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Bischof Bätzing: Vertrauen in die Kirche fundamental gestört

«Entrüstung» habe u.a. das Verbot der Segnung homosexueller Paare ausgelöst

Bätzing
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (Foto: Gordon Welters/KNA-POOL/dpa)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat eine «fundamentale Störung des Vertrauens gegenüber der Kirche» eingeräumt.

In einer auffallend selbstkritischen Ansprache vor etwa 200 Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft beim Jahresempfang des Katholischen Büros in Berlin sagte Bätzing am Montagabend laut Redemanuskript, der Missbrauchsskandal habe zu einem tiefgreifenden Vertrauensverlust geführt.

«Zurückgehaltene Gutachten und bisweilen zögerliche Aufarbeitung verstärken diese Entwicklung und führen zu langen Wartezeiten für Austrittswillige.» Damit spielte Bätzing auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an, der ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen aufgrund von rechtlichen Bedenken zurückgehalten hatte.

Die Reaktionen auf das Segnungsverbot machten die «innere Zerrissenheit der katholischen Kirche» für alle sichtbar

«Entrüstung und Kopfschütteln» habe auch das kürzlich durch den Vatikan erneut ausgesprochene Verbot der Segnung homosexueller Paare ausgelöst, sagte Bätzing (MANNSCHAFT berichtete). Offener Widerstand gegen die Weisung aus Rom sei das Ergebnis gewesen, was die «innere Zerrissenheit der katholischen Kirche» für alle sichtbar illustriere (MANNSCHAFT berichtete).


Wie in so vielen Bereichen der Gesellschaft habe die Corona-Krise auch hier wie ein Brennglas gewirkt und Entwicklungen beschleunigt. Der Bedeutungsverlust der Kirchen sei in der Pandemie offen zutage getreten, etwa als auch christliche Parteien im vergangenen Frühjahr ohne weiteres den Verzicht auf Ostergottesdienste gefordert hätten. Der ohnehin deutlich spürbare Rückgang der Kirchensteuereinnahmen werde sich durch die Corona-Krise verschärfen, was schmerzhafte Einsparprozesse nach sich ziehen werde.

Die Antwort darauf sei der derzeitige Reformprozess der deutschen Katholiken, der Synodale Weg, sagte Bätzing. Darin geht es um die vier Punkte Position der Frau, katholische Sexualmoral, Umgang mit Macht und priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat). Ebenso entscheidend sei aber auch, dass die Kirche den Menschen nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe begegne und eine positive Rolle in ihrem Alltag spiele.

Ein ermutigendes Beispiel dafür sei die von katholischer Seite geleistete Hilfe in den Flutgebieten gewesen. Hier sei die Kirche plötzlich wieder relevant gewesen und habe auch prompt öffentliche Anerkennung gefunden. Es sei diese «Kirche im Dienst der Menschheit», die Zukunft habe, so Bätzing.



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