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Konservative Katholiken kommen vom «Synodalen Weg» ab

Liberale und Bewahrer scheinen sich weiter unversöhnlich gegenüberzustehen, etwa beim Thema Segnung für homosexuelle Paare

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Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg (Foto: Arne Dedert/dpa)

Ende des Monats treffen sich Kirchenleute und katholische Laien zur zweiten grossen Versammlung im Reformprozess «Synodaler Weg». Doch wenige Wochen vorher kommen nun scharfe Querschüsse. Eine Bankrotterklärung? Von Britta Schultejans, dpa

Dass dieser Weg steinig sein würde, war von Anfang an klar. Doch nun sieht es nach rund zwei Jahren so aus, als führe der Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland, der «Synodale Weg», nur im Kreis – zurück auf Start. Denn kurz vor der zweiten grossen Synodalversammlung mit 230 Teilnehmern am 30. September in Frankfurt scheinen Liberale und Bewahrer sich so unversöhnlich gegenüberzustehen wie eh und je.

Angeführt von dem konservativen Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer schert nun eine Gruppe aus und kommt ab vom «Synodalen Weg». Am Freitag startete sie die Homepage www.synodale-beitraege.de – ganz explizit als Gegenentwurf zu dem konzipiert, was der «Synodale Weg» bislang als Diskussionsergebnisse zusammengetragen hat. Voderholzer gilt – ebenso wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki – als entschiedener Gegner dieses Reformprozesses und meldet sich immer wieder kritisch dazu zu Wort.

«Wir gehen den Synodalen Weg mit, kommen aber mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er in den bisher gefahrenen Gleisen nicht ans Ziel führen kann», schreibt Voderholzer jetzt auf dieser Internetseite. «Die Zusammensetzung der Foren der Synode und ihre Diskussionskultur erschweren einen angemessenen Dialog», heisst es in einer Mitteilung, die sein Bistum dazu veröffentlichte.


Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK), die den «Synodalen Weg» gemeinsam mit dem Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) initiiert hat, kommentiert den Voderholzer-Vorstoss nicht. «Wir haben das zur Kenntnis genommen», sagt DBK-Sprecher Matthias Kopp knapp. Die Sprecherin des ZdK, Britta Baas, sagt: «Mitglieder der Synodalversammlung – und Herr Voderholzer ist ja ein solches – können sich gemäss der Satzung und der Geschäftsordnung des Synodalen Weges einbringen. Wenn Mitglieder diesen Weg nicht wählen, nehmen wir das zur Kenntnis, kommentieren das aber nicht weiter.»

Die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» wird gewohnt deutlicher und wirft dem Regensburger Bischof «einen gezielten Affront gegen den ‚Synodalen Weg’» und «hinterhältige Kritik» vor. Sein Vorgehen sei darüber hinaus auch «ein starker Affront gegen die anderen deutschen Bischöfe», sagt Sprecher Christian Weisner. Bischof Voderholzer und die anderen Leute, die hinter der Homepage stehen und Beiträge dafür verfassten, haben aus seiner Sicht «immer noch nicht den Ernst der dramatischen Lage erkannt, die durch sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch sowie deren jahrzehntelange Vertuschung entstanden ist».

Der Reformprozess innerhalb der Kirche war vor dem Hintergrund des Skandals um massenhaften sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und dramatisch sinkender Mitgliederzahlen ins Rollen gekommen. In den rund 36 Seiten mit dem Titel «Vollmacht und Verantwortung», die am Freitag auf der Homepage veröffentlicht wurden, gehen die Autoren beispielsweise davon aus, dass der Skandal um tausendfachen Missbrauch «in keinem gesicherten Zusammenhang» steht mit der katholischen Sexualmoral oder der Machtstruktur innerhalb der Kirche.


«Eine solche Verquickung der Interessen dient nicht dem ernsten Anliegen, mit dem der Synodale Weg begonnen wurde, und bringt die Gefahr neuer Entzweiungen mit sich, innerhalb der deutschen Kirche ebenso wie in ihrem Verhältnis zum Vatikan und zur Weltkirche.» Ihr Gegenvorschlag: «Die Kirche als Institution, ihr Klerus und alle einzelnen Getauften in ihr müssen sich von Gottes Wort auf einen Weg der echten Umkehr und geistlichen Erneuerung führen lassen.»

Angesichts dramatischer Zahlen von Kirchenaustritten sprechen sie sich zwar klar für «strukturelle Erneuerung angesichts sichtbarer Mängel» aus, aber ebenso klar gegen eine Demokratisierung: «Gewaltenteilung im modernen Sinn» sei mit der «Kirchenleitung nicht zu vereinbaren», heisst es beispielsweise in dem Text.

Dass dieser Vorstoss in einer Diskussion, in der Voderholzer und seine Mitstreiter klar in der Minderheit sind, mehr ist als nur ein Zwischenruf von rechts, liegt daran, dass sie starke Verbündete haben – und zwar nicht irgendwo, sondern in Rom. «Wir wissen uns im Einklang mit den römischen Stellungnahmen», schreibt Voderholzer zur Begrüssung auf der neuen Homepage. Bestätigt wird er beispielsweise durch das höchst umstrittene und eine Protestwelle auslösende kategorische Nein der vatikanischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften.

Drei der vier Synodalforen sind praktisch erledigt.

«Für den Synodalen Weg ist das sehr schädlich», sagte der Münsteraner Professor für Dogmatik, Michael Seewald, nach dieser Entscheidung im März. «Ich frage mich ehrlich gesagt, über was der Synodale Weg noch beraten will und was er noch beschliessen kann. Drei der vier Synodalforen sind praktisch erledigt.»

Im Synodalen Weg geht es um vier Themenkomplexe: die Stellung der Frau in der Kirche, die kirchliche Sexualmoral, die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat) und den Umgang mit Macht. Drei der vier Themen seien vom Vatikan bereits abgeräumt worden, sagte Seewald damals. So habe der Papst nach der sogenannten Amazonas-Synode trotz gegenteiliger Erwartungen noch einmal die Bedeutung des Zölibats betont. Bei der Öffnung des Priesteramts für Frauen sei auf keinen Fall mit einem Entgegenkommen Roms zu rechnen – und nun auch noch das Segnungsverbot für homosexuelle Paare.

«Da Voderholzer auch Mitglied der römischen Glaubenskongregation ist, ist die Initiative ein Zeichen dafür, dass es wohl weiterhin Seilschaften zwischen Deutschland und dem Vatikan gibt, die jede Reform verhindern möchten», sagt Reformer Weisner. «Damit zeigt sich wieder einmal, wie schlecht es um einen theologischen Austausch auf der Höhe der Zeit zwischen Vatikan und den Katholikinnen und Katholiken in Deutschland bestellt ist.»

Vor der Herbstvollversammlung in Fulda
Er sieht nun die Mehrheit der deutschen Bischöfe in der Pflicht: Sie müssten sich jetzt auf ihrer für den 20. bis 23. September geplanten Herbstvollversammlung in Fulda «erneut und mit aller Kraft zu diesem dringend notwendigen Reformprozess bekennen – wenn der nicht zur Farce werden soll».


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