Wie queer ist ... Hugh Grant?
Lange galt er vor allem als Frauenheld. Dabei machte ihn eine schwule Rolle erst berühmt. Und auch sonst hat Hugh Grant so manches queerfreundliche Zeichen gesetzt.
#1 Weibliche Rollen am Theater
Zu Schulzeiten schlüpfte Hugh in weibliche Rollen. So spielte er mit Leidenschaft die Figur der Brigritta von Trapp aus dem Musical «Meine Lieder – meine Träume» (The Sound of Music). Es war eine richtige «Drag-Transformation», wie er rückblickend sagte. Er zog dann die Kleider seiner Mutter an. Besonders mochte er ein bestimmtes weisses Kleid mit Satin-Schleier.
#2 Mademoiselle Grant
«In meinen Jugendjahren war ich sehr girly», erklärte Hugh einmal. Damit meinte er offenbar mindestens seine Frisur. Er habe langes, wehendes Haar gehabt, damals in den 70er Jahren. Eigentlich in der Zeit auch für Männer nichts allzu besonderes, kam bei ihm offenbar noch irgendwas anderes hinzu. Als er einmal bei einem Schulaustausch in Paris war, hätten viele Menschen ihn dort oft als «Mademoiselle» angesprochen, weil sie ihn für eine junge Frau hielten. Allzu schlecht schien es ihm nicht gefallen zu haben, denn in Interviews gerät er an dieser Stelle leicht ins Schwärmen. Jetzt 40 Jahre später sehe er hingegen im Gesicht vielmehr aus «wie ein Hodensack».
#3 40 Jahre mit dem selben Parter? Lieber nicht
Die Rolle im Film «Florence Foster Jenkins» mit Meryl Streep nahm er nur deswegen an, weil er dort jemanden spielen konnte, der in einer offenen Beziehung lebt. Der Regisseur habe bei der Suche nach jemandem, dessen Privatleben ähnlich aussehe wie das der Rollenfigur nur an ihn denken können, scherzt Grant.
In dem Film glaubt Florence, dass sie gut singen kann und tritt auch vor Publikum auf. Dies ist jedoch keineswegs der Fall, aber niemand traut es sich, ihr das zu sagen. Inklusive ihres Mannes, gespielt von Hugh. Jede Person in dieser Beziehung lässt die andere eben einfach machen.
Das passe besonders gut zu seinem Privatleben, meinte Hugh einmal. Er habe ohnehin nie verstanden, warum zwei Personen 40 Jahre lang in einer monogamen Beziehung zusammenleben sollten. Dies sei nur eine soziale Norm oder nur noch der Schatten einer religiösen Vorgabe. Ein Rezept zum Glücklichsein sei es jedenfalls nicht, glaubt Hugh.
#5 Queere Rechte
Hugh hat sich schon früh für die Ehe für Alle in Grossbritannien ausgesprochen. Er selbst sei zwar nicht für die Ehe gemacht, meinte er, aber er sei der Ansicht, «dass Liebe für alle gleich ist. Und ich finde, dass alle die gleichen Rechte haben sollten.» Wenn jemand heiraten wolle, ob nun homosexuell, heterosexuell, trans oder mit einer anderen Identität oder Orientierung, solle man auf jeden Fall die Erlaubnis haben, dies zu tun, sagte Hugh.
#6 Auf Eltons und Davids Hochzeit
Folgerichtig war er dann auch als Gast auf der Hochzeit von Elton John und David Furnish. Und nach der Hochzeit erklärte Hugh öffentlich: «Grossbritannien ist auf dem Weg in die Zukunft. Glückwunsch an Elton und David. Glückwunsch an ein aufgeklärtes Vereinigtes Königreich.» Hugh postete hinterher auch noch ein Foto mit dem Titel «Eine Hochzeit und kein Todesfall!"»
#7 Schwuler Posterboy: «Maurice» Vielerorts gilt er heute ja noch immer als heterosexueller Frauenschwarm. Das liegt natürlich an seinen bekannten Rollen in Liebesfilmen wie «Vier Hochzeiten und ein Todesfall», «Notting Hill», «Bridget Jones», oder «Tatsächlich … Liebe». (Wobei sich diese Filme auch in der queeren Community hoher Beliebtheit erfreuen sollen). Allerdings machte ihn eigentlich eine schwule Rolle zuerst in England so richtig bekannt.
Nämlich diejenige im Film «Maurice» von 1987. Dieser erzählt die Geschichte von zwei jungen Männern, die sich an einer englischen Universität kennenlernen und verlieben. Sie kämpfen mit ihrem Verlagen, den gesellschaftlichen Erwartungen und ihren Ängsten. Beide gehen unterschiedlich damit um, weil beide unterschiedlich stark dabei sind, den Druck auszuhalten, der auf sie einwirkt.
Es blieb in den frühen Jahren nicht bei dieser Rolle, was queere Charaktere angeht. So spielte Grant in «Eine sachliche Affäre» aus dem Jahr 1995 einen schwulen Regisseur und in «Lass mich nicht alleine, Mutter!» von 1991 den Liebhaber eines Aids-kranken Mannes.
#8 Verklemmter Schwuler: «A Very English Scandal»
Was kommt dabei raus wenn man englischen Snobismus, verklemmte Prüderie und eine Portion Zynismus zusammen rührt? Richtig: eine schräge Rolle mit Hugh Grant. Der Politiker Jeremy Thorpe ist homosexuell, verheimlicht dies jedoch und ist gleichzeitig in hohen politischen Ämtern in der britischen Politik.
Hugh spielt Jeremy, dessen Lover Norman Scott wird von Ben Whishaw verkörpert. Grant zeigt hier eigentlich einen zutiefst unsympathischen Typen und er spielt ihn auch ziemlich verschlagen und rücksichtslos. Aber genau so erzeugt er erst Sympathie für alle queeren Menschen die durch die Mutlosigkeit und Eigensinnigkeit anderer ausgenutzt wurden - wie eben Norman Scott in dieser Geschichte. Weswegen Hugh über diese Negativdarstellung letztlich doch ein Statement für queere Menschen setzt.
Hinterer erklärte Hugh dann auch noch, wie es war, mit Ben Whishaw am Set im Bett zu landen. «Eine schwule Liebeszene zu drehen ist nicht seltsamer, als eine heterosexuelle zu drehen», sagte Hugh. «Es war eines Sonntag morgens und wir machten die ganze Liebesgeschichte an einem Tag. Allerdings bekam ich einen Ausschlag – ich ging also danach nach Hause zu meinen Kindern mit einem Ausschlag von Ben’s Bart.»
#9 Held des Camp: Paddington 2
Hugh kann es aber auch noch schräger, so etwa in «Paddington 2» Dieser Film handelt davon, dass Paddington Bär seiner Tante zum Geburtstag ein Buch schenken will. Um es sich leisten zu können, muss er sich erst noch etwas Geld dafür verdienen. Alls er dies zusammen hat und das Buch kaufen will, stellt er fest, dass es geklaut ist. Der erfolglose Schauspieler Phoenix Buchanan, gespielt von Hugh, hat es gestohlen und Paddington versucht nun, es zurück zu bekommen.
Was Hughs Einsatz so besonders macht, ist, dass er diese Rolle vollkommen übertrieben und unernst spielt. Dieser Camp-Stil – Rosa von Praunheim lässt grüssen – ist ja in vergangenen Jahrzehnten gerade in der queeren Szene sehr beliebt gewesen. Hugh macht nun hier eine liebevolle Reminiszenz an diese Kunstform, wenn er in dieser Rolle in lila und pinken Anzügen oder im Hasenkostüm auftritt.
#6 Karriererisiko?
Gelegentlich wird Hugh auch aus der queeren Community darauf angesprochen, dass es mutig gewesen sei, in den 80er und 90er Jahren in England schwule Hauptrollen anzunehmen. So zuletzt im Interview mit Pride Source. Hugh selber sieht das heute jedoch gar nicht unbedingt so. So meint er rückblickend: «Vielleicht brauchte man damals etwas mehr Mut, solche Rollen anzunehmen, aber es hat sich für mich nicht besonders mutig angefühlt, das zu tun.»
#4 Queere Schauspieler in Hetero-Rollen
Hugh Grant ist sich darüber bewusst, dass er als heterosexueller Mann es einfacher gehabt hat, an viele Rollen zu gelangen als seine queeren Kollegen. Dies gelte auch für queere Rollen, wie er einmal betont hat. Zuletzt etwa 2022 im Film «Glass Onion: A Knives Out Mystery», als er den Partner von Daniel Craig spielt, der dort den Ermittler gibt. Und das, obwohl er selbst ja gar nicht queer ist: «Wir hatten heterosexuelle Schauspieler, die schwule Figuren in romantischen Filmen gespielt haben, aber ich glaube, es wäre bisher noch schwer vorstellbar, dass ein schwuler Schauspieler eine heterosexuelle Rolle spielen könnte».
Für die Zukunft hat Hugh jedoch Hoffnung auf Veränderung: «Aber ich bin sicher, das wird kommen», erklärte er einmal zuversichtlich.
Ein Gespräch über Repräsentation, Zärtlichkeit und HIV: «Ich suchte Bilder, die meine Identität widerspiegelten» (MANNSCHAFT berichtete).
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