Hohe Unesco-Ehre für Österreichs Tunten
Synchronbügeln inclusive: Unesco hat den Tuntathlon in die Liste des Kulturerbes aufgenommen
Für die LGBTIQ-Community ist das eine positive Überraschung: Die Österreichische Unesco-Kommission teilte mit, dass der Wiener Tuntathlon in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Der Tuntathlon ist eine seit 2001 jedes Jahr in Wien durchgeführte Veranstaltung als Strassenfest. Dabei handelt es sich um einen (pseudo-)sportlichen Wettbewerb von selbsternannten Tunten jedweder Genderidentität. Bei dem Fest treten viele Teams von jeweils drei Tunten gegeneinander an. Die drei Kerndisziplinen sind Handtaschen-Hindernis-Hochwurf, Synchronbügeln und Stöckelschuh-Staffettenlauf. Die Intention der Veranstaltung ist es, Geschlechterrollen und Stereotypen aufs Korn zu nehmen. Der sportliche Wettkampf wird dabei absichtlich karnevalesk übersteigert und parodiert.
Statt «schneller, höher, stärker» heisst es beim Tuntathlon «anmutiger, bezaubernder und grossartiger». Manche sagen, die Königsdisziplin sei das Synchron-Bügeln. Denn hier liegen die tuntastischen Möglichkeiten zwischen sportlicher Extremleistung, Ausdruckstanz und grosser Oper. Beim Staffettenlauf müssen die Stöckel der Schuhe eine Minesthöhe von fünf Zentimeter haben. Eine prominent besetzte Jury aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen entscheidet humorbetont, welches Team gewinnt. Die Sieger*innen erhalten dann die goldene «The Broken Heel Trophy». Der Tuntathlon ist ein grosses Strassenfest und zieht jedes Jahr im Sommer zahlreiche Zuschauer*innen an.
Neben dem Wiener Tuntathlon hat die Unesco im November auch andere österreichische künstlerische Ausdrucksformen in die Liste des Kulturerbes aufgenommen wie der jährlich in der Steiermark stattfindende Umzug des Thomasnikolo und das Kärntner Georgijagen (ist eine alte Hirt*innen-Tradition). Die Liste des immateriellen Kulturerbes dokumentiert laut Unesco, «wie Menschen im Alltag miteinander feiern, lernen, gestalten und Wissen weitergeben». Sie umfasse «künstlerische Ausdrucksformen, mündlich überlieferte Traditionen, traditionelles Handwerk, gesellschaftliche Rituale, Feste sowie lokal überliefertes Wissen über die Natur».
Für nicht wenige Menschen in Österreich ist das Brauchtum wichtig. Umso erfreulicher ist es, dass nun auch eine queere Veranstaltung wie der Tuntathlon zum Kulturerbe zählt. Österreichs Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler begrüsst (SPÖ) die Neuaufnahmen: «Mit grosser Wertschätzung für gelebte Vielfalt freue ich mich über die neu hinzugekommenen Traditionen im Nationalen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. Die ausübenden Gemeinschaften halten unser kulturelles Miteinander lebendig und sorgen für den Fortbestand ihrer Praktiken und ihres Wissens.»
Der Termin für den nächsten Tuntathlon steht schon fest. Es ist der Samstag, 26. Juni, 2026. Die Veranstaltung findet wie immer bei jedem Wetter statt.
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