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Deutlich mehr Angriffe gegen LGBTIQ: «Beun­ruhigt über Ausmass»

Grüne kritisieren den Berliner Senat

Zwangsheirat
Symbolfoto: Nadine Shaabana / Unsplash

Die Berliner Beratungsstelle Maneo hat im vergangenen Jahr erneut mehr Fälle und Hinweise mit LGBTIQ-feindlichen Bezügen erfasst: Ein Anstieg um 23% zum Vorjahr.

Insgesamt wurden Maneo im Berichtsjahr 1’014 Fälle und Hinweise zugetragen, fast ein Drittel mehr (29%) als im Vorjahr (2022: 788). 2023 haben sich 892 betroffene Personen an Maneo gewandt, erneut mehr als im Vorjahr. «Die hohen Zahlen sprechen für die hohe Akzeptanz unserer Arbeit in unseren Szenen, auch für eine langsam wachsende Bereitschaft, Übergriffe nicht weiter zu verschwiegen, sondern darüber zu sprechen», resümiert Maneo.


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Dazu bei trage die sich weiter entwickelnde Sichtbarkeit der diversen Szenekulturen in der Stadt, die Berlin als Ort der Vielfalt ausmachen, damit aber auch mehr Angriffsflächen für Menschen böten, die sich gegen universelle Menschenrechte, gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz und unsere freiheitlichen und demokratischen Prinzipien stellen. «Mit der Sichtbarkeit geht Angriffsfläche einher.»


Zu den erfassten Fällen zählten 85 Übergriffe gegen LGBTIQ-Einrichtungen, gegen Gedenkorte und
Teilnehmende von Veranstaltungen, ebenso Übergriffe gegen Bündnispartner, die sich mit LGBTIQ Szenen solidarisch zeigten. Einrichtungen wurden beschossen, mit Buttersäure oder Reizgas traktiert, Scheiben beschädigt und eingeworfen, Brandsätze gelegt, Mitarbeitende mit Anschlägen bedroht und an der Tür beleidigt, bespuckt und eingeschüchtert. Auf queeren Veranstaltungen kam es zu offenen Übergriffen, Einschüchterungen, Beleidigungen und Körperverletzungen, auch gegenüber Menschen, die diese Orte besuchen wollten und sich auf dem Weg dorthin befanden oder Veranstaltungen besucht hatten und auf dem Weg nach Hause waren.

«Wir sind über das Ausmass der Gewalt beunruhigt, weil Übergriffe teils langanhaltende Spuren und Verletzungen bei Betroffenen hinterlassen. Betroffene brauchen alle erdenkliche Unterstützung – keine Bagatellisierung und Schönrederei. Besorgt sind wir aufgrund der vielen Übergriffe gegen unsere Einrichtungen, Veranstaltungen und Bündnispartner. Von diesen Übergriffen waren weitaus mehr Menschen betroffen als wir ermittelt konnten.» Betroffen seien nicht nur Anwesende gewesen, sondern alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden sowie Nutzer*innen und Gäste von Einrichtungen und Events.

Nach wie vor schätzen wir den Anteil nicht angezeigter Delikte gegen LGBTIQ als sehr hoch ein.

Maneo weist darauf hin, dass ein Anstieg von LGBTIQ-bezogener Gewalt noch keinen Rückschluss auf einen objektiven Anstieg von Übergriffen zulasse. «Nach wie vor schätzen wir den Anteil nicht angezeigter Delikte gegen LGBTIQ in Berlin als sehr hoch ein. Das Dunkelfeld liegt unserer Einschätzung nach bei 80-90%.»


Sebastian Walter und Laura Neugebauer, Grünen-Sprecher*innen für Queerpolitik erklärten: «Die Zahlen sind erschütternd: Über 1.000 registrierte Vorfälle zeigen ein besorgniserregendes Ausmass an Queerfeindlichkeit und Gewalt gegen queere  Menschen, queeres Leben und queere Institutionen. Der Senat muss dringend Massnahmen zum Schutz des queeren Lebens und der queeren Institutionen in Berlin ergreifen. Ein Runder Tisch kann ein guter erster Schritt sein. Wenn er jedoch in einen langwierigen Arbeitsprozess mündet, der notwendige Sofortmassnahmen gegen Queerfeindlichkeit in die ferne Zukunft vertagt, dann ist er in der Sache wenig hilfreich.» Mit diesem Senat werde Berlin seiner Verantwortung als Regenbogenhauptstadt nicht gerecht, so die Kritik der Grünen.

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