JJ über neue Musik: «Jetzt kommt mein eigener Sound»
Nach seinem Sieg in Basel nimmt sich JJ Zeit zum Durchatmen. Im Gespräch mit MANNSCHAFT spricht er unter anderem über neue Musik und die Unterstützung durch Conchita Wurst.
Knapp zwei Monate nach seinem Sieg in Basel hat sich der Rummel etwas gelegt und ESC-Gewinner JJ nimmt wieder erste Pressetermine wahr. Mit MANNSCHAFT verabredete er sich zum Videocall.
JJ, was war das Erste, was du gemacht hast, als du von Basel nach Hause gekommen bist? Ich habe mich mit meiner Familie ins Wohnzimmer gesetzt und wir haben drei Stunden lang geredet – darüber, wie es für uns war. Meine ganze Familie war eineinhalb Wochen in Basel und wir haben gemeinsam die Zeit Revue passieren lassen.
Miriana Conte hat mir gegenüber von den «Eurovision Blues» gesprochen. Bist du nach deinem Sieg in ein Loch gefallen? Ja, aber erst viel später. Ich war nach dem ESC viel unterwegs und hatte keine Zeit, alles zu verarbeiten. Jetzt war ich zu Hause und konnte das Erlebte sacken lassen. Da habe ich gemerkt, dass ich das Reisen und die anderen schon vermisse.
Ich habe mich mit vielen Freund*innen in Wien getroffen, die ich lange nicht gesehen hatte. Wir hatten Spieleabende, waren essen oder spazieren. Das Wetter war gerade wunderschön, also haben wir einfach wieder Zeit miteinander verbracht.
Kommt dein musikalisches Talent von deiner Mutter oder von deinem Vater? Ganz klar von meiner Mutter. Sie singt sehr gerne – beim Kochen, beim Wäschefalten, eigentlich immer. Das habe ich definitiv von der philippinischen Seite. Durch sie bin ich auch zum Singen gekommen. Ich bin in Dubai aufgewachsen und wir hatten jedes Wochenende Karaoke-Partys – das ist typisch philippinisch. So habe ich das Singen für mich entdeckt. Meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt.
Du hast auf Instagram angedeutet, dass du an einer neuen Single arbeitest. Kannst du schon etwas verraten? Ein bisschen. Der Mix aus Pop und Oper bleibt erhalten. Wir haben eine gute Balance gefunden. «Wasted Love» wurde speziell für den ESC geschrieben. Was jetzt kommt, wird mehr mein eigener Sound sein, aber die Elemente bleiben.
Wann können wir deine neue Single hören? Spätestens Ende Sommer – aber wahrscheinlich früher.
Hast du noch Pride-Auftritte geplant? Ich bin bei der Vienna Pride aufgetreten. Weitere vier oder fünf Auftritte bei Pride-Events in Europa sind geplant – aber ich darf noch nicht alle nennen. In die Schweiz oder nach Deutschland reicht es mir aber leider nicht.
Conchita Wurst und du versteht euch blendend. Hat sie dich unter ihre Fittiche genommen? Ja, absolut. Sie hat mich durch die ganze Eurovision-Zeit begleitet und unterstützt. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Unterstützung aus dem eigenen Land und von einer ehemaligen Gewinnerin bekommen habe. Es war besonders, weil ich das erste Mal Eurovision gesehen habe, als sie gewonnen hat – und sie war jetzt dabei, als ich gewonnen habe. Ein echter Full-Circle-Moment.
Gab es einen besonderen Tipp von ihr, der dir geholfen hat? Ja – sie hat gesagt, ich soll jeden Moment geniessen, weil alles so schnell vorbeigeht. Und ich solle mir jeden Tag notieren, was ich gemacht habe. So kann man später alles noch einmal nachlesen.
Wenn du an Basel zurückdenkst – gibt es eine besonders positive oder auch eine herausfordernde Erfahrung? Das Schönste war, dass ich nicht nur Bekanntschaften gemacht habe, sondern echte Freundschaften fürs Leben. Besonders mit Miriana aus Malta, Kyle aus Norwegen und Sissal aus Dänemark. Negativ war höchstens, dass wir durch den engen Zeitplan oft kaum Zeit füreinander hatten, obwohl wir in derselben Halle waren. Aber das gehört dazu – man muss sich auch auf die eigene Performance konzentrieren.
Eurovision bedeutet echte Teamarbeit. Man muss sich gut verstehen und gemeinsam arbeiten – wie in einer Mannschaft. Nur so funktioniert es wirklich gut.
Mehr: Nach seinem Rücktritt als Doctor Who zog sich Ncuti Gatwa im Mai auch als Punktesprecher für Grossbritannien beim ESC zurück. In einer BBC-Sendung legte der offen queere Schauspieler nun seine Beweggründe offen (MANNSCHAFT berichtete).
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