssituation von Menschen, die mit HIV leben, durch neue Behandlungsmethoden in den vergangenen Jahrzehnten massiv verbessert habe, müsse es das zentrale Ziel einer aktiven Gesundheitsversorgung sein, jede HIV-Neuinfektion zu verhindern.

Um dieses Ziel zu erreichen, stelle neben einer Förderung von Safer Sex durch Aufklärung und leistbare Verhütungsmethoden (Kondom, Schutz durch Therapie) insbesondere die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) einen echten «Gamechanger» dar. Die PrEP werde als mehrfach bewiesene kosteneffiziente Massnahme für Personen mit einem erhöhten HIV-Ansteckungsrisiko von UNAIDS, der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sowie nationalen Expert*innenengremien empfohlen. Viele Länder böten die PrEP für Risikogruppen daher als Leistung des öffentlichen Gesundheitssystems dar, Deutschland etwa seit 2019.

In Österreich dagegen sei der Zugang zu dieser laut Lindner wichtigen Vorsorgeleistung bis heute vor allem eine soziale Frage – die hohen Kosten, durch monatlichen Erwerb der notwendigen Medikamente und regelmässige STI-Testungen, mache den Zugang zu einer PrEP-Behandlung nur für einkommensstarke Gruppen möglich, kritisiert Lindner.


Damit auch das österreichische Gesundheitssystem das weltweite Ziel der Beendigung der HIV-Epidemie wirksam unterstütze, schliesst sich die SPÖ der Forderung wissenschaftlicher Expert*innen, wie beispielsweise der Österreichischen Aids Gesellschaft und den Österreichischen Aidshilfen, an: Man fordert den Zugang zur PrEP für Risikogruppen als Leistung der öffentlichen Hand.


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Konkret unterstütze die SPÖ daher die langjährige Forderung von Expert*innen aus Wissenschaft, Medizin und Präventionsarbeit: Garantierter Zugang zur PrEP für Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko – gemäss der entsprechenden wissenschaftlichen Leitlinien (gemäss der deutsch-österreichischen Leitlinien. Dazu die volle Kostenübernahme für die notwendigen ärztlichen Beratungsgespräche, der erforderlichen Medikamente, sowie der regelmässigen STI-Untersuchungen inkl. Laborleistungen.


SPÖ-Mann Lindner erklärt: «Wir dürfen nicht wegschauen, wenn der Zugang zu einer wirksamen HIV-Prävention vom Geldtascherl abhängt. Länder wie Deutschland machen vor, dass ein flächendeckender, öffentlich finanzierter Zugang zur PrEP nicht nur Infektionen verhindert, sondern auch einen massiven Beitrag zur Unterbindung neuer HIV-Infektionen leisten – und damit das Gesundheitssystem sogar massiv entlasten. Es ist höchste Zeit, dass auch in Österreich die PrEP eine Leistung des öffentlichen Gesundheitssystems wird.»

Zahlreiche klinische Studien unterstrichen die Wirksamkeit der PrEP: Das Risiko einer HIV-Infektion verringere sich durch tägliche Einnahme um 99%. Folgerichtig werde PrEP auch als kosteneffiziente Massnahme für Personen mit einem erhöhten HIV-Ansteckungsrisiko vom US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC), der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sowie nationalen Expert*innen-Gremien empfohlen. Auch das Europäische Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) fordere bereits seit 2015 eine vollständige Implementierung der PrEP auf nationalem Niveau.


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Medizinische Expert*innen betonten, dass die Unterbrechung von Infektionsketten durch die PrEP einen zentralen Beitrag zur Beeindigung der HIV-Epidemie auch in Österreich leisten könne. Insbesondere durch den, mit einer PrEP-Behandlung einhergehenden, regelmässigen Kontakt mit Ärzt*innen könnten auch zahlreiche weitere Schritte zur Verbesserung der persönlichen Gesundheit geleistet werden.

«Im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern hinkt Österreich beim niederschwelligen Zugang zur PrEP noch hinterher», so Lindner Im Rahmen von Initiativen einiger HIV-Schwerpunktapotheken werde die erforderliche Medikation zwar kostenreduziert, aber immer noch um etwa 59 Euro pro Monat abgegeben. Diese selbst zu tragenden Ausgaben stünden einer effektiven Prophylaxe entgegen.

Die jährlichen Kosten einer PrEP-Behandlung, inklusiven den notwendigen Beratungsgesprächen und verpflichtenden drei-monatlichen Check-Ups, können für Personen mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko bis zu 1.000 Euro betragen.

Seit dem Jahr 2019 ist PrEP in Deutschland als Leistung der öffentlichen Krankenkassen für Risikopersonen zugänglich (MANNSCHAFT berichtete). Die wissenschaftlich vom Robert Koch-Institut (RKI) begleitete Umsetzung zeige den Erfolg dieser Massnahme in der HIV-Prävention schon heute, so Lindner. «Die hohe Zahl an PrEP-Einleitungen in den befragten Zentren (9.915 Einleitungen im Zeitraum 1.9.2019–31.12.2020) unterstreicht den Bedarf und die Akzeptanz einer HIV-PrEP.»

Durch die flächendeckende und leistbare Versorgung mit PrEP werde in Deutschland laut Lindner rund 22’000 Personen der Zugang zu dieser Präventionsmethode ermöglicht, Tendenz steigend. Die mit einer PrEP-Behandlung einhergehenden regelmässigen STI-Untersuchungen gewährleisteten zusätzlich eine bessere Prävention von Ansteckungen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie beispielsweise Syphilis.


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