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Alternativ bestatten: «Reerdigung»

Der Gedanke der Verwandlung wird hier konsequent weitergedacht

reerdigung
Foto: Pexels

Auf dem Bestattungsmarkt gibt es eine neue nachhaltige Alternative zu Sarg und Urne: «Reerdigung». Warum hier möglicherweise eine grosse Veränderung in der Beerdigungskultur ansteht, erklärt unser Kolumnist.

Viele von uns müssen ihre Identität im «Dagegen» entfalten. Die Bilder und Werte der nicht-queeren Mehrheit passen nicht. Daher bildet sich unsere Identität meist dadurch, dass wir Überkommenes hinterfragen und für uns neu bestimmen. Damit entwickeln wir auch neue innovative Lebensformen, die auch für andere attraktiv sind. Dazu gehört, Verantwortung für die eigene Entwicklung und die Umwelt zu übernehmen. Denn das Verhalten unsere Generation wird für das Erdklima entscheidend sein, und wenn wir unseren Nachkommen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen wollen, werden wir in vielem umdenken müssen. Das gilt auch für die eigene Bestattung.

 

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Ein Beitrag geteilt von Jörg Litwinschuh-Barthel (@reerdigungsfreund)

Bislang gab es noch keine Bestattungsart, die nachhaltig genannt werden konnte: Bei der Erdbestattung vergiften Sarglackierungen, Leime und mit der Leiche in die Friedhofserde eingebrachte Schadstoffe die Umwelt. Die meisten Böden von Erdbestattungsfriedhöfen sind deshalb kontaminiert. Die Verbrennung verbraucht pro Leichnam ca. 22 Kubikmeter Gas und die Filterreste der Abgase müssen als hochgiftiger Sondermüll in Bergwerksstollen ähnlich Atommüll entsorgt werden.

Die jetzt auf den Bestattungsmarkt kommende nachhaltige Alternative heisst «Reerdigung». Bei ihr wird der Leichnam auf Stroh und Grünschnitt in einem sargähnlichen Kokon gebettet. Dort bleibt er für vierzig Tage mit optimalen Bedingungen für den natürlichen Verwandlungsprozess geborgen. Mikroorganismen, die im menschlichen Körper und den pflanzlichen Materialien enthalten sind, transformieren den Körper. Dank perfekter Bedingungen arbeiten die kleinen Helfer sehr schnell. Innerhalb von 40 Tagen verwandeln sie alles Organische in Erde.


Rechtsmedizinische Untersuchungen der Universität Leipzig zeigten, dass nur fruchtbarer Humus nachbleibt. Die Knochen werden im Anschluss, wie bei der Feuerbestattung auch, gemahlen und dann der Erde wieder zugesetzt. Die neu entstandene Erde wird auf dem Friedhof in einem Tuch bestattet.


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Hier deutet sich eine grosse Veränderung in der Bestattungskultur an. Die Erde könnte ja auch unter einem Baum zur letzten Ruhe gebettet werden oder sogar kurz unterhalb der Oberfläche so eingebracht werden, dass auf ihr Blumen und Pflanzen neu gedeihen können. Der Gedanke der Verwandlung wird hier konsequent weitergedacht.


Der Glauben an die Auferstehung der Toten wird durch diese Form der Bestattung nicht berührt. Denn für den Leichnam gilt das biblische Wort: «Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zum Staube» 1. Mose 3, 19; Psalm 146, 4; Sirach 10,9.


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Der zu Erde zurückverwandelte Leichnam wird mit aller Würde bestattet, denn der Bestattungsgottesdienst vollendet den Taufgottesdienst und verweist auf die Auferstehung der Toten wie sie im Alten und Neuen Testament der Bibel bezeugt ist. Die Individualität des oder der Verstorbenen ist in der Liebesbeziehung Gottes zu ihm oder ihr aufbewahrt. Aus dieser Liebesbeziehung erfolgt die Auferstehung wie aus einer Gussform, in der alle Individualität erhalten ist. Das Neue Testament bezeugt, dass nicht der verstorbene Körper aufersteht, sondern die Person in neuer Existenzform nach dem Tod bei Gott lebt (1. Korinther 15, 24 f).

Diese neue Bestattungsform stellt eine Alternative für die Menschen dar, die nachhaltig bestattet werden möchten und bereit sind, Verantwortung auch für die kommenden Generationen zu übernehmen. Weitere Informationen gibt die Stiftung Meine Erde.

Durch die Einführung dieser neuen Bestattungsart kann jeder Mensch selbst entscheiden, ob er lieber eine Erd-, oder Feuerbestattung wünscht oder sich auf eine Reerdigung einlässt.

Wie schwer ist es, als queerer Mensch nüchtern zu leben? Darüber haben wir mit Schauspieler Dominic Hartmann und Dragqueen Klamydia von Karma gesprochen: in einer Bar übrigens. Aus ihren Kehlen sprudelte Tiefgang heraus. Über den Wunsch dazuzugehören, über grenzenlose Toleranz, tolerierte Grenzen und schambefreiten Spass (MANNSCHAFT+)


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