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Baseball-Legende Maybelle «Mae» Blair: Coming-out mit 95

Die einstige Star-Pitcherin sagt, Homosexualität schade heute einer Profikarriere im Sport nicht mehr

Maybelle «Mae» Blair
Maybelle «Mae» Blair bei der Promo-Veranstaltung zu «A League of their Own» (Foto: Instagram / @leagueonprime)

Die 95-jährige Maybelle Blair war eine berühmte Baseball-Pitcherin, die Ende der 1940er-Jahre ihre professionelle Sportkarriere in einer Frauenmannschaft begann. Diese Karriere dauerte 37 Jahre. Danach arbeitete Blair in verschiedenen Vorständen und Bildungsprogrammen. Jetzt hat sie sich als lesbisch geoutet – im Vorfeld der Premiere von «A League of their Own», einer neuen Amazon-Prime-Serie.

Wir erinnern uns: «A League of their Own» war 1992 ein erfolgreicher Kinofilm von Penny Marshall über ein reales weibliches Baseballteam der All-American Girls Professional Baseball League, das sich im Zweiten Weltkrieg formierte, als die meisten Männer im Krieg waren – und die Frauen übernahmen. Zu den Stars des Films gehörten damals u. a. Madonna, Geena Davis und Rosie O’Donnell, ferner Tom Hanks und Bill Pullman.

Nun haben Will Graham und Abbi Jacobson daraus eine Serie gemacht mit neuen Charakteren und weiteren Handlungssträngen rund um die 1943 formierte Powerfrauenmannschaft. Diesmal war das erklärte Ziel, deutlich mehr queere Aspekte einzubauen und die Geschichte diverser zu erzählen – also all das nachzuholen, was 1992 nicht geschah.

Als Beraterin wandte man sich an die Sportlegende Maybelle «Mae» Blair, die die Zeit damals selbst miterlebt hat und als Zeitzeugin ganz anders über private Aspekte Auskunft geben kann als Sporthistoriker*innen. (MANNSCHAFT berichtete über weitere Serien mit LGBTIQ-Charakteren bei Amazon Prime und Netflix.)


«Grossartige Gelegenheit»
Bei einer Promo-Veranstaltung zum Start der neuen Serie sprach die inzwischen weisshaarige Blair – mit dunkler Sonnenbrille – darüber, dass professionelle Spielerinnen sich heute nicht mehr verstecken müssten und dass es eine grossartige «Gelegenheit» sei für junge Ballspielerinnen, sich zu outen, ohne Angst davor haben zu müssen, dass dies ihrer Karriere schaden würde. Sie seien «nicht allein»!

Und dann sagt sie den entscheidenden Satz: «Ich habe mich 75 (oder) 85 Jahre lang versteckt. Das ist hier tatsächlich das erste Mal, dass ich mich jemals geoutet habe.» Ein Video mit diesen Worten hat Amazon-Prime-Videos auf seinem «League of their Own»-Instagram-Kanal veröffentlicht.

 

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Darunter kann man lesen: «Für den Grossteil ihres Lebens hat die Sportlegende – die 95-jährige AAGPBL-Spielerin Maybelle Blair – geglaubt, sie müsse ihr authentisches Ich verstecken. Heute hatte sie ihr Coming-out und sprach erstmals über ihre Sexualität. Wir freuen uns sehr für sie, und wir setzen uns weiter ein für Liebe, für Akzeptanz und für Aufklärungsarbeit rund ums Spielfeld.» (Im Original heisst es: «For the majority of her life, sports legend 95-year-old AAGPBL player, Maybelle Blair felt like she had to hide her authentic self. Today she came out publicly for the first time. We couldn’t be happier for her, and continue to push for love, acceptance, and education on and off the field.»)


MANNSCHAFT berichtete über den neuen Film «In from the Side» über Homosexualität beim Rugby.

«Hall of Fame»
Das Coming-out von Maybelle Blair schlug grosse Wellen in der US-Presse. Vor allem, weil Blair seit Jahren überall in den USA als Rednerin aufgetreten ist, um Frauenbaseballteams zu unterstützen; sie ist zudem regelmässiger Gast in Talkshows und hat viele Ehrentafeln erhalten, etwa im Dodger Stadium und Angel Stadium von Los Angeles, in Fenway Park in Boston und in Wrigley Field in Chicago. Sie ist auch Teil einer Dauerausstellung im Baseball Hall of Fame and Museum.

Mit ihrem Wissen und ihren persönlichen Erfahrungen rund um die Baseball-Welt in der Mitte der 20. Jahrhunderts hat Blair die neuen Storylines in der Serie inspiriert. Laut Berichten des LGBTIQ-Nachrichtenportals The Advocate soll in der neuen Amazon-Prime-Serie u. a. eine afro-amerikanische trans Spielerin als Figur dabei sein. Es wird erzählt, wie Max/Maxine Chapman (gespielt von Chante Adams) als Spieler*in aus einer Männermannschaft ausgeschlossen wird.

A League of their Own
Chante Adams als Max in «A League of their Own» (Foto: Instagram / @leagueonprime)

Mit dabei ist ferner die queere Schauspielerin Roberta Colindrez, die sich selbst als «Butch» bezeichnet. Sie kreierte die Rolle der Joan im Broadwaymusical «Fun Home», nach der berühmten Graphic Novel von Alison Bechdel über die Beziehung eines lesbischen Teenagers zu ihrem schwulen Vater.

«Queere Liebesverhältnisse»
Rosie O’Donnell wird als «Vi» in der Serie mitspielen, wobei noch nicht bekannt gegeben wurden, was für eine Figur dies sein werde.

Jacobson sagte zur Arbeit an der Serie: «Je mehr wir nachforschten und je mehr wir die Geschichten der Figuren erweiterten, desto aufregender wurde es, ihre Storys aus einer modernen Perspektive zu erzählen.» Neben dem Thema Rassentrennung bzw. Rassismus im Baseball gäbe es mehrere «queere Liebesverhältnisse» zwischen verschiedenen Spieler*innen, verriet Jacobson.

Die Serie wird am 12. August bei Amazon Prime erwartet.

MANNSCHAFT berichtete darüber, dass Amazon Prime den queeren Kultklassiker «Shortbus» wegen vermeintlich anstössiger Sexszenen verbannt hatte.


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