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Aachener Bischof Dieser: «Homosexualität ist gottgewollt»

Die vierte Synodalversammlung der katholischen Kirche beginnt

Diskriminierungsschutz Kuss Männer
Symbolbild (Bild: iStockphoto)

Der katholische Bischof von Aachen, Helmut Dieser, hat Homosexualität als «gottgewollt» bezeichnet. Aus Mainz kommen ähnlich offene Töne.

«Homosexualität ist keine Panne Gottes, sondern gottgewollt im selben Mass wie die Schöpfung selbst», sagte Dieser der Zeit-Beilage «Christ & Welt». Er habe in diesem Punkt dazugelernt. «Ja, meine Sicht hat sich verändert.»

Die katholische Kirche betrachtet Homosexualität traditionell als Sünde. Heute wird für gewöhnlich zwar betont, dass Homosexuelle auf keinen Fall diskriminiert werden dürften und dass die Veranlagung an sich noch keine Verfehlung sei. Doch gleichzeitig pocht die Zentrale der katholischen Weltkirche darauf, dass Homosexualität nicht ausgelebt werden dürfe. Im vergangenen Jahr hatte die Glaubenskongregation noch einmal klargestellt, dass es «nicht erlaubt» sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen «nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden» könnten.

Bischof Dieser sagte, ihm sei klar, dass Rom Homosexualität immer noch als Sünde deute. Das sei hier jedoch ein fragwürdiger Begriff: «Wenn es aber um Liebe geht, um diese Spielart der Liebe, die ja dann eine erotische Form ist, wenn der Leib Ausdruck dieser Liebe wird und die Sprache dieser Liebe, dann denke ich: Liebe kann nicht Sünde sein.» Ob ein Priester in seinem Bistum homosexuelle Paare segne, sei eine persönliche Gewissensentscheidung. So geschehe es in Aachen auch.


Am Donnerstag beginnt in Frankfurt/Main die vierte Synodalversammlung der deutschen Katholiken zur Reform der Kirche. Bischof Dieser leitet das Synodalforum zu Partnerschaft und Sexualität. Er gilt als einer der fortschrittlichsten katholischen Bischöfe in Deutschland.

Auch in ausserehelichen Partnerschaften gibt es Sinndimensionen, die ich segnen kann.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf geht nach eigenen Worten «mit gemischten Gefühlen» in die  Synodalversammlung. Er erwarte insbesondere Änderungen im seelsorglichen Umgang mit homosexuellen Paaren, sagte er der Zeitschrift Publik Forum (Mittwoch). Es sei für ihn «keine Frage, dass es auch in ausserehelichen Partnerschaften Sinndimensionen gibt, die ich segnen kann. Da stehe ich auf dem Boden einer soliden Theologie.»

Skeptisch äusserte sich Kohlgraf über die geplante Einrichtung eines Synodalen Rates aus Bischöfen und Laien, der gemeinsam Entscheidungen treffen soll: «Ein weiteres Gremium halte ich für problematisch.» Die Rolle des Diözesanbischofs werde sich «durch den Synodalen Rat nicht verändern».


Die Argumente, die für die Öffnung aller Weiheämter für Frauen vorgebracht werden, könne er «gut mittragen», sagte Kohlgraf weiter. Allerdings sei nicht damit zu rechnen, dass sich hier in absehbarer Zeit etwas ändere. Das wüssten auch alle, die an dem Grundsatzpapier mitgearbeitet hätten (MANNSCHAFT berichtete). Als Erfolg wertete der Mainzer Bischof, dass sich das Thema sexueller Missbrauch in allen Grundlagentexten und Handlungsempfehlungen widerspiegele.

Von diesem Donnerstag an treffen die katholischen Bischöfe Deutschlands mit Vertretern von Laien, Ordensleuten und kirchliche*innen Mitarbeitern in Frankfurt zur vierten Synodalversammlung des Synodalen Weges zusammen, wie der Reformprozess bezeichnet wird. Die Reformer wollen bei der mehrtägigen Veranstaltung Änderungen erreichen in der kirchlichen Sexualmoral, der Rolle von Frauen in der Kirche und im Umgang mit dem Zölibat für katholische Priester. Auslöser des Reformprozesses war die massive Vertrauenskrise nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals.

Papst Franziskus hat sich zuletzt unverhohlen kritisch zum Reformprozess in der deutschen katholischen Kirche, dem «Synodalen Weg», geäussert. «In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die angestrebten Reformen in der deutschen Kirche wie Frauen in geistlichen Ämtern oder Segnung von homosexuellen Paaren werden im Vatikan teils heftig kritisiert (MANNSCHAFT berichtete).

Anfang des Jahres hatten sich in einer beispiellosen Aktion 125 Mitarbeiter*innen der katholischen Kirche als queer geoutet und ein Ende ihrer Diskriminierung gefordert. Unter ihnen sind Priester, Gemeinde- und Pastoralreferent*innen, Religionslehrer*innen, aber auch Mitarbeiter*innen aus der kirchlichen Verwaltung (MANNSCHAFT berichtete).


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