«Wir brauchen Zeichen im Blick auf homosexuelle Partnerschaften»
Bischof Bätzing mahnt konkrete Reformen in der Kirche an
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat konkrete Reformen in der katholischen Kirche etwa beim Thema Sexualmoral und bei homosexuellen Paaren angemahnt.
Bei dem derzeit laufenden Reformprozess, dem Synodalen Weg, gehe es darum, «das Handeln der Kirche sehr konkret zu verändern», betonte Bätzing am Montag zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Die Menschen innerhalb und ausserhalb der Kirche sollten spüren, «dass sich Wesentliches verändert», sagte Bätzing. Die Textentwürfe, die dazu schon vorlägen, machten deutlich, dass es hier «nicht um einen kleineren Aussenanstrich» gehe, sondern um «wesentliche Veränderungen».
Konkret heisst das für Bätzing: «Die Rolle der Frau ist nach meinem Begriff, das habe ich oft genug gesagt, die entscheidende Zukunftsfrage, und eine Öffnung in die Dienste und Ämter hinein muss diskutiert werden.»
Wir brauchen Zeichen im Blick auf Partnerschaften, ob sie gleichgeschlechtlich oder mehrgeschlechtlich sind
Zur kirchlichen Sexualmoral sagte er: «Wir brauchen da Zeichen. Zeichen auch im Blick auf Partnerschaften, die nicht in einer sakramentalen Ehe beschlossen werden, ob sie gleichgeschlechtlich oder mehrgeschlechtlich sind. Wir brauchen konkrete Zeichen. (…) Wenn es keine Zeichen gibt, dann wäre der Synodale Weg umsonst gewesen. Und ich habe das feste Vertrauen, dass wir hier mit Entscheidungen nach vorne gehen und Veränderungen gestalten werden.»
Bätzing machte die Zusicherung angesichts immer drängenderer und ungeduldiger Forderungen nach Reformen. So hatte Andrea Keber von der feministischen Reformbewegung «Maria 2.0» zuvor bei einer Pressekonferenz in Fulda erklärt, man erwarte von den Bischöfen auch «eine klare Positionierung gegenüber Rom». Es helfe nichts, lediglich für Reformbestrebungen Verständnis zu zeigen und Zusicherungen zu machen – und dann einzuknicken, wenn eine Entscheidung aus Rom komme, sagte Keber und erklärte auch mit Blick auf die massiven Kirchenaustritte: «Es geht um die Zukunft dieser Kirche.»
Zum Vorstoss des konservativen Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer, der Alternativtexte zum Synodalen Weg auf einer eigenen Website veröffentlicht hatte, sagte Bätzing, dies sei ein «Überraschungsmoment» gewesen. Voderholzers Initiative gefährde den Synodalen Weg jedoch in keiner Weise. Ob es klug von Voderholzer gewesen sei, so zu handeln, müsse sich zeigen.
Bischof Bätzing hatte im Mai erklärt, er strebe einen Segen für homosexuelle Paare an (MANNSCHAFT berichtete). Die Segnungsgottesdienste als Reaktion auf das Nein des Vatikan hatte er noch abgelehnt.
Damit hatten im deutschsprachigen Raum zahlreiche katholische Verbände und über 280 Theologieprofessoren protestiert. Im Frühjahr fanden zahlreiche Segnungsgottesdienste auch für homosexuelle Paare statt (MANNSCHAFT berichtete).
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